Textbuch zur Auslandsakademie Afrique en ... - Cusanuswerk

Weitere Magazine

Empfehlungen

Info

68 Die sind so Was Deutsche und Kameruner voneinander wissen von ANJA DODEK Teil 1: Kamerun-Bild in Deutschland Die unbekannten Löwen amerun?! Boah, da weiß ich (fast) gar nichts drüber“ – das war mit Abstanddie erste und häufigste Reaktion von Passanten, die ich in der Heidelberger Fußgängerzone ansprach, um mehr über das Kamerun- Bild in Deutschland zu erfahren. Mithilfe eines kurzen Fragebogens wollte ich herausfinden, was die Menschen mit Kamerun assoziieren, was sie über das Land wissen und wodurch diese Vorstellungen geprägt sind. Insgesamt interviewte ich Rundes, faustgroßes Fettgebäck aus Hefeteig hat viele Namen: Krapfen. Berliner, Pfannkuchen – oder eben auch Kameruner. dazu 51 Personen im Alter von 16 bis 87 Jahren (mean=38), davon 56 % Frauen. „Welche drei Begriffe fallen Ihnen spontan zu Kamerun ein ?“ lautete meine erste Frage, mit der für drei Personen auch schon das Interview endete, da sie den Begriff „Kamerun“ noch nie gehört hatten und ihnen nicht klar war, dass es sich dabei um einen (afrikanischen) Staat handelt. Die häufigsten Assoziationen der anderen Befragten waren „Afrika“, „Fußball“
und „Armut“. Nimmt man zu Fußball noch die Begriffe „Winfried Schäfer“, „Roger Milla“ und „die Löwen“ hinzu, so wird der beliebte Ballsport zum häufigst genannten Begriff im Zusammenhang mit Kamerun. Auch in späteren Antworten zeigt sich diese Dominanz. So meint eine Mehrheit der Befragten, ihr Bild über Kamerun sei hauptsächlich durch Länderspiele und Länderportraits im Fernsehen während Fußballweltmeisterschaften bestimmt. Man erinnert sich an den starken Auftritt von Roger Milla bei der WM 1990, seinen legendären Tanz um die Eckfahne und dass 2003 ein kamerunischer Spieler, Marc-Vivien Foé, beim Konföderationen-Pokal in Frankreich auf dem Platz zusammenbrach und wenig später starb. Damit ist für viele ihr Wissen über Kamerun aber auch schon erschöpft. „Voll ins Leere getroffen“ meint eine 44-jährige Frau, auf die Frage, was ihr Bild von Kamerun bestimmt und so lautet die typische Antwort „man weiß einfach sehr wenig darüber“. Erschreckend und peinlich findet das ein 38-jähriger Mann und ein 72-Jähriger erklärt seine Unwissenheit damit, dass Kamerun eben nicht „durch negative Schlagzeilen wie Bürgerkriege oder Naturkatastrophen unangenehm auffalle“. Gibt man „Kamerun“ als Suchbegriff in den Online-Archiven von Zeitungen und Zeitschriften wie „Die Zeit“, „Spiegel“, „FAZ“, „Stern“ und „SZ“ ein, so erhält man bis zu 150 Treffern, wobei auch hier die meisten Artikel mit Fußball zu tun haben. Flüchtlingspolitik, AIDS und Weltkirche sind weitere häufigere Themen. Aber auch über „Die Macht der Hexen“ (DIE ZEIT, Nr.38, 2005), interkulturelle Schönheitsideale (DIE ZEIT, Nr.7, 2004) und deutsche vs. kamerunische Komplimente (SZ, 14.09.2005) kann man etwas lernen. Insbesondere ältere Personen erinnern sich noch daran, dass Kamerun vor dem ersten Weltkrieg deutsche Kolonie war und im Geschichtsunterricht behandelt wurde. Auch in den Medien