Textbuch zur Auslandsakademie Afrique en ... - Cusanuswerk
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Unternehm<strong>en</strong>, Partei<strong>en</strong>, das Militär, Großgrundbesitzer,<br />
Medi<strong>en</strong>, Lobbyist<strong>en</strong>, Internationale<br />
Geldgeber, um nur einige zu n<strong>en</strong>n<strong>en</strong>,<br />
sind eb<strong>en</strong>so wichtige Entscheidungsträger.<br />
Schließlich darf die Rolle der<br />
organisiert<strong>en</strong> Kriminalität nicht unterschätzt<br />
werd<strong>en</strong>.<br />
Nach der Definition im Cotonou-Abkomm<strong>en</strong>,<br />
aber auch nach vielfach<strong>en</strong> Verlautbarung<strong>en</strong><br />
etwa von d<strong>en</strong> Vereint<strong>en</strong> Nation<strong>en</strong><br />
oder der deutsch<strong>en</strong> GTZ, lässt sich gutes<br />
Regier<strong>en</strong> anhand von acht Parametern mess<strong>en</strong>.<br />
Dies sind (1) die Achtung, der Schutz<br />
und die Gewährleistung von M<strong>en</strong>sch<strong>en</strong>recht<strong>en</strong>,<br />
(2) die politische Teilhabe der Zivilgesellschaft,<br />
(3) Kons<strong>en</strong>sori<strong>en</strong>tierung im Rahm<strong>en</strong><br />
von demokratisch<strong>en</strong> Verfahr<strong>en</strong>, (4)<br />
Transpar<strong>en</strong>z und (5) Verlässlichkeit im Rahm<strong>en</strong><br />
staatlicher Entscheidung<strong>en</strong>, (6) Rechtsstaatlichkeit,<br />
(7) Effizi<strong>en</strong>z und Effektivität<br />
der öff<strong>en</strong>tlich<strong>en</strong> Verwaltung, (8) Gemeinwohlori<strong>en</strong>tierung<br />
staatlich<strong>en</strong> Handelns.<br />
Schon allein diese Aufzählung macht<br />
deutlich, dass Good Governance von einer<br />
Vielzahl der betroff<strong>en</strong><strong>en</strong> Staat<strong>en</strong> auch mittelfristig<br />
kaum erreichbar ist. Es erscheint<br />
schon fraglich, ob die sog. <strong>en</strong>twickelt<strong>en</strong><br />
Länder selbst diese Maßstäbe des gut<strong>en</strong><br />
Regier<strong>en</strong>s verwirklich<strong>en</strong>. Schließlich muss<br />
bei Betrachtung dieser Ziele darauf aufmerksam<br />
gemacht werd<strong>en</strong>, dass dies<strong>en</strong> Ziel<strong>en</strong><br />
das Verständnis eines europäisch<strong>en</strong><br />
Nationalstaates mitsamt einem westlich<strong>en</strong><br />
Verwaltungs- und Demokratieverständnis<br />
innewohnt. Ob aber das gute Regier<strong>en</strong> in<br />
einer modern<strong>en</strong> Industriegesellschaft an<br />
d<strong>en</strong> gleich<strong>en</strong> Parametern zu mess<strong>en</strong> ist, wie<br />
eine gute Regierung etwa in Kamerun kann<br />
aber durchaus kontrovers betrachtet werd<strong>en</strong>.<br />
Good Governance muss daher zunehm<strong>en</strong>d<br />
nicht als Forderung, sondern als Dialog<br />
der Industrieländer mit d<strong>en</strong> Entwicklungsländern<br />
verstand<strong>en</strong> werd<strong>en</strong>. Good<br />
Governance ist demnach kein Konzept und<br />
kein Rezept. Ein gutes Beispiel dafür bietet<br />
meiner Ansicht nach die Initiative von<br />
NEPAD. Zwisch<strong>en</strong> zahlreich<strong>en</strong> Staat<strong>en</strong> in<br />
Afrika wurde eine sog<strong>en</strong>anntes „peer<br />
review“ System 5 eingeführt, durch das sich<br />
die Staat<strong>en</strong> geg<strong>en</strong>seitig im Hinblick auf<br />
bestimmte Governance Kriteri<strong>en</strong> überprüf<strong>en</strong>.<br />
Die Überzeugung, dass die Maßstäbe der<br />
Good Governance bei der Verteilung von<br />
Entwicklungshilfe und Hilfsmaßnahm<strong>en</strong><br />
eine Rolle spiel<strong>en</strong> muss, hat seit d<strong>en</strong> 80er<br />
Jahr<strong>en</strong> mehr und mehr Eingang in die Leitlini<strong>en</strong><br />
