13.02.2013 Aufrufe

Textbuch zur Auslandsakademie Afrique en ... - Cusanuswerk

Textbuch zur Auslandsakademie Afrique en ... - Cusanuswerk

Textbuch zur Auslandsakademie Afrique en ... - Cusanuswerk

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

unter 10 km <strong>en</strong>tfernt<strong>en</strong> Brunn<strong>en</strong> ausschließlich<br />

Frau<strong>en</strong>arbeit. Andere Faktor<strong>en</strong><br />

sind das niedrige Heiratsalter, das bei Mädch<strong>en</strong><br />

im Durchschnitt bei 14 Jahr<strong>en</strong> liegt<br />

und damit verbund<strong>en</strong> die hohe Schwangerschaftsrate,<br />

die bei 16jährig<strong>en</strong> Mädch<strong>en</strong> ca.<br />

50% beträgt.<br />

Trotz des niedrig<strong>en</strong> Bildungsgrades sind<br />

48% der Frau<strong>en</strong> berufstätig, im landwirtschaftlich<strong>en</strong><br />

Sektor stell<strong>en</strong> sie sogar 80%<br />

der Arbeitskräfte. Das Arbeitsrecht garantiert<br />

gleiche Einstellungsmöglichkeit<strong>en</strong>,<br />

freie Berufswahl und gleich<strong>en</strong> Lohn für<br />

Männer und Frau<strong>en</strong>. Frau<strong>en</strong> hab<strong>en</strong> darüber<br />

hinaus Anrecht auf bezahlt<strong>en</strong> Mutterschaftsurlaub.<br />

Doch in Wirklichkeit ist die<br />

Diskriminierung vorherrsch<strong>en</strong>d, da das<br />

Gesetz selbst es d<strong>en</strong> Ehemännern erlaubt,<br />

ihr<strong>en</strong> Frau<strong>en</strong> die Erwerbstätigkeit außer<br />

Haus zu verbiet<strong>en</strong>, sofern sie die Interess<strong>en</strong><br />

der Familie und des Haushalts gefährdet<br />

seh<strong>en</strong>. Das Gesetz leistet sich die Schizophr<strong>en</strong>ie,<br />

einerseits d<strong>en</strong> Frau<strong>en</strong> die Freiheit<br />

zu garantier<strong>en</strong>, ihre Berufe auszuüb<strong>en</strong> und<br />

ihr<strong>en</strong> eig<strong>en</strong><strong>en</strong> Geschäft<strong>en</strong> nachzugeh<strong>en</strong>,<br />

und gleichzeitig d<strong>en</strong> Männern die Mittel in<br />

die Hand zu geb<strong>en</strong>, die Erwerbstätigkeit<br />

ihrer Frau<strong>en</strong> zu be<strong>en</strong>d<strong>en</strong>, indem sie vor<br />

dem Arbeitsgericht familiäre Interess<strong>en</strong> gelt<strong>en</strong>d<br />

mach<strong>en</strong>. Aus diesem Grund fordern<br />

viele Arbeitgeber die Erlaubnis des Ehegatt<strong>en</strong>,<br />

bevor sie eine Frau einstell<strong>en</strong>.<br />

Politik<br />

Das Ministerium für d<strong>en</strong> Zustand der Frau<strong>en</strong><br />

(Ministère de la condition féminine)<br />

wurde 1998 durch ein Dekret des Präsid<strong>en</strong>t<strong>en</strong><br />

geschaff<strong>en</strong>. Es hat zwei wichtige Aufgab<strong>en</strong>:<br />

Erst<strong>en</strong>s, Probleme und Nöte zu id<strong>en</strong>tifizier<strong>en</strong>,<br />

und Priorität<strong>en</strong> zu setzt<strong>en</strong> bezüglich<br />

der Ziele und Strategi<strong>en</strong>. Zweit<strong>en</strong>s,<br />

Programme <strong>zur</strong> Beseitigung von Ungleichheit<strong>en</strong><br />

um zu setz<strong>en</strong> und zu evaluier<strong>en</strong>. Seit<br />

d<strong>en</strong> 80er Jahr<strong>en</strong> existier<strong>en</strong> zwar viele solcher<br />

Programme, doch wurd<strong>en</strong> weg<strong>en</strong> mangelnd<strong>en</strong><br />

institutionell<strong>en</strong> und technisch<strong>en</strong><br />

Möglichkeit<strong>en</strong> viele von ihn<strong>en</strong> nicht durchgeführt.<br />

