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Textbuch zur Auslandsakademie Afrique en ... - Cusanuswerk

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d<strong>en</strong>. Wer nicht vermög<strong>en</strong>d g<strong>en</strong>ug war,<br />

musste sich damit zufried<strong>en</strong> geb<strong>en</strong>, eine<br />

Frau zu leih<strong>en</strong>.<br />

Der Erfolg von Mari<strong>en</strong>berg weckte d<strong>en</strong><br />

Neid von Häuptling Bombe, der uns in<br />

Edea zuvor so schmählich empfang<strong>en</strong> hatte.<br />

Nun suchte er mit all<strong>en</strong> Mitteln, P. Vieter<br />

davon zu überzeug<strong>en</strong>, auch in seinem Dorf<br />

eine Missionsstation zu gründ<strong>en</strong>. Fast<br />

gleichzeitig <strong>en</strong>tstand<strong>en</strong> dort und in Kribi an<br />

der Küste neue Orte missionarisch<strong>en</strong> Wirk<strong>en</strong>s.<br />

Wie überall so lauerte auch hier das<br />

Heid<strong>en</strong>tum hinter jedem Busch. Fetische<br />

wurd<strong>en</strong> verehrt und Giftmischerei, Zauberwes<strong>en</strong><br />

und Aberglaube bestimmt<strong>en</strong> d<strong>en</strong> Alltag.<br />

Besonders verruf<strong>en</strong> war ein Stand, der<br />

sich die „Losango“ nannte. Es handelte sich<br />

dabei um Geheimbünde, die sich um ein<strong>en</strong><br />

Gott oder ein<strong>en</strong> Teufel schart<strong>en</strong>. Sie übt<strong>en</strong><br />

polizeiliche und gerichtliche Gewalt aus<br />

und hatt<strong>en</strong> neb<strong>en</strong> dem Häuptling (der<br />

ihn<strong>en</strong> in d<strong>en</strong> meist<strong>en</strong> Fäll<strong>en</strong> wohl zu<strong>zur</strong>echn<strong>en</strong><br />

war) die größte Autorität im Dorf. Sie<br />

hielt<strong>en</strong> gottesdi<strong>en</strong>stähnliche Gerichte ab,<br />

bei d<strong>en</strong><strong>en</strong> der Angeklagte ein<strong>en</strong> Gifttrank<br />

zu sich nehm<strong>en</strong> musste. Erbrach j<strong>en</strong>er das<br />

teuflische Gemisch, war seine Unschuld<br />

erwies<strong>en</strong>, brach er darunter zusamm<strong>en</strong> war<br />

er schuldig und wurde hingerichtet. Beinahe<br />

wäre ihn<strong>en</strong> einmal ein Missionar zum<br />

Opfer gefall<strong>en</strong>, der beschuldigt wurde,<br />

einem Häuptling die Seele geraubt zu<br />

hab<strong>en</strong>. Die Bevölkerung zeigte sich jedoch<br />

immer mehr der dunkl<strong>en</strong> Schreck<strong>en</strong>sherrschaft<br />

der Losango überdrüssig und wandte<br />

sich der Liebe des Gottes der Christ<strong>en</strong> zu.<br />

Schon bald off<strong>en</strong>barte sich der Preis, d<strong>en</strong><br />

die Missionare für die Arbeit im Nam<strong>en</strong> des<br />

Herrn zahl<strong>en</strong> sollt<strong>en</strong>. Es dauerte nicht lange,<br />

da gab es kein<strong>en</strong> Bruder, der noch nicht<br />

vom Malariafieber befall<strong>en</strong> war, das in<br />

regelmäßig<strong>en</strong> Abständ<strong>en</strong> an ihr<strong>en</strong> Kräft<strong>en</strong><br />

zehrte. Dem übermäßig<strong>en</strong> Gebrauch des<br />

„Jesuit<strong>en</strong>pulvers“ oder Chinin konnte das<br />

Auftret<strong>en</strong> des Schwarzwasserfiebers leider<br />

erst viel zu spät zugeschrieb<strong>en</strong> werd<strong>en</strong>. Die<br />

ungewohnte Nahrung, die der afrikanische<br />

Bod<strong>en</strong> d<strong>en</strong> Missionar<strong>en</strong> sch<strong>en</strong>kte, gereichte<br />

eb<strong>en</strong>falls mehr der Entkräftung als der Stärkung.<br />

Viele arbeitet<strong>en</strong> im ungewohnt<strong>en</strong> Klima<br />

geschwächt und fiebrig bis <strong>zur</strong> völlig<strong>en</strong><br />

Erschöpfung weiter. In d<strong>en</strong> erst<strong>en</strong> zwei Jahr<strong>en</strong><br />

musst<strong>en</strong> drei Brüder weg<strong>en</strong> Krankheit<br />

ihre Tätigkeit in Kamerun unterbrech<strong>en</strong><br />

und Erholung in Deutschland such<strong>en</strong>. Drei<br />

weitere Brüder rief der Herr nach schwerem<br />

Leid<strong>en</strong> zu sich. Eine Erholungsstation<br />

war unabdingbar. Im Jahre 1894 wurde<br />

„Engelberg“ in klimatisch ang<strong>en</strong>ehm hoher<br />

64<br />

Lage am Kamerunberg gegründet und<br />

di<strong>en</strong>te von dieser Zeit an viel<strong>en</strong> Brüdern als<br />

