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Textbuch zur Auslandsakademie Afrique en ... - Cusanuswerk

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108<br />

Unternehm<strong>en</strong>, Partei<strong>en</strong>, das Militär, Großgrundbesitzer,<br />

Medi<strong>en</strong>, Lobbyist<strong>en</strong>, Internationale<br />

Geldgeber, um nur einige zu n<strong>en</strong>n<strong>en</strong>,<br />

sind eb<strong>en</strong>so wichtige Entscheidungsträger.<br />

Schließlich darf die Rolle der<br />

organisiert<strong>en</strong> Kriminalität nicht unterschätzt<br />

werd<strong>en</strong>.<br />

Nach der Definition im Cotonou-Abkomm<strong>en</strong>,<br />

aber auch nach vielfach<strong>en</strong> Verlautbarung<strong>en</strong><br />

etwa von d<strong>en</strong> Vereint<strong>en</strong> Nation<strong>en</strong><br />

oder der deutsch<strong>en</strong> GTZ, lässt sich gutes<br />

Regier<strong>en</strong> anhand von acht Parametern mess<strong>en</strong>.<br />

Dies sind (1) die Achtung, der Schutz<br />

und die Gewährleistung von M<strong>en</strong>sch<strong>en</strong>recht<strong>en</strong>,<br />

(2) die politische Teilhabe der Zivilgesellschaft,<br />

(3) Kons<strong>en</strong>sori<strong>en</strong>tierung im Rahm<strong>en</strong><br />

von demokratisch<strong>en</strong> Verfahr<strong>en</strong>, (4)<br />

Transpar<strong>en</strong>z und (5) Verlässlichkeit im Rahm<strong>en</strong><br />

staatlicher Entscheidung<strong>en</strong>, (6) Rechtsstaatlichkeit,<br />

(7) Effizi<strong>en</strong>z und Effektivität<br />

der öff<strong>en</strong>tlich<strong>en</strong> Verwaltung, (8) Gemeinwohlori<strong>en</strong>tierung<br />

staatlich<strong>en</strong> Handelns.<br />

Schon allein diese Aufzählung macht<br />

deutlich, dass Good Governance von einer<br />

Vielzahl der betroff<strong>en</strong><strong>en</strong> Staat<strong>en</strong> auch mittelfristig<br />

kaum erreichbar ist. Es erscheint<br />

schon fraglich, ob die sog. <strong>en</strong>twickelt<strong>en</strong><br />

Länder selbst diese Maßstäbe des gut<strong>en</strong><br />

Regier<strong>en</strong>s verwirklich<strong>en</strong>. Schließlich muss<br />

bei Betrachtung dieser Ziele darauf aufmerksam<br />

gemacht werd<strong>en</strong>, dass dies<strong>en</strong> Ziel<strong>en</strong><br />

das Verständnis eines europäisch<strong>en</strong><br />

Nationalstaates mitsamt einem westlich<strong>en</strong><br />

Verwaltungs- und Demokratieverständnis<br />

innewohnt. Ob aber das gute Regier<strong>en</strong> in<br />

einer modern<strong>en</strong> Industriegesellschaft an<br />

d<strong>en</strong> gleich<strong>en</strong> Parametern zu mess<strong>en</strong> ist, wie<br />

eine gute Regierung etwa in Kamerun kann<br />

aber durchaus kontrovers betrachtet werd<strong>en</strong>.<br />

Good Governance muss daher zunehm<strong>en</strong>d<br />

nicht als Forderung, sondern als Dialog<br />

der Industrieländer mit d<strong>en</strong> Entwicklungsländern<br />

verstand<strong>en</strong> werd<strong>en</strong>. Good<br />

Governance ist demnach kein Konzept und<br />

kein Rezept. Ein gutes Beispiel dafür bietet<br />

meiner Ansicht nach die Initiative von<br />

NEPAD. Zwisch<strong>en</strong> zahlreich<strong>en</strong> Staat<strong>en</strong> in<br />

Afrika wurde eine sog<strong>en</strong>anntes „peer<br />

review“ System 5 eingeführt, durch das sich<br />

die Staat<strong>en</strong> geg<strong>en</strong>seitig im Hinblick auf<br />

bestimmte Governance Kriteri<strong>en</strong> überprüf<strong>en</strong>.<br />

Die Überzeugung, dass die Maßstäbe der<br />

Good Governance bei der Verteilung von<br />

Entwicklungshilfe und Hilfsmaßnahm<strong>en</strong><br />

eine Rolle spiel<strong>en</strong> muss, hat seit d<strong>en</strong> 80er<br />

