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Textbuch zur Auslandsakademie Afrique en ... - Cusanuswerk

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so leicht <strong>zur</strong> Erziehung geb<strong>en</strong>, wie die Söhne.<br />

Dies hatte vor allem drei Gründe: Zum<br />

ein<strong>en</strong> erwuchs d<strong>en</strong> Famili<strong>en</strong> keine Steigerung<br />

des Anseh<strong>en</strong>s durch gebildete Töchter,<br />

zum ander<strong>en</strong> fehlt<strong>en</strong> diese bei der Feldarbeit,<br />

w<strong>en</strong>n sie <strong>zur</strong> Schule geh<strong>en</strong> musst<strong>en</strong>.<br />

Am gewichtigst<strong>en</strong> war aber, dass christlich<br />

erzog<strong>en</strong>e Frau<strong>en</strong> nicht mehr an polygyne<br />

Männer verheiratet werd<strong>en</strong> konnt<strong>en</strong>. Da<br />

diese jedoch meist die wohlhab<strong>en</strong>dst<strong>en</strong><br />

war<strong>en</strong>, verlor die Tochter an materiellem<br />

Wert. Doch auch hier bildet<strong>en</strong> die Häuptlinge<br />

meist die Vorhut und bracht<strong>en</strong> ihre<br />

Töchter d<strong>en</strong> Schwestern <strong>zur</strong> Erziehung.<br />

Doch aus dies<strong>en</strong> Jahr<strong>en</strong> gibt es auch<br />

Erfreuliches zu bericht<strong>en</strong>. Aus d<strong>en</strong> Schul<strong>en</strong><br />

<strong>en</strong>tspross<strong>en</strong> junge, hoffnungsvolle Bursch<strong>en</strong>,<br />

von d<strong>en</strong><strong>en</strong> einige in höher<strong>en</strong> Schul<strong>en</strong><br />

zu Lehrern und Katechum<strong>en</strong>at<strong>en</strong> (Religionslehrern)<br />

weitergebildet und in Auß<strong>en</strong>stell<strong>en</strong><br />

der Station<strong>en</strong> <strong>en</strong>tsandt werd<strong>en</strong><br />

konnt<strong>en</strong>, um dort zu wirk<strong>en</strong>. In „Einsiedeln“<br />

wurde alsbald eine Katechet<strong>en</strong>schule<br />

und ein Priesterseminar gegründet. Um die<br />

Schul<strong>en</strong> herum <strong>en</strong>tstand<strong>en</strong> Pflanzung<strong>en</strong><br />

und Handwerksbetriebe in d<strong>en</strong><strong>en</strong> die jung<strong>en</strong><br />

Christ<strong>en</strong> weitergebildet werd<strong>en</strong> konnt<strong>en</strong>.<br />

Viele fand<strong>en</strong> ob ihrer Tal<strong>en</strong>te und<br />

Deutschk<strong>en</strong>ntnisse bei der Regierung oder<br />

in d<strong>en</strong> Faktorei<strong>en</strong> der Handelsfirm<strong>en</strong> eine<br />

Anstellung.<br />

D<strong>en</strong> Fortschritt der katholisch<strong>en</strong> Mission<br />

honorierte die Propaganda in Rom mit der<br />

Weihe und Ern<strong>en</strong>nung P. Vieters zum<br />

erst<strong>en</strong> Bischof von Kamerun am 22. Dezember<br />

1904. Unter derart gut<strong>en</strong> Vorzeich<strong>en</strong><br />

drang die Mission weiter ins Innere Kameruns<br />

vor und erreichte die Hocheb<strong>en</strong><strong>en</strong> des<br />

Graslandes. In d<strong>en</strong> dortig<strong>en</strong> groß<strong>en</strong>, befestigt<strong>en</strong><br />

Städt<strong>en</strong>, die taus<strong>en</strong>de von M<strong>en</strong>sch<strong>en</strong><br />

beherbergt<strong>en</strong> fand<strong>en</strong> die Schul<strong>en</strong> und die<br />

neue Religion größt<strong>en</strong>teils herzliche und<br />

begeisterte Aufnahme. Dort traf man auch<br />

auf d<strong>en</strong> Islam, der von Handelsreis<strong>en</strong>d<strong>en</strong><br />

aus Nordafrika in d<strong>en</strong> Süd<strong>en</strong> getrag<strong>en</strong> word<strong>en</strong><br />

war. Echte Begeisterung für die Lehr<strong>en</strong><br />

des falsch<strong>en</strong> Prophet<strong>en</strong>, war jedoch nie<br />

wirklich aufgekomm<strong>en</strong>, so dass j<strong>en</strong>er sich<br />

leichter <strong>zur</strong>ückdräng<strong>en</strong> ließ als erwartet.<br />

