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Textbuch zur Auslandsakademie Afrique en ... - Cusanuswerk

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von Kamerun und Deutschland eingehe,<br />

möchte ich einige kritische Stimm<strong>en</strong> aus<br />

Kamerun zu Wort komm<strong>en</strong> lass<strong>en</strong>, um die<br />

Entwicklungshilfe einmal von einer ander<strong>en</strong><br />

Perspektive aus zu betracht<strong>en</strong>.<br />

In einem Artikel des Internet-Journals<br />

Ecovox schreibt der Journalist Souley Onohiolo<br />

über Vorurteil und Stereotyp<strong>en</strong> in der<br />

Zusamm<strong>en</strong>arbeit zwisch<strong>en</strong> Nord und Süd:<br />

«Schlimmer und heimtückischer ist das<br />

Vorteil welches darauf besteht, d<strong>en</strong> Schwarz<strong>en</strong><br />

als intellektuell rückständig und unfähig<br />

der Kreativität zu betracht<strong>en</strong>. […] Ihre<br />

Erneuerungsarbeit (Anm.: die Arbeit der<br />

Entwicklungshelfer) wird nie von Grund auf<br />

gemacht. Sie arbeit<strong>en</strong> nicht um überflüssig<br />

zu werd<strong>en</strong>, sondern um un<strong>en</strong>tbehrlich und<br />

unumgänglich zu bleib<strong>en</strong>.»<br />

Félix Meutchieye schreibt: „Das übliche<br />

Verständnis des Begriffs „Kooperation“ verweist<br />

auf Definition<strong>en</strong> wie: Zusamm<strong>en</strong>arbeit,<br />

zusamm<strong>en</strong> tätig sein oder noch einfacher<br />

zusamm<strong>en</strong> bewältig<strong>en</strong>. Aber es<br />

scheint, angesichts dess<strong>en</strong> was tatsächlich<br />

jedes Mal passiert w<strong>en</strong>n dieser Begriff<br />

b<strong>en</strong>utzt wird, dass er sich eher bezieht auf:<br />

arbeit<strong>en</strong> mit, tätig sein mit oder durchführ<strong>en</strong><br />

mit. […] Mit einem schnell<strong>en</strong> Blick auf<br />

die Dinge scheint es mir, dass diese Kooperation<br />

ist, welche wir leb<strong>en</strong>… und ausüb<strong>en</strong>!<br />

[…] Kann diese Art von Verhältnis konstruktiv<br />

sein? Und zu welchem Preis?“<br />

Der M<strong>en</strong>sch<strong>en</strong>rechtsexperte Jean Takougang<br />

fordert, dass humanitäre Interv<strong>en</strong>tion<strong>en</strong><br />

str<strong>en</strong>g reglem<strong>en</strong>tiert werd<strong>en</strong> und klagt<br />

die Staat<strong>en</strong> des Nord<strong>en</strong>s an, mit Interv<strong>en</strong>tion<strong>en</strong><br />

aus vorgeschob<strong>en</strong><strong>en</strong> Gründ<strong>en</strong> nur<br />

ihre Interess<strong>en</strong> durchsetz<strong>en</strong> zu woll<strong>en</strong>, beispielsweise<br />

Frankreich an der Elf<strong>en</strong>beinküste<br />

und die USA in Afghanistan und Irak.<br />

Unabhängig davon, ob diese Kritik<strong>en</strong><br />

jeweils berechtigt oder aber zu einseitig<br />

sind, sie <strong>en</strong>thalt<strong>en</strong> wichtige Maßstäbe für<br />

die Entwicklungszusamm<strong>en</strong>arbeit.<br />

Wirtschaftliche Entwicklung und Situation<br />

in Kamerun<br />

Unter d<strong>en</strong> Entwicklungsländern hatte<br />

Kamerun in d<strong>en</strong> 70er und 80er Jahr<strong>en</strong> eine<br />

hoffnungsvolle Ausgangsposition; die<br />

Erwartung<strong>en</strong> einer schnell<strong>en</strong> Industrialisierung<br />

hab<strong>en</strong> sich jedoch währ<strong>en</strong>d der 80er<br />

und 90er Jahre zerschlag<strong>en</strong>. Daran hab<strong>en</strong><br />

sowohl weltweite Wirtschaftskris<strong>en</strong> als auch<br />

innere Faktor<strong>en</strong> ihr<strong>en</strong> Anteil. Heute wird<br />

Kamerun von dem United Nations Developm<strong>en</strong>t<br />

Programme im allgemein<strong>en</strong> HDI<br />

(Human Developm<strong>en</strong>t Index) auf Platz 125<br />

von 162 geführt. Dieser Index fasst mehre-<br />

re Kriteri<strong>en</strong> zusamm<strong>en</strong>, unter anderem Bildung,<br />

