Textbuch zur Auslandsakademie Afrique en ... - Cusanuswerk
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(1988), diese Zeit wes<strong>en</strong>tlich kritischer darstellt<br />
und d<strong>en</strong> Widerstandskrieg<strong>en</strong> viel Platz<br />
einräumt.<br />
Mit deutscher Technik und Wiss<strong>en</strong>schaft<br />
werd<strong>en</strong> Produkte von hoher Qualität verbund<strong>en</strong>.<br />
„W<strong>en</strong>n du die Leute fragst, woher<br />
die best<strong>en</strong> Autos komm<strong>en</strong>, dann werd<strong>en</strong><br />
80% Deutschland sag<strong>en</strong>“ meint Michael,<br />
der hier Medizin studiert und die gut<strong>en</strong> Studi<strong>en</strong>bedingung<strong>en</strong><br />
zu schätz<strong>en</strong> weiß. „Ich<br />
möchte auf jed<strong>en</strong> Fall meine Ausbildung<br />
hier in Deutschland abschließ<strong>en</strong> und<br />
irg<strong>en</strong>dwann als guter Arzt nach Kamerun<br />
<strong>zur</strong>ückkehr<strong>en</strong>“.<br />
D<strong>en</strong>is Kontakt mit Deutschland <strong>en</strong>tstand<br />
über die Entwicklungszusamm<strong>en</strong>arbeit. Als<br />
er nach seinem Abitur im Priesterseminar<br />
lebte und Philosophie studierte, lernte er<br />
eine junge „Missionarin auf Zeit“ k<strong>en</strong>n<strong>en</strong>,<br />
die ein Jahr lang bei einem Ord<strong>en</strong> als Freiwillige<br />
mithalf. Ihn beeindruckte das Motto<br />
von MaZ „mitleb<strong>en</strong>-mitbet<strong>en</strong>-mitarbeit<strong>en</strong>“<br />
und so kam er im Oktober 2004 durch die<br />
Initiative „MaZ im Austausch“, die sich<br />
dafür einsetzt, dass auch junge M<strong>en</strong>sch<strong>en</strong><br />
aus der „Dritt<strong>en</strong> Welt“ hier bei uns ein<strong>en</strong><br />
Freiwillig<strong>en</strong>di<strong>en</strong>st leist<strong>en</strong> könn<strong>en</strong>, für ein<br />
Jahr nach Deutschland. „Ich habe immer<br />
davon geträumt, ander<strong>en</strong> Völkern zu begegn<strong>en</strong>,<br />
ihre Kultur versteh<strong>en</strong> zu lern<strong>en</strong>, verschied<strong>en</strong>e<br />
Sprach<strong>en</strong> zu könn<strong>en</strong> und Bänder<br />
der Freundschaft zu knüpf<strong>en</strong>, d<strong>en</strong>n es ist<br />
wichtig, dass sich die M<strong>en</strong>sch<strong>en</strong> k<strong>en</strong>n<strong>en</strong>,<br />
damit sie sich schätz<strong>en</strong> und miteinander<br />
leb<strong>en</strong> könn<strong>en</strong>. Je besser sich M<strong>en</strong>sch<strong>en</strong> k<strong>en</strong>n<strong>en</strong>,<br />
um so besser versteh<strong>en</strong> sie sich und<br />
um so besser könn<strong>en</strong> sie in Fried<strong>en</strong> leb<strong>en</strong>“.<br />
Michael und D<strong>en</strong>is hatt<strong>en</strong> die Möglichkeit<br />
Deutschland k<strong>en</strong>n<strong>en</strong> zu lern<strong>en</strong>,<br />
wodurch sich ihr Deutschland-Bild zum Teil<br />
veränderte und auf jed<strong>en</strong> Fall differ<strong>en</strong>zierter<br />
wurde. Und w<strong>en</strong>n sie heute nach Kamerun<br />
<strong>zur</strong>ückkehr<strong>en</strong>, trag<strong>en</strong> sie selbst wiederum<br />
dazu bei, das Bild von Deutschland in<br />
ihrer Heimat zu präg<strong>en</strong>.<br />
Auf die Frage, was sie Freund<strong>en</strong> und<br />
Bekannt<strong>en</strong> d<strong>en</strong>n von Deutschland erzähl<strong>en</strong><br />
werd<strong>en</strong>, w<strong>en</strong>n sie <strong>zur</strong>ückkomm<strong>en</strong>, sind sie<br />
sich einig: „Das Leb<strong>en</strong> in Deutschland ist<br />
nicht so leicht, wie man es sich vorstellt.<br />
Man muss hart arbeit<strong>en</strong>, um klarzukomm<strong>en</strong>“.<br />
Als Schwierigkeit<strong>en</strong> n<strong>en</strong>n<strong>en</strong> sie<br />
zunächst die Sprache und das Wetter. „Als<br />
ich das erste Mal Schnee geseh<strong>en</strong> habe,<br />
habe ich mich gefreut, wie ein kleines Kind.<br />