Duala (1897), Groß-Batanga (1900), Ikassa<br />

(1906), Ngowayang (1909), Dschang<br />

(1910), Minlaba und Ossing (1912) war<strong>en</strong><br />

die neu<strong>en</strong> Station<strong>en</strong> von d<strong>en</strong><strong>en</strong> aus sich die<br />

Frohe Botschaft wie ein Lauffeuer verbreitete.<br />

Keine jedoch reichte an die Krone unseres<br />

Müh<strong>en</strong>s heran: Jaunde (1901) sollte das<br />

Musterbild einer Missionsstation bleib<strong>en</strong>.<br />

Dort unterlief<strong>en</strong> uns keine Fehltritte, bis<br />

zum Ende.<br />

Das Ende<br />

Die Chronik der Zerstörung begann am 27.<br />

September 1914, als französische und <strong>en</strong>glische<br />

Trupp<strong>en</strong> Duala einnehm<strong>en</strong>. Die ansässig<strong>en</strong><br />

Missionare wurd<strong>en</strong> gefang<strong>en</strong> gesetzt.<br />

Im Oktober 1914 wurd<strong>en</strong> unsere erst<strong>en</strong> Station<strong>en</strong><br />

Mari<strong>en</strong>berg und Edea geräumt und<br />

geplündert, die dortig<strong>en</strong> Brüder ereilte das<br />

Schicksal der Verbannung.<br />

Dies alles geschieht noch unter d<strong>en</strong><br />

Aug<strong>en</strong> von Bischof Vieter, der in Jaunde<br />

weilte und von Botschaftern erfahr<strong>en</strong> musste,<br />

wie sein Leb<strong>en</strong>swerk Stück für Stück in<br />

Flamm<strong>en</strong> aufging. Am 7. November 1904<br />

bereitete der Herr seinem Leid<strong>en</strong> ein Ende<br />

und rief ihn zu sich. Er starb an Herzversag<strong>en</strong>.<br />

Im Dezember 1914 wurde Engelberg<br />

g<strong>en</strong>omm<strong>en</strong> und alle Einwohner vertrieb<strong>en</strong>,<br />

ohne Rücksicht darauf, wer gesund war und<br />

wer krank. Kurz vor dem Einmarsch der<br />

Trupp<strong>en</strong> hatt<strong>en</strong> die Patres noch alle Hände<br />

voll zu tun, eine Schar junger Paare zu trau<strong>en</strong>,<br />

die befürcht<strong>en</strong>, sonst nicht mehr d<strong>en</strong><br />

Bund der Ehe eingeh<strong>en</strong> zu könn<strong>en</strong>.<br />

In dies<strong>en</strong> Tag<strong>en</strong>, da ich diese Zeil<strong>en</strong> zu<br />

Papier bringe, sind die Trupp<strong>en</strong> auf dem<br />

Vormarsch in das Hinterland. Was aus all<br />

d<strong>en</strong> Seel<strong>en</strong> werd<strong>en</strong> wird, die uns anheim<br />

gegeb<strong>en</strong> war<strong>en</strong>, weiß nur der Allmächtige.<br />

Ngowayang im August 1915<br />

Br. Robert Ulrich, P.S.M.<br />

Literatur<br />

· Berger, Heinrich, Mission und Kolonialpolitik<br />

in Neue Zeitschrift für Missionswiss<strong>en</strong>schaft,<br />

Imm<strong>en</strong>see 1978<br />

· Hering, Wolfgang (Hrsg.), Christus in Afrika<br />

in Glaube, Wiss<strong>en</strong>, Wirk<strong>en</strong> 15, Lahn-Verlag,<br />

Limburg 1991<br />

· Skolaster, Hermann, Die Pallottiner in Kamerun<br />

Druck & Verlag der Kongregation der Pallottiner,<br />

Limburg/Lahn 1924<br />

· Schlatter, Wilhelm, Geschichte der Basler Mission<br />

1815-1915, Band III<br />

Basler Missionsbuchhandlung, Basel 1916<br />

· Joseph Schmidlin, Katholische Missionsgeschichte<br />

Missionsdruckerei Steyl, Kald<strong>en</strong>kirch<strong>en</strong> 1924<br />

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