13.02.2013 Aufrufe

Textbuch zur Auslandsakademie Afrique en ... - Cusanuswerk

Textbuch zur Auslandsakademie Afrique en ... - Cusanuswerk

Textbuch zur Auslandsakademie Afrique en ... - Cusanuswerk

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Nähe der Brutgebiete der Mück<strong>en</strong> aufhielt.<br />

Erstmals schriftlich erwähnt wurde die<br />

Erkrankung etwa 2700 vor Christus im chinesisch<strong>en</strong><br />

Medizinbuch Nei Ching. Hippokrates<br />

beschrieb die Symptome und brachte<br />

sie in Zusamm<strong>en</strong>hang mit steh<strong>en</strong>d<strong>en</strong><br />

Gewässern (dem Brutort der Mück<strong>en</strong>), die<br />

daraufhin im römisch<strong>en</strong> Reich mit dem Bau<br />

von Abwasserkanäl<strong>en</strong> bekämpft wurd<strong>en</strong>.<br />

Um 1600 lernt<strong>en</strong> europäische Einwanderer<br />

von peruanisch<strong>en</strong> Indianerstämm<strong>en</strong>, dass<br />

die Rinde des Cinchonabaums das Sumpffieber<br />

heilt. Ab 1649 war dieses Mittel unter<br />

dem Nam<strong>en</strong> „Jesuit<strong>en</strong>pulver“ in England<br />

erhältlich. Heute ist es als Chinin bekannt<br />

und immer noch eines der effektivst<strong>en</strong><br />

Antimalariamittel.<br />

1889 <strong>en</strong>tdeckte der Franzose C.L.A.<br />

Laveran kleine Parasit<strong>en</strong>, die später unter<br />

dem Nam<strong>en</strong> Plasmodi<strong>en</strong> bekannt wurd<strong>en</strong>,<br />

im Blut von an Malaria erkrankt<strong>en</strong> Pati<strong>en</strong>t<strong>en</strong>,<br />

eine Entdeckung, für die er im Jahr<br />

1907 mit dem Nobelpreis geehrt wurde.<br />

Nur w<strong>en</strong>ige Jahre später, im Jahr 1897, wies<br />

der Engländer R. Ross auf eine mögliche<br />

Übertragung der Plasmodi<strong>en</strong> durch Mükk<strong>en</strong><br />

hin, wofür er 1902 d<strong>en</strong> Nobelpreis<br />

bekam. Eine <strong>en</strong>tscheid<strong>en</strong>de W<strong>en</strong>dung<br />

nahm die Geschichte der Malaria durch d<strong>en</strong><br />

Schweizer P. Müller, der als dritter Malariaforscher<br />

1948 d<strong>en</strong> Nobelpreis verlieh<strong>en</strong><br />

bekam. Er wies nach, dass der bereits 1874<br />

von dem deutsch<strong>en</strong> Chemiestud<strong>en</strong>t<strong>en</strong> O.<br />

Zeidler <strong>en</strong>tdeckte Stoff DDT wirksam Mükk<strong>en</strong><br />

und mit ihn<strong>en</strong> auch Plasmodi<strong>en</strong> abtötet.<br />

Die <strong>en</strong>dgültige Ausrottung erschi<strong>en</strong><br />

plötzlich in greifbarer Nähe. Tatsächlich<br />

verschwand die Erkrankung im folg<strong>en</strong>d<strong>en</strong><br />

Jahrzehnt auch in Europa und d<strong>en</strong> USA, in<br />

d<strong>en</strong> meist<strong>en</strong> afrikanisch<strong>en</strong> und asiatisch<strong>en</strong><br />

Ländern scheiterte die Bekämpfung jedoch<br />

an Krieg<strong>en</strong>, Finanzierungsschwierigkeit<strong>en</strong><br />

und Resist<strong>en</strong>z<strong>en</strong>twicklung<strong>en</strong>. DDT ist heute<br />

in Deutschland weg<strong>en</strong> seiner Toxizität verbot<strong>en</strong>.<br />

Macht Malaria arm?<br />

Geg<strong>en</strong> Ab<strong>en</strong>d sitzt die gesamte Familie Cisse,<br />

also M. und Mme Cisse, seine Eltern und ihre<br />

6 Kinder, im Hof ihres Hauses und isst zu<br />

Ab<strong>en</strong>d. Heute gibt es nur Hirse, d<strong>en</strong>n Mme<br />

Cisse konnte durch die Erkrankung ihres Sohnes<br />

heute nicht wie üblich vor der Moschee<br />

selbstgebrat<strong>en</strong>e Banan<strong>en</strong> verkauf<strong>en</strong> und dann<br />

auf dem Markt Zutat<strong>en</strong> für das Ab<strong>en</strong>dess<strong>en</strong><br />

kauf<strong>en</strong>.<br />

Ein von Malaria betroff<strong>en</strong>es Land ist ein<br />

armes Land.<br />

Erscheint dieser Satz auch auf d<strong>en</strong> erst<strong>en</strong><br />