fast aller supranationaler Entscheidungsträger<br />
auf dem Gebiet der Entwick-<br />
lungshilfe gefund<strong>en</strong>. So sieht beispielsweise<br />
der IWF Good Governance als eine der<br />
maßgeb<strong>en</strong>d<strong>en</strong> Elem<strong>en</strong>te von Rahm<strong>en</strong>bedingung<strong>en</strong><br />
an, in der Wirtschaft und Wohlstand<br />
wachs<strong>en</strong> könn<strong>en</strong>. Dabei wird freilich<br />
Wert darauf gelegt, dass nur solche Parameter<br />
von Good Governance Beachtung find<strong>en</strong>,<br />
die direkt mit ökonomisch<strong>en</strong> Aspekt<strong>en</strong><br />
zusamm<strong>en</strong>häng<strong>en</strong>. Diese Beschränkung ist<br />
notw<strong>en</strong>dig, da es nach der Satzung des IWF,<br />
nicht dess<strong>en</strong> Aufgabe ist, in die inner<strong>en</strong><br />
politisch<strong>en</strong> Angeleg<strong>en</strong>heit<strong>en</strong> eines Empfängerlandes<br />
einzugreif<strong>en</strong>. 6 Doch sind in d<strong>en</strong><br />
Leitlini<strong>en</strong> immerhin so z<strong>en</strong>trale Punkte, wie<br />
Rechtsstaatlichkeit, Effektivität und Verlässlichkeit<br />
der öff<strong>en</strong>tlich<strong>en</strong> Verwaltung oder<br />
auch g<strong>en</strong>erell der Kampf geg<strong>en</strong> Korruption<br />
zu find<strong>en</strong>. Dabei versteht sich der IWF<br />
einerseits als Di<strong>en</strong>stleister, der Good Governance<br />
beispielsweise durch administrative<br />
Unterstützung fördert. 7 Gleichzeitig fordert<br />
der IWF, dass bei Vergabe von Finanzhilfe<br />
der jeweilige Staat über seine Regierungsarbeit<br />
Rech<strong>en</strong>schaft ablegt.<br />
Warum Good Governance ?<br />
Es ist nicht weiter verwunderlich, dass ausgerechnet<br />
in international<strong>en</strong> Finanz- und<br />
Entwicklungshilfeorganisation<strong>en</strong> die Good<br />
Governance Prinzipi<strong>en</strong> besonder<strong>en</strong><br />
Anklang gefund<strong>en</strong> hab<strong>en</strong>. Schließlich war<strong>en</strong><br />
es Organisation<strong>en</strong> wie die Weltbank, der<br />
IWF oder die OECD die Mitte der 80er Jahre<br />
erkannt<strong>en</strong>, dass finanzielle Hilf<strong>en</strong> dann<br />
kein<strong>en</strong> Effekt auf eine positive Entwicklung<br />
der besonders arm<strong>en</strong> Staat<strong>en</strong> hatt<strong>en</strong>, w<strong>en</strong>n<br />
sie nicht auf stabile staatliche Rahm<strong>en</strong>bedingung<br />
traf<strong>en</strong>. So hätte sich in d<strong>en</strong> Ländern,<br />
die besonders viel finanzielle Mittel<br />
erhielt<strong>en</strong> weder schneller noch besser ein<br />
höheres Niveau an Leb<strong>en</strong>squalität eingestellt.<br />
8 Die Fehler der Entwicklungspolitik<br />
in der Vergang<strong>en</strong>heit sei<strong>en</strong> eb<strong>en</strong> gerade<br />
darin zu such<strong>en</strong>, dass man nur ökonomische<br />
nicht aber politische sprich „governance“<br />
– Aspekte beachtet hat. Entwicklungshilfe<br />
würde erst dann wirksam und effektiv,<br />
w<strong>en</strong>n sie sich nicht nur auf finanzielle und<br />
materielle Zuw<strong>en</strong>dung<strong>en</strong> beschränkt, sondern<br />
die Gewährung von finanzieller Unterstützung<br />
von der Reformpolitik des Empfängerlandes<br />
abhängig macht. Von Seit<strong>en</strong><br />
der UN Economic Commission for Africa<br />
wird verlautbart, dass Entwicklung ohne<br />
echte Demokratie, Friede, Achtung der<br />
M<strong>en</strong>sch<strong>en</strong>rechte sowie Good Governance<br />
unmöglich ist. 9<br />
Schließlich lässt sich Good Governance<br />
von einem weiter<strong>en</strong> Ansatz begründ<strong>en</strong>. Vie-