Textbuch zur Auslandsakademie Afrique en ... - Cusanuswerk

20
„Samstag ein Seminar? Uns Bamiléké ist
der Samstag für Beerdigungen heilig!“ 1
Ein kursorischer Blick auf den Beerdigungskult im Westen Kameruns
von Dr. SYLVIA M. SCHMITT, Centre Polyvalent de Formation de Mbouo (CPF)
hérèse ist extra mit zwei kleinen Kindern
aus Deutschland angereist. Seit
über drei Jahren lebt die junge Kamerunerin
mit ihrem deutschen Ehemann in
Frankfurt/Main. Zur Beerdigung ihres
Vaters im Bamilékéland, dem bergigen
Westen Kameruns, hat sie sich vier Wochen
Urlaub genommen. Ihr Vater hinterläßt
fünf Frauen, 31 Töchter und Söhne und
unzählige Enkelkinder.
Die Beerdigungsfeiern auf dem väterlichen
Hof in Bandjoun, einer bedeutenden
Chefferie im Westen, stellen sich für den
geladenen deutschen Gast wie viele Feste
rund um die einzelnen Familienhöfe des
Verstorbenen da. Jede Familie hat ihre eigene
Gästeliste und gibt im Hause der jeweiligen
Mutter einen Empfang. Essen wird den
ganzen Samstag, seit Einführung von
gekühlten Leichenhallen der traditionelle
Beerdigungstag, gereicht. Der soziale Rang
des jeweiligen Gastes dominiert Ort, Zeitpunkt
und Qualität der gereichten Mahlzeit.
Gewöhnungsbedürftig für den deutschen
Gast ist, das Mahlzeiten während der
katholischen Messe für den Verstorbenen
gereicht werden.
Angenehm für das Miteinander der Kulturen,
Ethnien und Familien sind die ver-
schiedenen Trauergottesdienste für den
Vater von Thérèse:
· die Nachtwache von Freitag auf Samstag
hielt der evangelische Gemeindepastor,
· die katholische Messe bestimmte die
Trauerfeierlichkeiten des Samstages,
· und traditionell beerdigt wird der Verstorbene
in Bamilékétradition.
Fast schon eine Selbstverständlichkeit in
einem Land, in dem sich die Bevölkerung
verteilt auf je ein Drittel Christen, Moslems
und Anhänger animistischer Religionen.
Der Vater selbst war in erster Ehe katholisch
verheiratet und durch die polygame
Eheschliessung, rechtlich legal in Kamerun,
mit vier weiteren Frauen, Protestantinnen,
verheiratet.
Während der Messe wird dem Verstorbenen
in christlich-abendländischer Manier
die letzte Ehre erwiesen. Ein in Grossformat
gerahmtes Bild des Verstorbenen oder
der Verstorbenen schmückt den aufgebahrten
Sarg. Der Pastor oder Pfarrer hält seine
Rede, die oft auch Gemeindethemen wie
die letzte, zu geringe Kollekte uter den
Kirchgängern, oder manchmal auch das
Thema Aids berühren können. Die Vita der
Toten ist selten Inhalt der Rede/Predigt.
Auch verwundert den europäischen Gast