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Am 4.Oktober 2009 wurde der Neonazitreff „Zum<br />
Henker“ von zwei Männern mit mehreren Molotow-<br />
Cocktails attackiert. Üblicherweise sind im „Henker“<br />
nur Cocktails mit so geschmacklosen Namen wie<br />
„Himla“ oder „KZ“ präsent. Die zu dem Zeitpunkt anwesenden<br />
Neonazis Kaled Hassan, Brian Whitear,<br />
Nicole Strehl (Burg), Johanna Sedulzki (Wandlitz),<br />
Anke Salterberg (Fürstenwalde), John Riemer (Erkner),<br />
Jennifer Gernot, Christian Kohnke (Bernau),<br />
Stefan Pieper, Oliver Oelschlaegel, Marco Kutzeck,<br />
Paul Barrington, Danny Leszinski, Ines Wegner und<br />
Enrico „Pumper“ Springer stürmten auf die Straße<br />
und versuchten die vermeintlichen Täter_innen zu attackieren.<br />
Nachdem sie einem habhaft werden konnten<br />
und auf ihn einschlugen, fuhr der Zweite in die<br />
Menge und zog seinen Komplizen hinaus. Springer<br />
versuchte den Wagen zu stoppen, indem er ihm frontal<br />
entgegensprang und verletzte sich schwer.<br />
Obwohl die Täter_innen entkommen waren, stand<br />
für die Neonazis sofort fest, Linke müssten die Täter<br />
gewesen sein. Der Angriff sorgte für entsprechenden<br />
Aufruhr innerhalb der rechten Szene und sorgte für<br />
einen Mobilisierungsschub auch bei zeitweilig weniger<br />
aktiven Neonazis in Berlin. Bereits am Folgetag<br />
fand ein Aufmarsch in Schöneweide statt, angemeldet<br />
vom sächsischen NPD-Landtagsabgeordneten Andreas<br />
Storr und unter Beteiligung von 300 Neonazis<br />
unterschiedlichster Spektren aus Berlin (Björn Wild,<br />
Sandor Makai, Sebastian Zehlecke, Stephan Alex,<br />
Christian Bentz, Jill Pierre Glaser, Robert Scheffler,<br />
Thomas Göbel, Dennis Kittler, Stefanie Phiel,<br />
Marcus Palm, Julian Beyer, Brian Whitear, Marcel<br />
Königsberger, Patrick Weiß, Sebastian Schmidtke,<br />
David Gudra, Gesine Hennrich, Patrick Kukulies,<br />
Marcel Rockel, Andreas Thomä, Gordon Bodo<br />
Dreisch, Roland Scholz, Danny Matschke, Andre<br />
Groth, Uwe Dreisch, Ronny Schrader, Julian Schumann,<br />
Sascha Kari, Phillipp Bornemann, Christian<br />
Stein, Daniel Steinbrecher, Ines Wegner) und Brandenburg<br />
(Marty Gansekow, Tobias Markgraf, Paddy<br />
Bohm, Christoph Schack, Daniel Teich, Mike Turau,<br />
Benjamin Oestreich, Robert Gebhardt etc.).<br />
Ein Wochenende danach folgte ein weiterer Aufmarsch<br />
Exkurs: Angriff auf den „Henker“<br />
unter dem Motto „Vom nationalen Widerstand zum nationalen Angriff“ in Berlin-<br />
Mitte und -Friedrichshain mit 800 Teilnehmenden in selber Zusammensetzung wie<br />
zuvor, nur mit zusätzlicher Beteiligung von Neonazis aus Regionen außerhalb Berlin/Brandenburgs.<br />
Die große Beteiligung erklärte sich auch aus der Tatsache, dass<br />
Neonazis aus Königs Wusterhausen bereits überregional für den selben Tag zu einem<br />
Aufmarsch „für ein nationales Jugendzentrum“ in der an Berlin angrenzenden Stadt<br />
mobilisiert hatten, der kurzfristig zugunsten der Berliner Veranstaltung abgesagt<br />
wurde.<br />
Überraschend schnell hatte die Polizei den Fall aufgeklärt, überführte als Täter zwei<br />
Männer aus der Gegend, die offenbar aus Rache die Kneipe angegriffen hatten. Die<br />
beiden waren am 26. September zusammen mit drei Freunden auf dem Weg zu den<br />
Spreehöfen und wollten zuvor im „Henker“ halt machen. Dort wurden sie von den<br />
Gästen sofort harsch angesprochen und unvermittelt mit Pfefferspray attackiert. Die<br />
Fünf flohen Richtung Bahnhof Schöneweide und wurden von den „Henker“-Gästen<br />
weiter verfolgt und bedroht. Am Bahnhof erstatten sie Anzeige bei Beamten vor Ort.<br />
Unter den Neonazis war Marcus Palm. Paul Barrington blieb hinter dem Tresen,<br />
duldete aber das Treiben in seiner Kneipe. Wenige Tage später, am 4. Oktober wollten<br />
sich zwei der Angegriffenen offenbar für die Attacke rächen.<br />
Obwohl die Polizei den Ermittlungserfolg noch am Vormittag des zweiten Aufmarschtages<br />
präsentierte, hielten die Neonazis weiter an ihrer Version, wonach<br />
die Täter Linke waren, fest. Diente diese These doch der Selbstlegitimierung als<br />
angegriffenes Opfer, der die eigene Gewalt als Abwehrkampf verklärt. Immer wieder<br />
wird dieses Rechtfertigungsschema bemüht.<br />
In einem Gerichtsverfahren wurden die beiden Angeklagten aber, trotz einiger<br />
Beweise und erdrückenden Indizien freigesprochen, da die Beweislage nicht für<br />
eine Verurteilung reichte.<br />
▸Abb.1 Anke und Enrico Springer<br />
„Himla“, „KZ“ und Molotov Cocktails<br />
▸Abb.2 Thomas Göbel<br />
▸Abb.3 Anschlag auf den „Henker“ ▸Abb.5 Danny Leszinski ▸Abb.6 Jennifer Gernot<br />
▸Abb.4 Brian Whitear