findet man hierzu noch einige Berichte, und sei es nur als Ankündigung einer Fotoausstellung. Für die Mehrheit der Befragten spielt die koloniale Vergangenheit Deutschlands für ihr Kamerunbild jedoch kaum eine Rolle. Vielmehr führen mangelnde Kenntnisse über Land und Leute dazu, dass allgemeine Klischees über Afrika, die sich aus verschiedenen Quellen zusammensetzen, einfach auf Kamerun übertragen werden. So ergibt sich das Bild von armen, schwarzen Menschen, die trotz aller widrigen Umstände lebensfroh und freundlich sind. Sie tanzen gerne, essen hauptsächlich Reis und Früchte und leben in einer heißen, trockenen Landschaft. Die meisten sind von Christen missioniert worden, haben aber noch ihre einheimischen Naturreligionen und Bräuche, die auf Europäer fremd und unbekannt oder aber exotisch anziehend wirken. Es herrschen die typisch afrikanischen Probleme wie Armut, mangelnde Bildung, Unterdrückung von Frauen, Hunger und evtl. Krieg. So zumindest würde eine äußert knappe Zusammenfassung der Hauptaussagen meiner Umfrage lauten, deren Ergebnisse ich in Form eines Gesamtfragebogens in einem Kasten dargestellt habe. Es ist jedoch falsch, einfach alle Aussagen über alle Personen hinweg zu addieren, weil dadurch interindividuelle Unterschiede einfach verwischt werden. So gibt es durchaus Personen, die ein differenziertes Kamerun - und Afrikabild haben und nicht zuletzt sind das vor allem diejenigen, die schon mal ein afrikanisches Land bereist haben oder einen Kameruner persönlich kennen. Dies zeigt, dass Vorurteile und Klischees letztlich nur durch Wissen und persönliche Begegnung abgebaut und verändert werden können. Eine Chance, die wir als Teilnehmer der Kamerunakademie im Februar 2006 selbst haben werden – nutzen wir sie. 69
Seite 1:
Textbuch zur Auslandsakademie Afriq
Seite 4 und 5:
Impressum Herausgeber Cusanuswerk B
Seite 6 und 7:
DIE DEUTSCH-KAMERUNISCHE GEGENWART
Seite 8 und 9:
8 Liebe Stipendiatinnen und Stipend
Seite 11 und 12:
Veranstalter 11
Seite 13 und 14:
So wurde „Afrika“ auf der einen
Seite 15 und 16:
Das Exotismusdilemma von DR. THORST
Seite 17 und 18: Geistliches Wort „Was willst du,
Seite 19 und 20: Kooperationspartner 19
Seite 21 und 22: und Aussenstehenden, wie selten Red
Seite 23 und 24: Eine Erzählung zum Ursprungsmythos
Seite 25 und 26: harder then in the WTO. The economi
Seite 27 und 28: 3 „new WTO compatible trading arr
Seite 29 und 30: de l’Afrique, qui depuis le 16e s
Seite 31 und 32: leaving Cameroon for good. While st
Seite 33 und 34: Un lieu d’espoir pour l’Afrique
Seite 35 und 36: · la réflexion, les publications
Seite 37 und 38: What does the Assistant Local Repre
Seite 39 und 40: Afrika und Europa 39
Seite 41 und 42: deutsche Gesellschaft zwar in Bezug
Seite 43 und 44: des 20. Jahrhunderts den Schutz von
Seite 45 und 46: Oktober 1520 Unsere portugiesiche A
Seite 47 und 48: Januar 1915 Die Schutztruppe ist zu
Seite 49 und 50: kann. Sie bildet den Schlüssel zur
Seite 51 und 52: Die koloniale Vergangenheit 51
Seite 53 und 54: Afrikakonferenz in Berlin; aus der
Seite 55 und 56: vereinigung auf dem Spiel. Am 13. F
