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Andreas Zeitlhöfler: Die obstbauliche Nutzung von ...

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2.2.2 GESCHICHTE DES ZIERQUITTENANBAUS UND AKTUELLE<br />

ENTWICKLUNGEN<br />

Schon 1796 gelangte die Chinesische Zierquitte (Chaenomeles speciosa) nach Europa, die Art<br />

Chaenomeles japonica (Japanische Zierquitte) dagegen wurde erst 1874 nach Europa<br />

eingeführt (Albrecht et. al. 1993). Beide sind zwar als Zierstrauch schon lange bekannt, doch<br />

eignen sie sich aufgrund der starken Bedornung kaum als Obstgehölz (Buchter-Weisbrodt<br />

1996). Nur gelegentlich wurde die <strong>Nutzung</strong> der Früchte als Obst erwähnt, frühestens 1910<br />

<strong>von</strong> Wocke. <strong>Die</strong>ser kannte bereits ihre Verwendung für die Herstellung <strong>von</strong> Gelee, das recht<br />

gut schmecken soll (Albrecht 1996). Spätere Quellen weisen auch auf eine gute<br />

Verwendbarkeit der Früchte für Süßmost und Marmelade hin. Trotzdem erlangte die<br />

Verwertung der Scheinquittenfrüchte nur im Hausgarten Bedeutung (Albrecht et. al. 1993).<br />

Als Obstgehölz wurde die Zierquitte erst durch die Züchtung der Sorte ´Cido´ bedeutungsvoll<br />

(Albrecht 1996), womit sich der lettländische Züchter Albert Tics in der Gartenbau-<br />

Versuchsstation in Pure seit 1951 befaßte (Albrecht et. al. 1993). Das Ziel war damals v.a.,<br />

eine Obstsorte zu finden, welche die Zitrone als Vitamin-C-Lieferant ersetzen konnte (Maethe<br />

1996). Nachdem die Sorte ´Cido´ erstmals auf den Markt gebracht wurde, wurde sie zunächst<br />

in Lettland selbst auf größeren Flächen kultiviert, die daraus gewonnenen Früchte wurden<br />

bereits an die verarbeitende Industrie abgesetzt. <strong>Die</strong> Sorte wurde erstmalig vom Betrieb<br />

Böhlje aus Westerstede nach Deutschland gebracht (Albrecht 1996). Heute steht ´Cido´ auch<br />

in Deutschland unter Sortenschutz, hier haben sich die Bezeichnungen "Lettenquitte" und<br />

"Zitronenquitte" eingebürgert (Wilhelm 2000). Auch in der ehemaligen DDR wurde in der<br />

Zuchtstation in Berlin-Baumschulenweg die Zierquitte züchterisch bearbeitet, zuerst aber<br />

hauptsächlich, um den Blütenschmuck zu verbessern. Später wurde auch dort die Selektion<br />

<strong>von</strong> Fruchtsorten betrieben, wodurch 1987 die Sorte ´Fusion´ in den Handel gebracht werden<br />

konnte (Albrecht et. al. 1993).<br />

Der deutsche Anbau <strong>von</strong> ´Cido´ begann 1994 in Westerstede, wo Erwin Helms und <strong>Die</strong>rk<br />

Warband heute eine Anlage betreiben, die 2 ha groß ist (Klostermann 1998). Derzeit sorgt die<br />

Werbung für ´Cido´ in Deutschland für großes Interesse. Gerade Hausfrauen, Medien und<br />

Hobbygärtner sollen sich für diese Wildfrucht interessieren (Maethe 1996). In der letzten Zeit<br />

ist v.a. die Getränkeindustrie sehr am Zitronenquittensaft interessiert, weil dieser sich gut als<br />

Ersatz für Zitronensaft eignet (Buchter-Weisbrodt 1996). <strong>Die</strong>se stellt aus ihnen auch Wein<br />

her. Hier können derzeit Preise <strong>von</strong> 1 DM/kg bei einem Absatz <strong>von</strong> 1,5 t Früchten erzielt<br />

werden. Nach Aussage der Betriebsleiter Helms und Warband ist der eigene Anbau <strong>von</strong><br />

´Cido´ mit anschließender Direktvermarktung am besten. <strong>Die</strong>se betreiben auch den Verkauf<br />

<strong>von</strong> Einzelpflanzen an interessierte Hobbygärtner über Versandbetriebe wie Quelle und<br />

Gartenbaucenter wie Dehner. Den Kunden wird die Lettenquitte als interessantes Obstgehölz<br />

für den Hausgarten als Einzelstrauch, als Bodendecker, für heckenartige Pflanzungen oder zur<br />

Pflanzung in Gruppen empfohlen. Auch zur Befestigung <strong>von</strong> Hängen wird sie angepriesen.<br />

Der Betrieb liefert auch Früchte, Zweige und Rezepte als Werbematerialien.<br />

<strong>Die</strong> Früchte aus dem Betrieb Helms / Warband gehen aktuell auch an einen Obstanbauer in<br />

Frankreich, wo sie v.a. zur Fruchtsaftherstellung verwendet werden (Klostermann 1998).<br />

In Lettland stellt die Japanische Zierquitte heute neben dem Apfel und der Erdbeere schon<br />

eine der drei wichtigsten Obstarten dar. Dort existieren bereits große Anbauflächen, auf denen<br />

dieses Wildobst kultiviert wird (Buchter-Weisbrodt 1996). <strong>Die</strong>se erreichten schon 1993 eine<br />

Größe <strong>von</strong> mehr als 100 ha, da<strong>von</strong> waren allein 50 ha Anbaufläche in Besitz eines staatlichen<br />

Betriebs bei Smiltene. In Lettland wird die Zitronenquitte v.a. als Ersatz für die dort nicht<br />

ausreichend frostharte Quitte sehr geschätzt. <strong>Die</strong> Früchte werden in diesem Land v.a. für die

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