Andreas Zeitlhöfler: Die obstbauliche Nutzung von ...
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einem entsprechenden Markt. Auch für den Hausgarten oder den biologischen Anbau könnten<br />
manche dieser Arten Vorteile bringen, weil sie oft kaum gedüngt werden müssen und einige<br />
<strong>von</strong> ihnen auch kaum <strong>von</strong> Schädlingen oder Krankheitserregern befallen werden wie z.B. die<br />
Kornelkirsche. <strong>Die</strong>s würde die im biologischen Anbau schwierig anwendbaren und im<br />
Hausgarten oft unerwünschten Pflanzenschutzmaßnahmen reduzieren. Allerdings würde die<br />
Verwendung der Früchte als Zusatzstoff durch die Lebensmittelindustrie die Bedeutung der<br />
einzelnen Arten für die Verwendung im Haushalt eher wieder schmälern, da sie so kaum noch<br />
wahr genommen werden, außer als Inhaltsstoff auf Etiketten (Siegler 2001). Hinzu kommt<br />
noch, daß sie auch für einheimische Tiere oft wertvoll sind, z.B. Kornelkirsche als Pollen-<br />
und Nektarspender für Insekten oder Nistgehölze wie z.B. Fruchtrose, Schlehe, Sanddorn,<br />
Berberitze und Scheinquitte. Viele Vogelarten profitieren auch <strong>von</strong> den Früchten, allein die<br />
Sanddornfrüchte dienen v.a. in strengen Wintern 42 Vogelarten als Nahrung, bei der<br />
Eberesche sind es sogar 63 (Albrecht 1996). <strong>Die</strong>s kann jedoch für den erwerbsmäßigen Anbau<br />
zum Problem werden, wenn nicht frühzeitig geerntet wird. In der Landschaftspflege werden<br />
Wildobstgehölze oft als Solitärpflanzen oder in Hecken gepflanzt, wobei heute autochthone<br />
Herkünfte bevorzugt werden. Allein in Norddeutschland bestehen solche Schutzhecken zu bis<br />
zu 80 % aus Wildobstgehölzen (Albrecht et. al. 1993). Auch für die Pharmaindustrie ergeben<br />
sich zahlreiche <strong>Nutzung</strong>smöglichkeiten für Wildfrüchte, bei dieser ist z.B. in letzter Zeit auch<br />
das Interesse am Weißdorn gestiegen (siehe S. 215 ff.). Es ließen sich manche Wildfrüchte,<br />
die reich an Vitaminen, Mineralien und anderen bioaktiven Stoffen sind, ebenso als Garanten<br />
für eine gesunde, ausgewogene Ernährung gut absetzen (Albrecht 1996). Dabei ist es<br />
bemerkenswert, daß viele dieser Arten wie Sanddorn, Eberesche und Fruchtrosen weitaus<br />
mehr Vitamin C enthalten als z.B. die allgemein bekannte Zitrone. Auch Ascorbinsäure ist in<br />
Wildfrüchten oft reichlich vorhanden (Albrecht et. al. 1993). Weiterhin werden manche dieser<br />
Gehölze auch in sogenannten "halbnatürlichen Systemen" angebaut, wo sie <strong>von</strong> der<br />
Forstwirtschaft angepflanzt und anschließend mehr extensiv obstbaulich genutzt werden. Ein<br />
solcher Anbau wird z.B. im Baltikum mit Fruchtrosen betrieben (siehe S. 189). In diesem<br />
Zusammenhang wäre auch die mögliche "Mischkultur" <strong>von</strong> Wildobst mit konventionellen<br />
Obstgehölzen denkbar, welche auch in ökologischer Hinsicht Vorteile bringt (Beco 1999).<br />
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1.2 Definition <strong>von</strong> Wildobst<br />
Bevor auf das Thema "Wildobst" genauer eingegangen werden kann, muß natürlich auch<br />
geklärt werden, welche Gehölze eigentlich unter die Rubrik "Wildobst" fallen. Hierbei wird<br />
schnell klar, daß es <strong>von</strong> diesem Begriff unterschiedliche Auffassungen gibt. Albrecht (1996)<br />
definiert den Begriff folgendermaßen: "`Wildobst´ sind Wildgehölze, deren Früchte eßbar<br />
oder verwertbar sind sowie Kultursorten, deren Früchte den Wildarten nahestehen. <strong>Die</strong><br />
Grenze zu den eigentlichen Obstarten wie Apfel, Birne, Stachelbeere verläuft fließend". Ein<br />
weiterer, ähnlicher Definitionsversuch aus der Zeitschrift "Kleinbrennerei" <strong>von</strong> Bartels et. al.<br />
(1997 a) lautet so: "Als Wildobst" bezeichnet man verschiedene Gehölzarten, die bisher<br />
hauptsächlich "wild" in der freien Landschaft vorkommen, deren Früchte dort gelegentlich<br />
geerntet werden, meistens aber dem Wild, der Vogelwelt und den freilebenden Kleintieren als<br />
Nahrung überlassen bleiben." Hier spielt also die ökologische Bedeutung solcher Gehölze<br />
eine große Rolle, weniger die Eignung für den menschlichen Verzehr.<br />
Wildobstarten könnten auch als Obstgehölze bezeichnet werden, deren anbaulicher Wert<br />
bisher einfach noch nicht entdeckt wurde. Als Beispiel könnte dafür die "Kiwi" dienen,