Andreas Zeitlhöfler: Die obstbauliche Nutzung von ...
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Verbesserung der Fruchtqualität erhoffte. So kreuzte er Sorbus aucuparia mit Sorbus alpina,<br />
Crataegus sanguinea, Mespilus germanica und Aronia sp. Das Ergebnis sind die heute<br />
bekannten Sorten ´Titan´, ´Burka´, ´Granataja´, ´Likernaja´ und ´Michurinskaja Dessertnaja´,<br />
<strong>von</strong> denen die ersten drei auch unter dem Kapitel "Sorten" genannt werden. Ab dem Jahr<br />
1940 begannen auch genauere pomologische Untersuchungen mit dieser Sorte. Trotzdem<br />
wurde die Eberesche lange Zeit nur für die Verwertung der Früchte im eigenen Haushalt<br />
angebaut.<br />
Im größeren Umfang wurde die Eberesche erst nach dem zweiten Weltkrieg in der<br />
ehemaligen DDR kultiviert (Friedrich, Schuricht 1985), auch andere Länder begannen damit<br />
in dieser Zeit. Durch die schon damals angelaufene Selektion <strong>von</strong> Sorten sollen bereits vor 40<br />
Jahren ein paar Sorten mit großen Früchten und einem hohen Gehalt an Vitaminen im Umlauf<br />
gewesen sein (Gugenhan 1997 c). Damit konnte die Lebensmittelindustrie 1954 die Früchte<br />
der Eberesche zum ersten Mal sinnvoll als hochwertigen Rohstoff einsetzen bei konstant<br />
bleibender Fruchtqualität (Friedrich, Schuricht 1985). Nach dem neuesten Stand der<br />
Entwicklungen existieren zur Zeit in Dresden-Pillnitz 26 verschiedene Kultursorten der<br />
Eberesche (Augustin 2000 b). Auch heute noch wird sie in den neuen Bundesländern in<br />
Erwerbsanlagen angebaut und als anspruchsloses, robustes Obstgehölz geschätzt, während sie<br />
in den alten Bundesländern bisher kaum angebaut wird (Verstl 1997). So wurde<br />
beispielsweise 1993 in Dresden-Pillnitz mit einem Versuch zur Prüfung der Eignung<br />
verschiedener Sorbus-Sorten und -arten für verschiedene Bereiche der Landschaftsgestaltung<br />
und des Landbaus begonnen. Im Rahmen dieser Untersuchungen wurden auch Kultursorten<br />
der Eberesche aus dem In- und Ausland auf ihre Eignung für den erwerbsmäßigen Anbau<br />
überprüft. <strong>Die</strong> Versuchsleiter haben dabei v.a. den Wert der Früchte zur Gewinnung <strong>von</strong><br />
solchen Produkten im Auge, welche die Gesundheit fördern. Eine Beendigung dieses<br />
Versuches wird in nächste Zeit nicht zu erwarten sein. Insgesamt ist der Anbau <strong>von</strong><br />
Vogelbeeren in Deutschland zur Zeit noch <strong>von</strong> recht geringer Bedeutung. <strong>Die</strong> Preise sind<br />
derzeit jedoch nicht so schlecht bei bis zu 120 DM/dt Erntegut. Deshalb liegt es eher am<br />
Image, das die Eberesche bei der Bevölkerung hat, als an den tatsächlichen Gegebenheiten,<br />
daß sie noch nicht im großen Umfang angebaut wird. So weist sie der Name "Vogelbeere"<br />
eher als Vogelfutter und nicht so sehr als auch für den Menschen geeignetes Nahrungsmittel<br />
aus. Auch ist es nicht gerade hilfreich, daran zu erinnern, daß sie vor dem ersten Weltkrieg bei<br />
der Volksernährung eine Rolle spielte und sie in der ehemaligen DDR als Ersatz für andere<br />
vitaminreiche Früchte wie Zitronen herhalten sollte. Vor allem aber mangelt es im Anbau<br />
dieses Wildobstes immer noch in den Bereichen Anbau und Verarbeitung an<br />
Unternehmern, die zu Risiken bereit sind, gemeinsame Aktionen durchführen und eine<br />
sinnvolle Strategie zur Vermarktung entwickeln können. Der Anbau selbst erscheint im<br />
Vergleich dazu als nicht gerade aufwendig, wie sich noch zeigen wird (Augustin 2000 b).<br />
Obstbaulich genutzt wird die Eßbare Eberesche auch in Bulgarien, Rußland und Polen. Dort<br />
erfolgt der Anbau v.a. in den für andere Obstarten klimatisch ungünstigen Mittelgebirgslagen<br />
(Verstl 1997). In Rußland existieren noch weitere, in Mitteleuropa kaum bekannte Sorten aus<br />
der Sortengruppe "Nevezhinsker Eberesche", welche seit dem Jahr 1954 in den nördlichen<br />
Gebieten Rußlands <strong>von</strong> offizieller Seite zum Anbau empfohlen wurde (Friedrich, Schuricht<br />
1985).<br />
In Österreich wird die Eberesche traditionell zu Vogelbeerschnaps verarbeitet, jedoch wird<br />
dieser eher aus Früchten gewonnen, welche aus Rumänien oder der ehemaligen<br />
Tschechoslowakei stammen. Auch die Österreicher befaßten sich bereits mit der Züchtung<br />
neuer Sorten. So wurden in Klosterneuburg obstbaulich interessante Typen<br />
zusammengetragen und auf ihren Wert für den Anbau untersucht (Albrecht et. al. 1993). Dort