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Treptow-Köpenick<br />
Der Berliner Bezirk Treptow-Köpenick steht aufgrund<br />
diverser rechter und rechtsoffener Einrichtungen in<br />
Neonazikreisen hoch im Kurs. Gerade die Ortsteile<br />
Schöneweide, Johannisthal und Köpenick gelten als<br />
Rückzugsräume und Aktionsschwerpunkte. Allerdings<br />
herrscht in der Szene große Fluktuation, wodurch die<br />
lokalen AktivistInnen eher durch Netzwerke als durch<br />
straffe Organisationen miteinander verbunden sind.<br />
Die NPD profitiert im Bezirk von der Parteizentrale.<br />
Neonazi-Hotspot Schöneweide<br />
Die Neonazi-Szene in Schöneweide ist trotz vieler<br />
Zwischenfälle und vergleichsweise häufiger medialer<br />
Berichterstattung ziemlich überschaubar. Für organisierte<br />
Neonazis und ihr Umfeld gewinnt der Ortsteil vor<br />
allem deswegen an Attraktivität, weil sich in der Brückenstraße<br />
mit der Kneipe „Zum Henker“ (Hausnummer<br />
14) und dem „Hexogen“ gleich zwei Treffpunkte<br />
der Szene mit überregionaler Relevanz befinden.<br />
Hinzu kommen Einrichtungen im Kiez, die Neonazis<br />
beschäftigen oder für dieses Klientel offen sind. Aus<br />
diesem Grund steigt regelmäßig die Präsenz von Neonazis<br />
aus anderen Teilen Berlins, mitunter aber auch<br />
aus Brandenburg oder anderen Bundesländern, an.<br />
Immer wieder zogen aus diesem Grund auch Neonazis<br />
gezielt in den Ortsteil.<br />
So befand sich bis vor kurzem zum Beispiel direkt über<br />
dem „Henker“ in der Brückenstraße 14 die Nazi-WG<br />
von Nina Avemann und Tim Wendt. Beide waren bereits<br />
vor dem Zuzug nach Schöneweide in der rechten<br />
Szene aktiv. Avemann in Hessen, Wendt im branden-<br />
burgischen Erkner. Beide beteiligten sich in jüngerer Vergangenheit an Aufmärschen,<br />
Angriffen und Störversuchen. Mittlerweile ist Wendt zwar ausgezogen, Avemann<br />
hält die WG jedoch mit dem Neonazi Stühler aufrecht. Auch der Wirt des „Henkers“<br />
und Combat 18 Sympathisant, Paul Stuart Barrington wohnt ebenfalls in dem Haus.<br />
Co-Betreiber des „Henkers“, in dem „88-Cent-Partys“ stattfinden und Getränke mit<br />
so geschmacklosen Namen wie „Himla“, „KZ“ oder „Pink Panther“ – der NSU nutzte<br />
die Comicfigur für ihr zynisches Video – ist Danny Leszinski, der aufgrund seiner<br />
Aktivitäten in der „Anti-Antifa Potsdam“ kein Unbekannter ist. Ebenso Nazidemo-<br />
Daueranmelder und Berliner NPD-Chef Sebastian Schmidtke: Ursprünglich aus<br />
Strausberg kommend, zog er über Lichtenberg und Prenzlauer Berg, letztendlich<br />
nach Schöneweide (Brückenstraße 3) und baute mit dem „Hexogen“ (Brückenstraße<br />
9) die rechte Infrastruktur vor Ort aus. Mittlerweile betreibt er auch den rechten<br />
Onlineversand „On the Streets“, der Merchandise von Nazi-Bands wie „Die Lunikoff<br />
Verschwörung“ und „Spreegeschwader“ vertreibt (siehe Seite 34).<br />
Die daraus resultierende erhöhte Präsenz von Neonazis in Schöneweide, schlägt<br />
sich auch in deren Aktivitäten und (Straf-)Taten wieder. Nicht selten kommt es vor,<br />
während oder nach Veranstaltungen im „Henker“ zu rechten Angriffen auf all jene,<br />
die nicht ins Weltbild der Neonazis passen auf z.B. politische Gegner_innen oder<br />
die Übergriffe sind rassistisch motiviert.<br />
Im Nachgang eines von Sebastian Schmidtke angemeldeten Aufmarsches am 27.<br />
Juni 2011 versammelten sich diverse Rechte im „Henker“. Zivilpolizisten, die sich in<br />
der Nähe aufhielten, wurden von den Gästen für „Linke“ gehalten. Die anwesenden<br />
David Eicher, Christian Schmidt, Tim Wendt, Philipp Robert Idaszek, Nicolas<br />
Rempt und Tom Staletzki zogen los, vermummten sich und versuchten erfolglos<br />
die Beamten anzugreifen. Bei einer darauf folgenden Kontrolle der Kneipe wurden<br />
mehrere Waffen sichergestellt.<br />
Am 2. September 2012 versammelten sich nach einer Kundgebung im brandenburgischen<br />
Velten dutzende Neonazis im „Henker“. Anlässlich des damaligen Verbots<br />
der Nazi-Gruppe „NW Dortmund“ posierten an dem Abend einige der Gäste vermummt<br />
vor der Kneipe mit einem Transparent „Solidarität mit unseren Aktivisten“<br />
und fotografierten sich dabei. Obwohl Zeugen die Polizei riefen, nahmen die Be-<br />
▸Abb.1 Alexander Meurer ▸Abb.2 NPD-Treptow ▸Abb.3 Christian Stein ▸Abb.4 Henryk Wurzel ▸Abb.5 Ines Wegner