Seite 57 und 58: Diskussion: während einige eine mo
Seite 59 und 60: Kakao, Palmöl (für Kerzen, Reifen
Seite 61 und 62: Licht in die Dunkelheit Missionarsg
Seite 63 und 64: selbst zum Apostolischen Vikariat,
Seite 65 und 66: so leicht zur Erziehung geben, wie
Seite 67: Die deutsch-kamerunische Gegenwart
Seite 71 und 72: Wie viele Menschen leben in Kamerun
Seite 73 und 74: (1988), diese Zeit wesentlich kriti
Seite 75 und 76: Bestehen eines Sprachtestes studier
Seite 77 und 78: unter den Nägeln brennen würde. W
Seite 79 und 80: Berliner Radio Multikulti. Jay Rutl
Seite 81 und 82: egierungsabhängiger Institutionen
Seite 83 und 84: von Kamerun und Deutschland eingehe
Seite 85 und 86: ist der Urwald eines der wichtigste
Seite 87 und 88: Aktuelle gesellschaftliche Herausfo
Seite 89 und 90: kerung und deren Annahme des Islams
Seite 91 und 92: Wirtschaftsmetropole des Landes wur
Seite 93 und 94: nen und wird an verschiedensten Rit
Seite 95 und 96: Der Islam Die muslimischen Gesellsc
Seite 97 und 98: Frankreich vier Jahrzehnte lang in
Seite 99 und 100: Eine ökonomische Analyse von HIV/A
Seite 101 und 102: abbremst oder sogar in eine Armutsf
Seite 103 und 104: Schlechte Luft in Afrika? Betrachtu
Seite 105 und 106: Nähe der Brutgebiete der Mücken a
Seite 107 und 108: Good Governance Kehrseite eines Men
Seite 109 und 110: le Entwicklungsländer fordern scho
Seite 111 und 112: tens den gemeinsamen Plan einer „
Seite 113 und 114: der politisch Herrschenden glaubwü
Seite 115 und 116: Der zukünftige Gatte ist typischer
Seite 117 und 118: unter 10 km entfernten Brunnen auss
Seite 119 und 120:
Kapital für ihre Entwicklung und I
Seite 121 und 122:
Entwicklungsländern erschwert, die
Seite 123 und 124:
Chute d'Ekom bei Nkongsamba FOTO St
Seite 125 und 126:
aufnimmt und sie an die Wurzeln der
Seite 127 und 128:
gut angepaßt sind und den Humus sc
Seite 129 und 130:
vent recevoir la force surnaturelle
Seite 131 und 132:
n’est pas sans danger, aussi des
Seite 133 und 134:
der Lebensbedingungen blieben bis h
Seite 135 und 136:
der Europäer während der Kolonial
Seite 137 und 138:
Récupération und Identitätsfindu
Seite 139 und 140:
sollst-Pressen der einen und dem St
Seite 141 und 142:
Soumégné, Joseph-Francis: La Nouv
Seite 143 und 144:
Die Küche Kameruns: „Nyaam-ugo
Seite 145 und 146:
und Rind. Eine leckere Spezialität
Seite 147 und 148:
Kamerun und der Fußball von JULIA
Seite 149 und 150:
verloren geglaubte Ball zurückgeta
Seite 151 und 152:
Die Macht der Hexen Beim Millennium
Seite 153 und 154:
studie Die Ökonomie der Hexerei. O
Seite 155 und 156:
Afrika im Cusanuswerk 155
Seite 157 und 158:
Was ist für Sie das gegenwärtig g
Seite 159 und 160:
Ausschreibungstext zur Auslandsakad
Seite 161 und 162:
PROGRAMM Vorbereitungswochenende Fr
Seite 163 und 164:
Donnerstag, 23. Februar 2006 Gesell
Seite 165 und 166:
Alltagsbegleitungen Was mit Wem Wo
Seite 167:
Quelle: U.S. Central Intelligence A
Alle anzeigen

Textbuch zur Auslandsakademie Afrique en ... - Cusanuswerk

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

Template löschen?

Als Template speichern?