Heute ist der Proz<strong>en</strong>tsatz an weiblich<strong>en</strong><br />

Abgeordnet<strong>en</strong> im Parlam<strong>en</strong>t 6%, und somit<br />

deutlich geringer als vor Beginn des wirtschaftlich<strong>en</strong><br />

Abstieg des Landes vor ca. 15<br />

Jahr<strong>en</strong> (1995 betrug er noch 12% und 1987<br />

sogar 14%). Dies verdeutlicht wieder einmal<br />

das Erstark<strong>en</strong> reaktionärer Kräfte in Zeit<strong>en</strong><br />

wirtschaftlicher Probleme und die fragile<br />

Abhängigkeit sozialer Verbesserung<strong>en</strong> von<br />

der wirtschaftlich<strong>en</strong> Gesamtlage.<br />

1994 ratifizierte Kamerun die „Konv<strong>en</strong>ti-<br />

on der Vereinigt<strong>en</strong> Nation<strong>en</strong> <strong>zur</strong> Eliminierung<br />

aller Form<strong>en</strong> der Diskriminierung von<br />

Frau<strong>en</strong>“. Allerdings hat die Regierung dem<br />

UN-Sekretariat bislang kein<strong>en</strong> Plan vorgestellt,<br />

wie die darin gefordert<strong>en</strong> Ziele tatsächlich<br />

erreicht werd<strong>en</strong> könn<strong>en</strong>.<br />

Dabei ist es imm<strong>en</strong>s wichtig, geg<strong>en</strong> jede<br />

Art von Diskriminierung vorzugeh<strong>en</strong>, d<strong>en</strong>n<br />

sie verstoß<strong>en</strong> geg<strong>en</strong> die universell<strong>en</strong> M<strong>en</strong>sch<strong>en</strong>rechte.<br />

Und diese sind schließlich<br />

unteilbar; sie gelt<strong>en</strong> für alle M<strong>en</strong>sch<strong>en</strong>,<br />

unabhängig von Hautfarbe, Religion und<br />

Geschlecht. Wir Europäer dürf<strong>en</strong> nicht<br />

dem Irrtum verfall<strong>en</strong>, zu d<strong>en</strong>k<strong>en</strong>, die<br />

Ungleichbehandlung von Frau<strong>en</strong> und Männern<br />

läge in der Kultur des Landes begründet<br />

– und unter dem Vorwand des<br />

„Respekts vor ander<strong>en</strong> Kultur<strong>en</strong>“ müsse<br />

man eb<strong>en</strong> auch die Unterdrückung der<br />

Frau respektier<strong>en</strong> und akzeptier<strong>en</strong>. Andererseits<br />

ist es unsere Pflicht, Länder, die<br />

unser<strong>en</strong> hoh<strong>en</strong> Standards nicht immer<br />

g<strong>en</strong>üg<strong>en</strong>, nicht pauschal zu verdamm<strong>en</strong>,<br />

sondern vielmehr die – in Kamerun ja<br />

durchaus sichtbar<strong>en</strong> – vorhand<strong>en</strong><strong>en</strong><br />

Reformbestrebung<strong>en</strong> zu unterstütz<strong>en</strong>, und<br />

zwar sowohl materiell als auch ideell. M<strong>en</strong>sch<strong>en</strong>-<br />

und insbesondere auch Frau<strong>en</strong>rechte<br />

sind kein Luxusgut, sondern ein Grundbedürfnis,<br />

und verdi<strong>en</strong><strong>en</strong> daher gleiche Unterstützung<br />

wie der Kampf geg<strong>en</strong> Hunger und<br />

Armut!<br />

Literaturverzeichnis<br />

· Country Reports on Human Rights Practices<br />

2001. Released by the Bureau of Democracy,<br />

Human Rights, and Labor, March 4, 2002<br />

· INC – G<strong>en</strong>der profile: Cameroon (March<br />

2002), Canadian International Developm<strong>en</strong>t<br />

Ag<strong>en</strong>cy (last updated 2003-12-02)<br />

· Les femmes, l’agriculture et le développem<strong>en</strong>t<br />

rural, Départem<strong>en</strong>t du développem<strong>en</strong>t durable<br />

(SD) de l’Organisation des Nations Unies pour<br />

l’alim<strong>en</strong>tation et l’agriculture (FAO)<br />

117

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!