Ich bin raus und hab gleich Fotos für meine<br />
Eltern gemacht“, sagt Michael, währ<strong>en</strong>d<br />
D<strong>en</strong>is die erst<strong>en</strong> Woch<strong>en</strong> nur gefror<strong>en</strong> hat.<br />
Auch das öff<strong>en</strong>tliche Leb<strong>en</strong> ist für ein<strong>en</strong><br />
Afrikaner eine sehr große Umstellung. „Bei<br />
uns ist das Leb<strong>en</strong> drauß<strong>en</strong> wichtig. Leute<br />
brauch<strong>en</strong> nicht unbedingt die vier Wände<br />
und Termine; sie treff<strong>en</strong> sich auf der Straße,<br />
red<strong>en</strong> miteinander und lern<strong>en</strong> sich k<strong>en</strong>n<strong>en</strong>.<br />
Und so <strong>en</strong>tsteh<strong>en</strong> auch oft Freundschaft<strong>en</strong>.<br />
In Deutschland ist es auf der Straße<br />
sehr ruhig, es gibt w<strong>en</strong>ig Kontakte<br />
zwisch<strong>en</strong> Leut<strong>en</strong>. Die lauf<strong>en</strong> manchmal<br />
schneller als Autos und sag<strong>en</strong> zueinander<br />
auch oft nicht mehr als Bitte, … Danke, …<br />
Tschüs!“ beschreibt D<strong>en</strong>is. Seltsam sei das<br />
Verhältnis der Deutsch<strong>en</strong> zu ihr<strong>en</strong> Hund<strong>en</strong>.<br />
„Die werd<strong>en</strong> fast g<strong>en</strong>auso wie M<strong>en</strong>sch<strong>en</strong><br />
behandelt“ sagt D<strong>en</strong>is kopfschüttelnd. Ich<br />
weiß nicht, ob ihm dabei bewusst war, dass<br />
sein Landsmann, der kamerunische Ethnologe<br />
Dr. Flavi<strong>en</strong> Ndonko eine ganze Forschungsarbeit<br />
über Deutsche, ihre Hunde<br />
und was man daraus über unsere Gesellschaft<br />
lern<strong>en</strong> kann, verfasst hat.<br />
Zum Deutschlandbild von Michael<br />
gehört nach seiner Zeit in Deutschland leider<br />
auch die Erfahrung von Diskriminierung<br />
und Ausländerfeindlichkeit. So war<br />
beispielsweise auf dem Arbeitsamt ein<br />
bestimmter Neb<strong>en</strong>job auf seine Anfrage hin<br />
bereits vergeb<strong>en</strong>, währ<strong>en</strong>d sein deutscher<br />
Kommilitone w<strong>en</strong>ig später g<strong>en</strong>au dieses<br />
Angebot bekam. In Diskothek<strong>en</strong> werde er<br />
manchmal nicht reingelass<strong>en</strong> und in der<br />
Uni musste er sich schon mal auf eine seiner<br />
Frag<strong>en</strong> folg<strong>en</strong>d<strong>en</strong> Komm<strong>en</strong>tar eines<br />
Doz<strong>en</strong>t<strong>en</strong> gefall<strong>en</strong> lass<strong>en</strong>: „Ich k<strong>en</strong>ne kein<strong>en</strong><br />
Afrikaner, der das geschafft hat“. Zum<br />
Glück sei<strong>en</strong> die meist<strong>en</strong> Leute in Deutschland<br />
aber wirklich freundlich. Beide jung<strong>en</strong><br />
Männer schätz<strong>en</strong> hier außerdem die Ordnung,<br />
Sauberkeit und Pünktlichkeit, gerade<br />
auch von öff<strong>en</strong>tlich<strong>en</strong> Verkehrsmitteln. „In<br />
Kamerun fährt der Bus erst los, w<strong>en</strong>n er<br />
voll ist… und das kann manchmal sehr lange<br />
dauern…“. Ein deutsches Volksfest mit<br />
Geisterbahn, Karussell und Zuckerwatte in<br />
Nürnberg zählt zu d<strong>en</strong> schönst<strong>en</strong> Erlebniss<strong>en</strong><br />
von Michael in Deutschland. Auch<br />
D<strong>en</strong>is verbindet viele schöne Erfahrung<strong>en</strong><br />
und Begegnung<strong>en</strong> mit seinem Auf<strong>en</strong>thalt in<br />
Deutschland und so lautete sein Fazit bei<br />
seiner Rückkehr im Oktober 2005: „Schwierigkeit<strong>en</strong><br />
gehör<strong>en</strong> dazu g<strong>en</strong>auso wie Missverständnisse<br />
und was ein Gast als Dummheit<strong>en</strong><br />
mach<strong>en</strong> kann, darauf gibt es keine<br />
Vorbereitung! Aber Deutschland ist ein<br />
sehr schönes Land. Ich bin sehr froh hier<br />
gewes<strong>en</strong> zu sein. Als Kameruner kann man<br />
in Deutschland viel lern<strong>en</strong>.“<br />
D<strong>en</strong>is und Michael<br />
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