Ort der Labsal.<br />

Festigung und Erweiterung<br />

Die folg<strong>en</strong>d<strong>en</strong> Jahre sollt<strong>en</strong> die Jahre der<br />

Festigung sein. Die finanzielle und personelle<br />

Lage der Pallottiner erlaubte nicht,<br />

weiter in das Innere Kameruns vorzustoß<strong>en</strong>,<br />

w<strong>en</strong>n das Erreichte nicht verderb<strong>en</strong><br />

sollte. Anlass zu dieser Sorge gab es leider<br />

g<strong>en</strong>ug. Nach der erst<strong>en</strong> Begeisterung über<br />

die Frohe Botschaft unseres Herrn wurd<strong>en</strong><br />

einige wankelmütige Seel<strong>en</strong> der Entbehrung<strong>en</strong><br />

überdrüssig, die die neue Religion von<br />

ihn<strong>en</strong> forderte. Vor allem die Vielweiberei<br />

wurde von ihn<strong>en</strong> schmerzlich vermisst. Einige<br />

bereits getaufte musst<strong>en</strong> sogar wieder<br />

ausgeschloss<strong>en</strong> werd<strong>en</strong>. Besonders rasch<br />

breitete sich ein Alkoholproblem unter d<strong>en</strong><br />

Eingebor<strong>en</strong><strong>en</strong> aus. J<strong>en</strong>es hatte sein<strong>en</strong><br />

Ursprung in Deutschland, das die unglaubliche<br />

M<strong>en</strong>ge von einer Million Liter Brandwein<br />

jährlich nach Kamerun exportierte.<br />

Mancherorts wurde dieses Laster sogar<br />

durch die Eingebor<strong>en</strong><strong>en</strong> institutionalisiert.<br />

Es <strong>en</strong>tstand die „Almela-Kirche“, welche als<br />

eine Nachäffung unserer heilig<strong>en</strong> christlich<strong>en</strong><br />

Kirche daherkam. Es gab ein<strong>en</strong> Taufritus,<br />

in d<strong>en</strong> „Gottesdi<strong>en</strong>st<strong>en</strong>“ wurde Brandwein<br />

mass<strong>en</strong>haft konsumiert und in Predigt<strong>en</strong><br />

zum Trink<strong>en</strong> und ander<strong>en</strong> Lastern<br />

aufgeruf<strong>en</strong>.<br />

Unvermutet kam<strong>en</strong> die Probleme, die<br />

aus dem Untergang des Losango-Kults<br />

erwuchs<strong>en</strong>. Nicht w<strong>en</strong>ige verstand<strong>en</strong> im<br />

Auftret<strong>en</strong> unserer Missionare geg<strong>en</strong> dies<strong>en</strong><br />

als eine Verkündigung fleischlicher Gelüste,<br />

die bereits unter d<strong>en</strong> Losango im Zaume<br />

gehalt<strong>en</strong> word<strong>en</strong> war<strong>en</strong>. Es machte sich<br />

auch Ratlosigkeit unter d<strong>en</strong> Eingebor<strong>en</strong><strong>en</strong><br />

breit. Es gab niemand<strong>en</strong> mehr, an d<strong>en</strong> man<br />

sich in Frag<strong>en</strong> der Geburt und Krankheit,<br />

bei zweifelhaft<strong>en</strong> Todesursach<strong>en</strong> oder auch<br />

um Schutz bei der Jagd w<strong>en</strong>d<strong>en</strong> konnte. Ein<br />

Eingebor<strong>en</strong>er sagte einmal: „Wir komm<strong>en</strong><br />

uns vor, wie Kinder, die man der Eltern<br />

beraubt hat und ohne Hilfe hinausstößt.“ In<br />

all dies<strong>en</strong> Angeleg<strong>en</strong>heit<strong>en</strong> musste nun der<br />

Missionar mit Rat und Tat abhelf<strong>en</strong>.<br />

Bald machte sich auch bemerkbar, dass<br />

unter d<strong>en</strong> Schülern die Mädch<strong>en</strong> fehlt<strong>en</strong>.<br />

Immer mehr Jung<strong>en</strong> blieb<strong>en</strong> der Schule<br />

fern, weil sie keine Aussicht hatt<strong>en</strong>, eine<br />

christliche Frau zu find<strong>en</strong>. Zum Zwecke der<br />

Mädch<strong>en</strong>erziehung wurd<strong>en</strong> deshalb auch<br />

umgeh<strong>en</strong>d Schwestern der Pallottiner nach<br />

Kamerun <strong>en</strong>tsandt. Jedoch mocht<strong>en</strong> die<br />

eingebor<strong>en</strong><strong>en</strong> Famili<strong>en</strong> ihre Töchter nicht

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