fightback05
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▸Abb.5 Steffen Penschow (mitterechts), Alexander Bahls (ganz rechts),<br />
und Begleiter beim DST-Prozess gegen Redeker/Penschow<br />
Schwerdt der Herausgeber und Brandt machte den<br />
Lokalteil.<br />
Durchsuchungen<br />
Am 14. Februar 2007 wurden fünf Wohnungen in Berlin,<br />
Szeneläden in Berlin und Hennigsdorf („On the<br />
Streets“) sowie die Räume des Produzenten Schlaffer<br />
in Wismar durchsucht. In Wismar stießen die Beamten<br />
als Zufallsfund auf eine scharfe Pumpgun. In Hessen<br />
und Nordrhein-Westfalen waren CD-Presswerke betroffen,<br />
dort wurden Geschäftsunterlagen und eine Master-CD<br />
gefunden. Auslöser der Razzia war die bereits<br />
Jahre zuvor veröffentlichte D.S.T CD („Antwort aufs<br />
System“) mit antisemitischen Texten. Die Band veröffentlichte<br />
ihre „Antwort aufs System“ beim deutschen<br />
Label „NorthX“ (Wismar).<br />
Die Hersteller und Vertreiber dieser CD gerieten jedoch<br />
erst relativ spät ins Visier der Ermittler. Den<br />
D.S.T. Proberaum fanden die Ermittler offenbar nicht.<br />
Gründe gegen die Band vorzugehen gab es spätestens<br />
seit der 2001 erschienen CD „Deutsches Volk erwache“,<br />
dort heisst es: „Deutsche wehrt euch, stellt den Juden<br />
an die Wand!“<br />
Die danach veröffentlichte CD „Gift für die Ohren“ verzichtete<br />
hingegen auf offenen NS-Bezug. Etwa einen<br />
Monat nach den ersten Durchsuchungen wurden erneut<br />
drei Wohnungen in Berlin sowie ein „Szeneladen“<br />
in Brandenburg durchsucht und die CDs u.a. wegen öffentlicher<br />
Aufforderung zu Straftaten beschlagnahmt.<br />
Das neue Album war als eine Koproduktion mit „Burn<br />
Down“ (Potsdam) entstanden.<br />
Anfang August 2007 durchsuchte die Polizei in Berlin<br />
die Wohnung des Berliner Polizeibeamten Andreas<br />
Tanjsek, der im Verdacht stand an der CD mitgewirkt<br />
zu haben. Bei ihm, sowie in der Wohnung seiner Lebensgefährtin,<br />
der Berliner NPD-Funktionärin Michaela<br />
Zanker, fanden die Beamten Beweismittel. Zanker<br />
ist die Witwe von Alexander Scholz, ehemaliges Führungsmitglied<br />
der „Heimattreuen Deutsche Jugend“.<br />
Das dürfte nicht die einzige Querverbindung zwischen<br />
NPD und Hammerskins gewesen sein. So wohnte das<br />
D.S.T.-Bandmitglied Alexander Bejach zeitweise mit<br />
▸Abb.8 Frank Lutz und Uwe Menzel<br />
▸Abb.6 Neonazi-Besucher beim DST-Prozess ▸Abb.7 Hartmut Spengler (in<br />
den 1990er Jahren)<br />
der NPD-Funktionärin Mandy Schmidt zusammen.<br />
Dem Treiben von D.S.T. setzte der Wirbel zunächst kein Ende und die Behörden<br />
mussten einräumen, dass es im November 2007 einen Auftritt von „X.x.X“ also<br />
D.S.T., „Legion of Thor“ (Berlin), „Burn Down“ (Potsdam), „Blitzkrieg“ (Sachsen)<br />
und „Painful Awakening“ (Mecklenburg-Vorpommern) in Königs Wusterhausen (lt.<br />
Verfassungsschutz) bzw. in Berlin (lt. Neonazi Internetforum thiazi) gegeben hat. Die<br />
