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Textbuch zur Auslandsakademie Afrique en ... - Cusanuswerk

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sondern auch auf individueller Eb<strong>en</strong>e so zu<br />

verwirklich<strong>en</strong>, dass jeder Kameruner beide<br />

Sprach<strong>en</strong> gleichermaß<strong>en</strong> beherrscht. Zwar<br />

gelang es, dieses Ideal in einzeln<strong>en</strong> Schul<strong>en</strong><br />

exemplarisch zu verwirklich<strong>en</strong>; wirklich<br />

bilinguale Schul<strong>en</strong> blieb<strong>en</strong> aber die Ausnahme,<br />

was u.a. auf d<strong>en</strong> Mangel an qualifiziert<strong>en</strong><br />

<strong>en</strong>glischsprachig<strong>en</strong> Lehrkräft<strong>en</strong> <strong>zur</strong>ückzuführ<strong>en</strong><br />

war. Dem Konzept der landesweit<strong>en</strong><br />

Bilingualität war darum nicht viel Erfolg<br />

beschied<strong>en</strong>; die Universität Yaoundé blieb<br />

z.B. nach wie vor französisch dominiert und<br />

bot so anglophon<strong>en</strong> Stud<strong>en</strong>t<strong>en</strong> nicht die<br />

gleich<strong>en</strong> Chanc<strong>en</strong> wie frankophon<strong>en</strong>. Die<br />

Gründe hierfür sind vielfältig: Einerseits<br />

war die Bilingualität immer eher ein Anlieg<strong>en</strong><br />

der anglophon<strong>en</strong> Bevölkerung, währ<strong>en</strong>d<br />

die französischsprachig<strong>en</strong> Kameruner<br />

schwerer von der Notw<strong>en</strong>digkeit zu überzeug<strong>en</strong><br />

war<strong>en</strong>, die Sprache der Minderheit<br />

zu erlern<strong>en</strong>. Andererseits aber bestand<strong>en</strong><br />

auch Widerstände unter d<strong>en</strong> anglophon<strong>en</strong><br />

Kamerunern, die befürchtet<strong>en</strong>, dass die<br />

Verwirklichung der Bilingualität auf ihrer<br />

Seite letztlich zu einer Anpassung an die<br />

französischsprachige Mehrheit führ<strong>en</strong> würde.<br />

Zweisprachigkeit heute<br />

Dass diese Sorge nicht ganz unbegründet<br />

war, zeigt die Tatsache, dass noch heute<br />

zwar die Verwaltung im anglophon<strong>en</strong> Teil<br />

flüssig Französisch spricht, währ<strong>en</strong>d die<br />

<strong>en</strong>glische Sprache in der frankophon<strong>en</strong> Verwaltung<br />

immer noch eher ungebräuchlich<br />

ist. Noch heute existiert also ein Geg<strong>en</strong>satz<br />

zwisch<strong>en</strong> dem theoretisch<strong>en</strong> Anspruch<br />

einer Bilingualität des Landes und einer<br />

Wirklichkeit, die – in d<strong>en</strong> frankophon<strong>en</strong><br />

Provinz<strong>en</strong> – nach wie vor von französischer<br />

Einsprachigkeit geprägt ist. So sind beispielsweise<br />

trotz Gleichstellung beider Sprach<strong>en</strong><br />

immer noch 90% der schriftlich<strong>en</strong><br />

Medi<strong>en</strong> und 65% des Rundfunks in französischer<br />

Sprache. Signifikant ist außerdem,<br />

dass bei Interpretationskonflikt<strong>en</strong> hinsichtlich<br />

der Verfassung laut Gesetz ihre französische<br />

Version als verbindlich anzuseh<strong>en</strong> ist.<br />

G<strong>en</strong>erell bleibt die Politik französisch dominiert:<br />

Bisher <strong>en</strong>tstammt<strong>en</strong> die Staatsoberhäupter<br />

alle der Frankophonie und verw<strong>en</strong>det<strong>en</strong><br />

bei offiziell<strong>en</strong> Anläss<strong>en</strong> nur selt<strong>en</strong> das<br />

