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Textbuch zur Auslandsakademie Afrique en ... - Cusanuswerk

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„Au nom de Dieu Tout-Puissant…“<br />

Die Berliner „Kongo-Konfer<strong>en</strong>z“ vom 15.11.1884 bis zum 26.02.1885<br />

von HORST WIESHUBER<br />

m 15. November 1884 hob sich der<br />

Vorhang für das seltsame, beinahe<br />

surrealistische Diplomat<strong>en</strong>stück, das<br />

als Berliner Westafrikakonfer<strong>en</strong>z in die<br />

Geschichtsbücher einging. Es dauerte drei<br />

Monate an, und bis heute geh<strong>en</strong> die Meinung<strong>en</strong><br />

darüber auseinander, ob es eher als<br />

Tragödie oder als Komödie zu betracht<strong>en</strong><br />

ist. Die Konfer<strong>en</strong>z von Berlin war in vieler<br />

Hinsicht merkwürdig. Sie war gek<strong>en</strong>nzeichnet<br />

durch Zufälle und Paradoxa. Für viel<br />

europäische Historiker stellt sie zwar nicht<br />

mehr als eine winzige Fußnote in d<strong>en</strong> Annal<strong>en</strong><br />

der europäisch<strong>en</strong> Diplomatie dar. In<br />

d<strong>en</strong> Aug<strong>en</strong> der Afrikaner markiert sie<br />

jedoch ein<strong>en</strong> bedeut<strong>en</strong>d<strong>en</strong> und dunkl<strong>en</strong><br />

Meil<strong>en</strong>stein in der Weltgeschichte, dess<strong>en</strong><br />

unheilvolle Auswirkung<strong>en</strong> auch noch über<br />

„Ich kann nicht darüber hinwegseh<strong>en</strong>, daß in<br />

unserem Kreis keine Eingebor<strong>en</strong><strong>en</strong> vertret<strong>en</strong><br />

sind, und daß die Beschlüsse der Konfer<strong>en</strong>z<br />

d<strong>en</strong>noch von größter Wichtigkeit für sie sein<br />

werd<strong>en</strong>.“<br />

Sir Edward Malet, britischer Botschafter in<br />

Berlin, 1884<br />

hundert Jahre danach erlebbar sind. Daß an<br />

einer Konfer<strong>en</strong>z über die Zukunft ihres Erdteils<br />

kein einziger Afrikaner teilnahm,<br />

betrachtet<strong>en</strong> die Europäer im Jahre 1884 als<br />

Konsequ<strong>en</strong>z der natürlich<strong>en</strong> Ordnung. Die<br />

Afrikaner interpretier<strong>en</strong> es jedoch über ein<br />

Jahrhundert später als ein<strong>en</strong> Akt ungeheuerlicher<br />

Arroganz.<br />

„Bühne“ der Konfer<strong>en</strong>z war der große<br />

Festsaal im Obergeschoss des Kanzleramtes<br />

in der Wilhelmstraße. Als wichtigste Requisit<strong>en</strong><br />

in diesem Raum di<strong>en</strong>t<strong>en</strong> ein hufeis<strong>en</strong>förmiger<br />

Tisch, dess<strong>en</strong> off<strong>en</strong>es Ende dem<br />

Gart<strong>en</strong> zugewandt war und eine fünf Meter<br />

hohe Afrikakarte. Die Hauptroll<strong>en</strong> war<strong>en</strong><br />

mit d<strong>en</strong> Botschaftern und Ministern der<br />

vierzehn Teilnehmerländer besetzt. Die<br />

Eröffnungs- und die Schlußversammlung

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