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Textbuch zur Auslandsakademie Afrique en ... - Cusanuswerk

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126<br />

bau zu sichern. Mindest<strong>en</strong>s eb<strong>en</strong>so zerstörerisch<br />

ist die agrarwirtschaftliche Nutzung<br />

im Rahm<strong>en</strong> international<strong>en</strong> Handels: 60 bis<br />

70 Proz<strong>en</strong>t der Zerstörung des Reg<strong>en</strong>waldes<br />

geh<strong>en</strong> nach Schätzung<strong>en</strong> von Umwelt-Organisation<strong>en</strong><br />

auf das Konto der Agro-Industrie.<br />

Auf d<strong>en</strong> großflächig gerodet<strong>en</strong> Areal<strong>en</strong><br />

werd<strong>en</strong> vor allem Soja, Ölpalm<strong>en</strong>,<br />

Kakao oder Kaffe angebaut oder Vieh<br />

geweidet. Ein<strong>en</strong> erheblich<strong>en</strong> Anteil an der<br />

Zerstörung der Reg<strong>en</strong>wälder hat auch die<br />

Holzindustrie: Zwar hat sie es auf bestimmte<br />

Baumart<strong>en</strong> abgeseh<strong>en</strong>, die gezielt gefällt<br />

werd<strong>en</strong>. Dabei werd<strong>en</strong> jedoch die Pflanz<strong>en</strong><br />

in einem groß<strong>en</strong> Radius rundherum zerstört<br />

oder erheblich geschädigt. Außerdem<br />

schlag<strong>en</strong> die Straß<strong>en</strong>, die für d<strong>en</strong> Abtransport<br />

der Edelhölzer b<strong>en</strong>ötigt werd<strong>en</strong>, große<br />

Schneis<strong>en</strong> in die Wälder. Damit werd<strong>en</strong><br />

auch erst die Wege geschaff<strong>en</strong>, auf d<strong>en</strong><strong>en</strong><br />

wiederum Siedler, Bauern und Wilderer in<br />

die Wälder gelang<strong>en</strong> könn<strong>en</strong>.<br />

Verlust der Nährstoffe<br />

Die ökologisch<strong>en</strong> Folg<strong>en</strong> der Rodung<strong>en</strong><br />

sind verheer<strong>en</strong>d und vor allem irreparabel.<br />

Im ursprünglich<strong>en</strong> Zustand wird der<br />

Humus vom Wald geschützt; doch die Brände<br />

zerstör<strong>en</strong> ihn zum Teil direkt, und der<br />

Reg<strong>en</strong> wäscht das, was von ihm übrig geblieb<strong>en</strong><br />

ist, rasch weg. Damit verschwind<strong>en</strong><br />

aber auch die Pilzgeflechte und mit ihn<strong>en</strong><br />

eine wes<strong>en</strong>tliche Voraussetzung für die Entstehung<br />

von Wachstum auf der Ferralsole:<br />

Die Pilze wandeln nämlich zum ein<strong>en</strong> Mineralverbindung<strong>en</strong>,<br />

die d<strong>en</strong> Pflanz<strong>en</strong> sonst<br />

unzugänglich geblieb<strong>en</strong> wär<strong>en</strong>, in solche<br />

um, die auch von d<strong>en</strong> Wurzeln aufg<strong>en</strong>omm<strong>en</strong><br />

werd<strong>en</strong> könn<strong>en</strong>. In erster Linie aber<br />

wirk<strong>en</strong> sie als Nährstoffall<strong>en</strong>. Da dem<br />

Bod<strong>en</strong> nun diese Nährstoffall<strong>en</strong> fehl<strong>en</strong>,<br />

könn<strong>en</strong> angebaute Pflanz<strong>en</strong> nur auf die<br />

spärlich vorhand<strong>en</strong><strong>en</strong> Minerale der Ferralsole<br />

<strong>zur</strong>ückgreif<strong>en</strong>. Diese sind jedoch<br />

schnell verbraucht und werd<strong>en</strong> zudem vom<br />

Reg<strong>en</strong> weggeschwemmt. Auch int<strong>en</strong>sive<br />

Düngung hilft hier w<strong>en</strong>ig. Vor allem der<br />

Viehwirtschaft sind damit <strong>en</strong>ge Gr<strong>en</strong>z<strong>en</strong><br />

gezog<strong>en</strong>: Pro Hektar Weidefläche kann nur<br />

ein Rind gehalt<strong>en</strong> werd<strong>en</strong>, so daß pro Jahr<br />

und Hektar nur etwa 40 Kilogramm Fleisch<br />

produziert werd<strong>en</strong> könn<strong>en</strong>. In Deutschland<br />

sind es dageg<strong>en</strong> bis zu 2.500 Kilogramm.<br />

Was vom Pflanz<strong>en</strong>- und Tierreichtum übrig<br />

bleibt, ist ein trock<strong>en</strong>er Wüst<strong>en</strong>sand, der<br />

nur kärgliche Ernt<strong>en</strong> ermöglicht. Sonne,<br />

Wind und Reg<strong>en</strong> sorg<strong>en</strong> innerhalb w<strong>en</strong>iger<br />

Jahre für Erosion<strong>en</strong>, die zu einer derart drastisch<strong>en</strong><br />