Blick viel zu einfach, ist er doch wahr:<br />

Erschreck<strong>en</strong>d g<strong>en</strong>au deckt sich die Weltkarte,<br />

auf der Länder mit hoh<strong>en</strong> Malariarat<strong>en</strong><br />

verzeichnet sind, mit der Weltkarte der<br />

Armut. Statistisch geseh<strong>en</strong> erwirtschaft<strong>en</strong><br />

von Malaria betroff<strong>en</strong>e Länder nur 2/3 des<br />

Bruttosozialproduktes anderer Länder. Pro<br />

Jahr liegt das durchschnittliche Wirtschaftswachstum<br />

1.3 % unter dem von nicht<br />

betroff<strong>en</strong><strong>en</strong> Ländern.<br />

Ein Zufall? Oder ist Malaria Ursache für<br />

Armut? Oder Folge von Armut?<br />

Die Antwort ist wahrscheinlich sowohl als<br />

auch. Natürlich gibt es viele andere Faktor<strong>en</strong>,<br />

die <strong>zur</strong> Armut dieser Länder beitrag<strong>en</strong>.<br />

In d<strong>en</strong> letzt<strong>en</strong> Jahrzehnt<strong>en</strong> zeichnet sich<br />

jedoch der Zusamm<strong>en</strong>hang zwisch<strong>en</strong><br />

Armut und Malaria immer mehr ab. Die<br />

Gründe sind vielfältig:<br />

· Armut macht eine gezielte Bekämpfung<br />

von Malaria schwer. Auf der ein<strong>en</strong> Seite<br />

fehl<strong>en</strong> die finanziell<strong>en</strong> Mittel, auf der<br />

ander<strong>en</strong> fehlt die Infrastruktur in dies<strong>en</strong><br />

Ländern, ohne die nationale Kampagn<strong>en</strong><br />

nicht durchführbar sind.<br />

· Für die betroff<strong>en</strong>e Familie <strong>en</strong>tsteh<strong>en</strong><br />

hohe Kost<strong>en</strong>: Geld für Medikam<strong>en</strong>te,<br />

Behandlung und d<strong>en</strong> Transport zum<br />

Arzt muss aufgebracht werd<strong>en</strong>.<br />

· Auf staatlicher Eb<strong>en</strong>e müss<strong>en</strong> öff<strong>en</strong>tliche<br />

Gesundheitseinrichtung<strong>en</strong> und nach<br />

Möglichkeit Präv<strong>en</strong>tions- und Forschungsprojekte<br />

eingerichtet werd<strong>en</strong>. So<br />

beträgt der Anteil des für Malariabekämpfung<br />

ausgegeb<strong>en</strong><strong>en</strong> Geldes an d<strong>en</strong><br />

Gesamtkost<strong>en</strong> im Gesundheitssystem in<br />

d<strong>en</strong> betroff<strong>en</strong><strong>en</strong> Ländern etwa 40 %.<br />

· Indirekte Kost<strong>en</strong> <strong>en</strong>tsteh<strong>en</strong> durch krankheitsbedingte<br />

Arbeitsausfälle und frühzeitige<br />

Todesfälle von Arbeitern.<br />

· Erkrankte Kinder verpass<strong>en</strong> d<strong>en</strong> Schulunterricht<br />

oder trag<strong>en</strong> Spätfolg<strong>en</strong> davon,<br />

die die dring<strong>en</strong>d b<strong>en</strong>ötigte gute Ausbildung<br />

unmöglich werd<strong>en</strong> lass<strong>en</strong>.<br />

· Tourist<strong>en</strong> und ausländische Investor<strong>en</strong><br />

werd<strong>en</strong> von der Erkrankung abgeschreckt.<br />

Prophylaxe nur für Weiße?<br />

Mamadous Großvater Amadou Cisse verwaltet<br />

als Hausmeister das kleine Gästehaus von Konna.<br />

Dort wohn<strong>en</strong> im Aug<strong>en</strong>blick drei Weiße:<br />

drei junge Stud<strong>en</strong>t<strong>en</strong> aus Deutschland. Als sie<br />

von Mamadous Erkrankung hör<strong>en</strong>, komm<strong>en</strong><br />

sie vorbei, um d<strong>en</strong> klein<strong>en</strong>, sonst so fröhlich<strong>en</strong><br />

Jung<strong>en</strong> zu besuch<strong>en</strong>. Eine Stud<strong>en</strong>tin erzählt,<br />

dass sie jed<strong>en</strong> Tag eine Tablette nehm<strong>en</strong> müsste,<br />

um nicht an Malaria zu erkrank<strong>en</strong>.<br />

W<strong>en</strong>n ein Fremder aus einem malaria-<br />

105

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!