Gesundheit, wirtschaftliche Entwicklung<br />

und Umwelt. Kamerun konnte nicht<br />

mit der Entwicklung in Südafrika mithalt<strong>en</strong>,<br />

jedoch gibt es keine so große Armut wie<br />

beispielsweise in d<strong>en</strong> angr<strong>en</strong>z<strong>en</strong>d<strong>en</strong> Ländern<br />

Tschad und der Z<strong>en</strong>tral-afrikanische<br />

Republik und d<strong>en</strong> Sahelländern. Der überwieg<strong>en</strong>de<br />

Teil der Bevölkerung arbeitet<br />

noch immer in der Landwirtschaft (1997:<br />

75%). Trotzdem hat dieser Sektor ein<strong>en</strong><br />

wes<strong>en</strong>tlich geringer<strong>en</strong> Anteil am Bruttoinlandsprodukt<br />

(1997: 25%), was auf eine<br />

niedrige Produktivität hindeutet. Bei d<strong>en</strong><br />

Exportgütern herrsch<strong>en</strong> jedoch die landwirtschaftlich<strong>en</strong><br />

Produkte vor, z.B. Kaffee,<br />

Kakao, Palmöl, Baumwolle, Kautschuk,<br />

Banan<strong>en</strong> und Erdöl. Der Industriesektor<br />

besteht vor allem aus der Verarbeitung von<br />

Aluminium, Erdöl, Holz, Baumwolle und<br />

Tabak und der Getränkeherstellung. Wirtschaftliches<br />

Herz Kameruns ist die Haf<strong>en</strong>stadt<br />

Douala.<br />

Durch d<strong>en</strong> Verfall der Weltmarktpreise<br />

für Kakao und Kaffee (seit 1986) kam es zu<br />

stark<strong>en</strong> Einkomm<strong>en</strong>sverlust<strong>en</strong> für die Bevölkerung<br />

und ein<strong>en</strong> Rückgang der staatlich<strong>en</strong><br />

Einkünfte. Durch teilweise illegale Holzexporte<br />

wurde versucht, d<strong>en</strong> Staatshaushalt<br />

aufzubessern, dadurch ist allerdings der<br />

Bestand des tropisch<strong>en</strong> Reg<strong>en</strong>waldes in<br />

Kamerun stark gefährdet. Zudem verursachte<br />

eine Abwertung der Landeswährung<br />

in 1994 empfindliche Preissteigerung<strong>en</strong><br />

und Entlassung<strong>en</strong>. Diese Entwicklung<strong>en</strong><br />

werd<strong>en</strong> verschärft durch ein Bevölkerungswachstum<br />

von jährlich fast 3%, so dass das<br />

Wohlstandsniveau der früh<strong>en</strong> 80er Jahre<br />

nicht gehalt<strong>en</strong> werd<strong>en</strong> konnte. Problematisch<br />

ist <strong>zur</strong>zeit die schwierige Haushaltslage.<br />

Diese verringert die Investition<strong>en</strong> in das<br />

Schul- und Gesundheitswes<strong>en</strong> und in die<br />

Infrastruktur. Zusamm<strong>en</strong> mit der vorherrsch<strong>en</strong>d<strong>en</strong><br />

Rechtsunsicherheit wird die Entwicklung<br />

in viel<strong>en</strong> Bereich<strong>en</strong> gehemmt. So<br />

ist der Tourismus stark unter<strong>en</strong>twickelt<br />

trotz sehr guter Voraussetzung<strong>en</strong>. Eine politische<br />

Hemmschwelle ist die z<strong>en</strong>tralistische<br />

Regierungsform, die der Vielfalt der Völker<br />

und Sprach<strong>en</strong> in Kamerun nicht gerecht<br />

wird. Die ethnisch<strong>en</strong> Bindung<strong>en</strong> sind oft<br />

die einzige soziale Absicherung, was dazu<br />

führt, dass <strong>en</strong>twicklungspolitisches Handeln<br />

staatlicher Funktionsträger und des Staates<br />

insgesamt w<strong>en</strong>ig ausgeprägt ist. Auch eine<br />

wirksame, geeinte Opposition konnte sich<br />

bis heute nicht bild<strong>en</strong>, so dass die öff<strong>en</strong>tlich<br />

kritisiert<strong>en</strong> Missstände, z.B. die Korruption,<br />

und M<strong>en</strong>sch<strong>en</strong>rechtsverletzung<strong>en</strong> weiter<br />

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