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25<br />

▸Abb.16 „Volkstrauertag“ am Bundestag, 18.11.2012<br />

hatte. Auch die Zurschaustellung der Mohammed-Karikaturen<br />

beim Anti-Islamisierungskongress vor zwei<br />

Moscheen im Wedding und Neukölln war kleinlich im<br />

Vergleich zur vollmundigen Ankündigung. So war der<br />

„Kongress“ mit knapp 70 Teilnehmenden am zweiten<br />

Tag schon wieder von anderen Themen geprägt. Mit<br />

einer Kundgebungstour belegte „Pro-Deutschland“,<br />

mit am Ende nur noch 20 Teilnehmenden, „politische<br />

Brennpunkte“ sprich eher linke Orte in Friedrichshain-<br />

Kreuzberg. In der Bewertung dieses mehr als dürftigen<br />

„Kongresses“ gehen die Meinungen stark auseinander.<br />

Der Jugendbeauftragte von „Pro-Deutschland“ Tony-<br />

Xaver Fiedler („Pro NRW“ / Rep-Kandidat 2011): „Im<br />

August hatten wir ein super Veranstaltungswochenende<br />

gehabt. Mir ist keine politische Formation in unserem<br />

Spektrum bekannt, die bisher eine vergleichbare<br />

Aktion auf die Beine gestellt hat. Da haben wir doch<br />

gesehen, wozu wir in der Lage sind, wenn wir gemeinsam<br />

agieren und uns auf eine Strategie festlegen!“. Der<br />

massenhafte Protest der Berliner_innen gegen die<br />

Provokationen der Rechtspopulist_innen spricht eine<br />

andere Sprache.<br />

Zweites großes Thema 2012 war die rechte Kritik am<br />

Euro und an der Krisenpolitik (ESM). Dazu wurden Anfang<br />

des Jahres Kundgebungen („Raus aus dem Euro“)<br />

in Friedrichshain, am Breitscheidplatz, am Leopoldplatz,<br />

in Lichtenberg und in Weißensee durchgeführt,<br />

die alle eigentlich nur Infotische waren.<br />

Auch das dritte inhaltliche Standbein der Partei kam<br />

von außen: Der Flüchtlingsprotest. Wie schon beim Euro-Thema<br />

teilte man sich aber die Aufmerksamkeit mit<br />

der NPD, die ins gleiche Horn („Asylbetrüger“) blies<br />

und zudem früher dran war mit Aktionen. Mit einer<br />

Verteilaktion („Einwanderung in die Sozialsysteme“)<br />

vor dem Einkaufszentrum Alexa am 28. September 2012<br />

nahmen sie zu einer Debatte Stellung, die ohnehin<br />

schon lange lief. Erst mit einer Gegen-Kundgebung zur<br />

großen Flüchtlingsdemo am 13. Oktober 2012 schaffte<br />

es „Pro-Deutschland“ mit der Forderung zur Kriminalisierung<br />

des Vereins ProASYL überregional in die<br />

Medien. Der Totschlag an dem Diskobesucher Jonny<br />

K. durch Jugendliche mit Migrationshintergrund nahe<br />

des Berliner Alexanderplatz am gleichen Wochenende<br />

lieferte Pro-Deutschland erneut eine Vorlage für rassistische law-and-order Forderungen<br />

(„Er starb, weil er Deutscher war!“). Am 16. Oktober 2012 störten sie zudem<br />

die Gedenkkundgebung der Angehörigen.<br />

Hinter dem Horizont<br />

▸Abb.17 Ronny und Andre Tügend („Pro“), 17.6.2011,<br />

Friedrichshain<br />

Von Interesse dürften die zaghaften Bemühungen von „Pro-Deutschland“ sein, Brücken<br />

in ähnliche politische Lager zu schlagen.<br />

2012 gründete Lars Seidensticker beispielsweise zusammen mit Alexander von<br />

Waldow („Preußische Treuhand“, „Deutsche Soziale Union“) und Mario Kischkies<br />

(Schatzmeister des Vereins und „Pro“- Kreisverband Treptow-Köpenick) den Verein<br />

Eigentümerbund Ost e.V., der Besitzansprüche von Heimatvertriebenen in Polen und<br />

Tschechien juristisch geltend machen will. Vereinsanschrift und Telefonnummer ist<br />

die des „Pro“-Büros in Berlin. Bei der ersten Pressekonferenz am 17. Februar 2012<br />

wurde eine Öffentlichkeitskampagne mit Postwurfsendungen in Polen vorgestellt,<br />

die für einigen diplomatischen Ärger sorgte, bevor auch nur ein einziger Flyer verteilt<br />

war. Eine weitere Mitteilung zu Ostern („Polens Christen sollen für Deutsche beten<br />

und um Vergebung bitten!“) rief auch die polnische Presse auf den Plan. Seidensticker<br />

und seine Anhänger_innen besuchten außerdem Veranstaltungen von Vertriebenenorganisationen<br />

(u.a. „Tag der Heimat in Berlin“) um ihr Material zu verteilen.<br />

Erika Steinbach, Präsidentin des Bundes der Vertriebenen und CDU-Abgeordnete<br />

distanzierte sich von EBO e.V. schon kurz nach dessen Gründung.<br />

Abgesehen von der Medienpräsenz Seidenstickers beschränkten sich die Tätigkeiten<br />

des Vereins auf die Organisation einer Veranstaltung im Pro Büro. Es sprachen<br />

der Ehrenvorsitzende Waldorf und Hans-Joachim Goldschmidt (ebenfalls<br />

„Preußische Treuhand“). Letzterer verfehlte das Thema des Vereins und sprach zur<br />

„Schleichenden Islamisierung Deutschlands“. Auch die Pro-Deutschland Kundgebung<br />

anlässlich des Jahrestages des „Volkaufstands von Mitteldeutschland“ am 17.<br />

Juni 2012 wurde kurzerhand zur „EBO“-Veranstaltung im Sinne „der inneren und<br />

äußeren Einheit unseres Landes“ umfunktioniert. Größter Lacher aber ist, dass, der<br />

„EBO e.V.“ angeblich Besitzansprüche in Polen aufkauft bevor diese durch Ableben<br />

der „rechtmäßigen Eigentümer“ verfallen. Zusammengenommen mit der ganzen<br />

Merchandisepalette von antipolnischen Aufklebern, Tassen usw. ist nur ein Schluss<br />

zu ziehen: Seidensticker erlaubt sich einen aufwendigen rechtspopulistischen<br />

Spaß, um für „Pro“-Deutschland Aufmerksamkeit zu sammeln. Das sich im Februar<br />

2013 nun auch der Bundestag mit den revanchistischen Gelüsten von „EBO e.V.“<br />

auseinandersetzen musste, zeigt dass dieser Tarn-Verein nicht unerfolgreich ist. Von<br />

der Durchsetzungsfähigkeit des BdV ist er aber weit entfernt.<br />

Verbündete scheint man außerdem im „Institut für Staatspolitik“ (Herausgeber<br />

von „Sezession“) zu finden. Bei der Büroeinweihung des IfS (Adresse: Freiheit 12<br />

a/b, Köpenick) am 7. Dezember 2012 lief der Köpenicker Kreisverband von „Pro-<br />

Deutschland“ auf. Auch zum monatlichen „Preußenforum“ der „Preußischen Gesellschaft“<br />

im Hilton schickt die Partei Delegationen und berichtet auf der Homepage.<br />

▸Abb.18 „German Defence League“, Breitscheidplatz, 3.10.2012 ▸Abb.19 „German Defence League - Berlin Division“

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