Verringerung der Ernt<strong>en</strong> führ<strong>en</strong>,<br />

daß die Bauern wieder neue Gebiete abrod<strong>en</strong><br />

müss<strong>en</strong>, um ihr Überleb<strong>en</strong> zu sichern.<br />

Es gibt kein Zurück<br />

Wo der Reg<strong>en</strong>wald einmal zerstört word<strong>en</strong><br />

ist, da wird es höchstwahrscheinlich nie wieder<br />

ein<strong>en</strong> geb<strong>en</strong>. Etwa 20 Proz<strong>en</strong>t der<br />

fest<strong>en</strong> Landmasse war<strong>en</strong> ursprünglich von<br />

Reg<strong>en</strong>wald bedeckt – heute sind es noch<br />

sieb<strong>en</strong> Proz<strong>en</strong>t. Ein Fläche halb so groß wie<br />

Deutschland geht jedes Jahr verlor<strong>en</strong>. Das<br />

Verschwind<strong>en</strong> der ‚grün<strong>en</strong> Lunge’ unserer<br />

Erde hat weitreich<strong>en</strong>de Konsequ<strong>en</strong>z<strong>en</strong>:<br />

Unzählige Tier- und Pflanz<strong>en</strong>art<strong>en</strong> sterb<strong>en</strong><br />

aus, ohne daß der M<strong>en</strong>sch jemals von ihn<strong>en</strong><br />

erfahr<strong>en</strong> hab<strong>en</strong> wird. Auch medizinisches<br />

Pot<strong>en</strong>tial bleibt dadurch ung<strong>en</strong>utzt. Die Zerstörung<br />

des Reg<strong>en</strong>waldes bedroht aber<br />

auch uralte Kultur<strong>en</strong>: Waldbewohnern wie<br />

einig<strong>en</strong> Indianerstämm<strong>en</strong> in Südamerika<br />

oder d<strong>en</strong> Pygmä<strong>en</strong> in Afrika wird die Exist<strong>en</strong>zgrundlage<br />

<strong>en</strong>tzog<strong>en</strong>. Die Folg<strong>en</strong> der<br />

Abrodung<strong>en</strong> für das Weltklima sind noch<br />

unabsehbar: Als riesige Kohl<strong>en</strong>dioxidspeicher<br />

wirk<strong>en</strong> die Reg<strong>en</strong>wälder ausgleich<strong>en</strong>d<br />

auf das Klima, sie erhöh<strong>en</strong> die Luftfeuchtigkeit,<br />

brems<strong>en</strong> d<strong>en</strong> Wind und produzier<strong>en</strong><br />

Sauerstoff. Wiss<strong>en</strong>schaftler vermut<strong>en</strong>, daß<br />

die weitgeh<strong>en</strong>de Vernichtung des Reg<strong>en</strong>waldes<br />

das Klima weiter polarisier<strong>en</strong> könnte: In<br />

kälter<strong>en</strong> Region<strong>en</strong> würde es dann noch kälter,<br />

in wärmer<strong>en</strong> noch wärmer werd<strong>en</strong>.<br />

Ungeklärt ist noch, ab wann die Wälder<br />

eine kritische Größe unterschritt<strong>en</strong> hab<strong>en</strong><br />

werd<strong>en</strong>, die für das Funktionier<strong>en</strong> des<br />

Systems notw<strong>en</strong>dig ist: Der Reg<strong>en</strong>wald produziert<br />

75 Proz<strong>en</strong>t seiner Niederschläge selber.<br />

Bereits heute hat die Dezimierung der<br />

Fläch<strong>en</strong> in viel<strong>en</strong> Reg<strong>en</strong>waldgebiet<strong>en</strong> zu<br />

einer Austrocknung geführt, in der<strong>en</strong> Folge<br />

es zu riesig<strong>en</strong> Waldbränd<strong>en</strong> kommt – mit<br />

unausweichlich<strong>en</strong> Folg<strong>en</strong> für das Weltklima.<br />

Ökologisch verträgliche Landwirtschaft<br />

Es ist jedoch möglich, d<strong>en</strong> Reg<strong>en</strong>wald landwirtschaftlich<br />

zu nutz<strong>en</strong>, ohne ihn vollständig<br />

zu zerstör<strong>en</strong>. Dazu müss<strong>en</strong> die ökologisch<strong>en</strong><br />

Gegeb<strong>en</strong>heit<strong>en</strong> beachtet werd<strong>en</strong>. Der<br />

ökologisch angepaßte Anbau ori<strong>en</strong>tiert sich<br />

an d<strong>en</strong> jahrtaus<strong>en</strong>dealt<strong>en</strong> Erfahrung<strong>en</strong> des<br />

Wanderfeldsystems: Statt große Fläch<strong>en</strong> zu<br />

rod<strong>en</strong> und zu bewirtschaft<strong>en</strong>, werd<strong>en</strong> kleinparzellige<br />

Mischkultur<strong>en</strong> angelegt; das Blätterdach<br />

wird so dicht belass<strong>en</strong>, daß sich<br />

Sonne und Reg<strong>en</strong> nicht nachteilig auf Pflanz<strong>en</strong><br />

und Bod<strong>en</strong> auswirk<strong>en</strong> könn<strong>en</strong>. Angebaut<br />

werd<strong>en</strong> heimische Dauerkultur<strong>en</strong> –<br />

wie etwa Maniok, Bergreis oder Süßkartoffeln<br />

– weil sie an die Bod<strong>en</strong>bedingung<strong>en</strong>

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