Jahr<strong>en</strong> mehr und mehr Eingang in die Leitlini<strong>en</strong><br />

fast aller supranationaler Entscheidungsträger<br />

auf dem Gebiet der Entwick-<br />

lungshilfe gefund<strong>en</strong>. So sieht beispielsweise<br />

der IWF Good Governance als eine der<br />

maßgeb<strong>en</strong>d<strong>en</strong> Elem<strong>en</strong>te von Rahm<strong>en</strong>bedingung<strong>en</strong><br />

an, in der Wirtschaft und Wohlstand<br />

wachs<strong>en</strong> könn<strong>en</strong>. Dabei wird freilich<br />

Wert darauf gelegt, dass nur solche Parameter<br />

von Good Governance Beachtung find<strong>en</strong>,<br />

die direkt mit ökonomisch<strong>en</strong> Aspekt<strong>en</strong><br />

zusamm<strong>en</strong>häng<strong>en</strong>. Diese Beschränkung ist<br />

notw<strong>en</strong>dig, da es nach der Satzung des IWF,<br />

nicht dess<strong>en</strong> Aufgabe ist, in die inner<strong>en</strong><br />

politisch<strong>en</strong> Angeleg<strong>en</strong>heit<strong>en</strong> eines Empfängerlandes<br />

einzugreif<strong>en</strong>. 6 Doch sind in d<strong>en</strong><br />

Leitlini<strong>en</strong> immerhin so z<strong>en</strong>trale Punkte, wie<br />

Rechtsstaatlichkeit, Effektivität und Verlässlichkeit<br />

der öff<strong>en</strong>tlich<strong>en</strong> Verwaltung oder<br />

auch g<strong>en</strong>erell der Kampf geg<strong>en</strong> Korruption<br />

zu find<strong>en</strong>. Dabei versteht sich der IWF<br />

einerseits als Di<strong>en</strong>stleister, der Good Governance<br />

beispielsweise durch administrative<br />

Unterstützung fördert. 7 Gleichzeitig fordert<br />

der IWF, dass bei Vergabe von Finanzhilfe<br />

der jeweilige Staat über seine Regierungsarbeit<br />

Rech<strong>en</strong>schaft ablegt.<br />

Warum Good Governance ?<br />

Es ist nicht weiter verwunderlich, dass ausgerechnet<br />

in international<strong>en</strong> Finanz- und<br />

Entwicklungshilfeorganisation<strong>en</strong> die Good<br />

Governance Prinzipi<strong>en</strong> besonder<strong>en</strong><br />

Anklang gefund<strong>en</strong> hab<strong>en</strong>. Schließlich war<strong>en</strong><br />

es Organisation<strong>en</strong> wie die Weltbank, der<br />

IWF oder die OECD die Mitte der 80er Jahre<br />

erkannt<strong>en</strong>, dass finanzielle Hilf<strong>en</strong> dann<br />

kein<strong>en</strong> Effekt auf eine positive Entwicklung<br />

der besonders arm<strong>en</strong> Staat<strong>en</strong> hatt<strong>en</strong>, w<strong>en</strong>n<br />

sie nicht auf stabile staatliche Rahm<strong>en</strong>bedingung<br />

traf<strong>en</strong>. So hätte sich in d<strong>en</strong> Ländern,<br />

die besonders viel finanzielle Mittel<br />

erhielt<strong>en</strong> weder schneller noch besser ein<br />

höheres Niveau an Leb<strong>en</strong>squalität eingestellt.<br />

8 Die Fehler der Entwicklungspolitik<br />

in der Vergang<strong>en</strong>heit sei<strong>en</strong> eb<strong>en</strong> gerade<br />

darin zu such<strong>en</strong>, dass man nur ökonomische<br />

nicht aber politische sprich „governance“<br />

– Aspekte beachtet hat. Entwicklungshilfe<br />

würde erst dann wirksam und effektiv,<br />

w<strong>en</strong>n sie sich nicht nur auf finanzielle und<br />

materielle Zuw<strong>en</strong>dung<strong>en</strong> beschränkt, sondern<br />

die Gewährung von finanzieller Unterstützung<br />

von der Reformpolitik des Empfängerlandes<br />

abhängig macht. Von Seit<strong>en</strong><br />

der UN Economic Commission for Africa<br />

wird verlautbart, dass Entwicklung ohne<br />

echte Demokratie, Friede, Achtung der<br />

M<strong>en</strong>sch<strong>en</strong>rechte sowie Good Governance<br />

unmöglich ist. 9<br />

Schließlich lässt sich Good Governance<br />

von einem weiter<strong>en</strong> Ansatz begründ<strong>en</strong>. Vie-

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