Englische; auch das Parlam<strong>en</strong>t bedi<strong>en</strong>t sich<br />

fast ausschließlich der französisch<strong>en</strong> Sprache.<br />

Ähnliches gilt für d<strong>en</strong> Bereich des Militärs<br />

und d<strong>en</strong> Sport. Besonders folg<strong>en</strong>reich<br />

ist jedoch die erwähnte B<strong>en</strong>achteiligung<br />

anglophoner Stud<strong>en</strong>t<strong>en</strong> an der Universität,<br />

weil sie eine hohe Abbrecherquote nach<br />

sich zieht und so die französische Dominanz<br />

im Land weiter festigt.<br />

Unter dies<strong>en</strong> Voraussetzung<strong>en</strong> ist es<br />

nicht verwunderlich, dass der Lage der<br />

anglophon<strong>en</strong> Minderheit gerade in d<strong>en</strong> beid<strong>en</strong><br />

<strong>en</strong>glischsprachig<strong>en</strong> Provinz<strong>en</strong> besondere<br />

politische Bedeutung zukommt. Vor<br />

allem die größte Oppositionspartei des Landes<br />

SDF (Social Democratic Front/ Front<br />

Social Démocrate) hat das Problem der<br />

Anglophon<strong>en</strong> von ihr<strong>en</strong> Anfäng<strong>en</strong> im Jahr<br />

1989 an zu ihrem Hauptanlieg<strong>en</strong> gemacht,<br />

indem sie schon vor ihrer Gründung 1990<br />

ein Memorandum an die UN verfasst hat,<br />

dass der Marginalisierung der anglophon<strong>en</strong><br />

Minderheit gewidmet war. Im März 2000<br />

veröff<strong>en</strong>tlichte die SDF eine Resolution<br />

zum anglophon<strong>en</strong> Problem, in der sie darauf<br />

hinweist, dass die Einflusslosigkeit der<br />

anglophon<strong>en</strong> Provinz<strong>en</strong> darauf <strong>zur</strong>ückzuführ<strong>en</strong><br />

sei, dass die Regierung die föderale<br />

Struktur des Landes unterdrückt. Um der<br />

anglophon<strong>en</strong> Minderheit die Möglichkeit<br />

<strong>zur</strong> Entwicklung zu geb<strong>en</strong>, sei es daher<br />

nötig, zum Föderalismus <strong>zur</strong>ückkehr<strong>en</strong>, z.B.<br />

indem das Land in vier Bundesstaat<strong>en</strong> und<br />

eine gemeinsame Hauptstadt eingeteilt würde.<br />

Nur so könne das anglophone Problem<br />

gelöst werde und die Einheit der Nation<br />

gewährleistet werd<strong>en</strong>, da die zunehm<strong>en</strong>de<br />

Frustration unter der anglophon<strong>en</strong> Bevölkerung<br />

Sezessionsgedank<strong>en</strong> Vorschub leiste.<br />

Wie aktuell diese Debatte ist, zeigt ein<br />

Zeitungsartikel aus dem März 2005 mit dem<br />

Titel „English speakers dream of ‚Le divorce’“,<br />

in dem es um die Möglichkeit einer<br />

Abspaltung als „Südkamerun“ geht.<br />

Literatur<br />

· Bernd Heine: Sprache, Gesellschaft und Kommunikation<br />

in Afrika. Zum Problem der Verständigung<br />

und sozio-ökonomisch<strong>en</strong> Entwicklung<br />

im sub-saharisch<strong>en</strong> Afrika, Münch<strong>en</strong>, 1979.<br />

· Edmond Biloa: La langue française au Cameroun,<br />

Bern. Berlin u.a., 2003.<br />

· Hans-Georg Wolf: English in Cameroon, Berlin,<br />

New York, 2001.<br />

· http://www.sdfparty.org/<strong>en</strong>glish/resolutions/211.php<br />

· http://www.postnewsline.com/2005/09/delegate_teache.html#more<br />

· http://www.sdfgermany.de/index.php?id=3,22<br />

,0,0,1,0<br />

· http://www.sdfparty.org/<strong>en</strong>glish/people/78.<br />

php<br />

· http://www.ipsterraviva.net/Africa/viewstory.asp?idnews=64

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