Band ersetzte in einer leicht veränderten Form der CD das inkriminierte Lied durch<br />
ein strafrechtlich nicht relevantes. Im Januar 2008 wurden in fünf Bundesländern<br />
im Zuge von Ermittlungen gegen „X.x.X.“ und „Burn Down“ wegen Liedern, die<br />
den nationalsozialistischen Völkermord leugnen, wiederum Wohnungen durchsucht.<br />
Verbotene Texte versuchten „X.x.X.“ und „Burn Down“ durch Auslassungen<br />
zu vermeiden, wobei durch die Reime der Sinn deutlich wurde. Zum Beispiel: „Das<br />
Kriegsbeil das wir nie begruben ist reserviert für all die ...“ Gemeint ist „Juden“ an<br />
dieser Stelle wird „Juhuhu“ gesungen.<br />
Ende November 2011 erfolgte die nächste Razzia wegen CDs der Band „X.x.X./D.S.T.“<br />
bei Peter Brammann und seiner Freundin Daniela M. in Berlin-Kreuzberg. Auch<br />
die Keller- und Gewerberäume und ein CD-Depot im brandenburgischen Velten<br />
von Robert Wolinski (24) in Velten wurden durchsucht. Wolinski ist Mitglied der<br />
JN Brandenburg.<br />
Peter Brammann (geb. 1969) wurde bundesweit bekannt, als er am 23. August<br />
2003 anläßlich eines illegalen Neonazi-Konzertes in Struppen (Sachsen) sein linkes<br />
Augenlicht verlor. Hier hatte u.a. die Berliner Neonazi-Band „Legion of Thor“ (L.O.T)<br />
gespielt. Der Band war Peter Brammann zusammen mit Marion Nippert und<br />
Thorsten Frank Jänsch nach Sachsen gefolgt. Auch die Berliner Blood & Honour<br />
Aktivistin Dorothee Bünger wollte L.O.T. hier live sehen. Nach dem Eintreffen der<br />
Polizei wurde durch die Neonazis die selbst installierte Sromversorgung abgeschaltet,<br />
um mit Flaschenwürfen massiv gegen die Polizeibeamten vorzugehen. Bei dieser<br />
Aktion wurde auch Peter Brammann durch einen Flaschenwurf am Auge verletzt.<br />
Prozesse mit Freisprüchen<br />
Im Mai 2007 wurde Alexander Willibald Bahls, Schlagzeugers der Berliner Neonazibands<br />
„Spreegeschwader“ und D.S.T. wegen eines Überfalls im Oktober 2006<br />
auf den Neonazimusikhändler Philip Schlaffer in Wismar (siehe AIB 74: „Neonazi<br />
Händler beraubt Neonazi Händler“) zu drei Jahren Haft ohne Bewährung verurteilt.<br />
Vor Gericht standen 2009 Peter Marko Brammann (Sänger), sein Bruder Alexander<br />
Brammann („Der Neffe“) sowie Alexander Daniel Hogh für eine ältere Musikproduktion.<br />
Die drei sollen 2002 zusammen mit Alexander Willibald Bahls und<br />
Alexander Bejach als Bandmitglieder von D.S.T. (bzw. den Aliasnamen „X.x.X.“<br />
und „Dr. Sommer Team“) die-CD „Ave et Victoria“ im Ausland produziert haben. Auf<br />
dem Cover waren u.a. Hakenkreuze zu sehen. Den Vertrieb der illegalen Produktion<br />
übernahmen hierbei Protagonisten des „Hammerskin“-Netzwerkes, u.a. Steffen<br />
Penschow und Malte Redeker (Gjallarhorn Klangschmiede, siehe AIB 82: „Ankla-<br />
▸Abb.9 Alexander Bahls (links)<br />
und Percy Sauer (rechts)<br />
▸Abb.10 Peter Brammann<br />
▸Abb.11 Robert Wolinski