26.04.2013 Aufrufe

fightback05

fightback05

fightback05

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

33<br />

tionalen Barden Jörg Hähnel, der die Ermordung<br />

Liebknechts und Luxemburgs als<br />

„historisch angemessen“ verteidigte oder Uwe Meenen,<br />

der im politischen Umfeld des „Reichsbürgers“ und<br />

Holocaustleugners Horst Mahler aktiv war, ist stets<br />

eine radikale Ausrichtung garantiert. Meenen soll<br />

nach Informationen des italienischen Geheimdienstes<br />

auch an einer Geldübergabe von 20.000€ an<br />

Neonazis in Südtirol mit NSU-Unterstützer Ralf Wohlleben,<br />

Norman Bordin und weiteren im März 2009<br />

beteiligt gewesen sein. Das Geld stammte vermutlich<br />

aus den NSU-Banküberfällen. 4<br />

Dass Mitglieder, wie die erwähnten Brandstifter Marcus<br />

Bischoff, Oliver Werner, Henryk Wurzel, Sebastian<br />

Dahl und Robert Hardege in der Berliner<br />

NPD ihre politische Heimat finden, passt gut zu diesem<br />

Bild. Die Berliner Neonazis, die nicht in der NPD<br />

organisiert sind, haben sich aufgrund vergangener<br />

Verbote für die Organisierung in losen Zusammenhängen<br />

um das Webportal „NW-Berlin“ entschieden<br />

und aus dieser Position heraus keine Skrupel, ihre<br />

nationalsozialistische Orientierung offen zu vertreten.<br />

In Lichtenberg und Treptow-Köpenick wird um<br />

Stützpunkte und Kneipen der Neonazis wieder vermehrt<br />

das Hakenkreuz gesprüht sowie die Parole „NS<br />

jetzt!“ oder „NS-Area“. In Hohenschönhausen und<br />

Treptow fand sich nach Bekanntwerden der NSU-<br />

Mordserie der Schriftzug „Gewalt ist nicht angeboren,<br />

Gewalt wird provoziert. Die NSU ist die Antwort auf<br />

diesen Dreck der hier passiert“ (sic!). Auf offene Sympathie<br />

stößt das Vorgehen des NSU auch in der Neonaziszene<br />

in Schöneweide. Dort, wo ein vom Berliner<br />

NPD-Vorsitzenden Sebastian Schmidtke betriebener<br />

Laden den Namen des Wehrmachts-Sprengstoffs „Hexogen“<br />

trägt, wurden inzwischen Neonazis mit „NSU“-<br />

Buttons gesehen. Der Schöneweider Neonazi Marco<br />

Oemus veröffentlichte nach Bekanntwerden des Bekennervideos<br />

des NSU, bei dem Elemente von „Paulchen<br />

Panther“-Serien verwendet wurden, auf seinem<br />

Jappy-Profil ein „Paul Panther“-Bild mit der Textzeile<br />

„Schöneweide ist unser Kiez“.<br />

Auf der Webseite von „NW-Berlin“ wurde politischen<br />

Gegner_innen ein „Strick um den Hals oder [eine]<br />

Kugel in den Bauch“ angedroht, auf Aufklebern wird<br />

Jugendlichen gedroht, ihnen „einzuheizen“, versehen<br />

mit Fotos von KZ-Verbrennungsöfen. Ergänzend dazu<br />

wurden Listen mit Fotos und Namen von politischen<br />

Gegner_innen und alternativen Hausprojekten veröffentlicht,<br />

verbunden mit der Forderung, aktiv zu werden.<br />

Vor der Brandanschlagsserie im Sommer 2011 war<br />

eine entsprechende Verteiler-Nachricht in der Berliner<br />

Neonazi-Szene verschickt worden: „Brecht den Terror<br />

der Roten! Linke Lokalitäten sind auf der Berliner Widerstandsseite<br />

zu finden“.<br />

Auch wenn die Brutalität der Berliner Neonaziszene,<br />

ihr Potenzial, Gewalt bis hin zum Mord anzuwenden<br />

1 http://www.tagesspiegel.de/politik/rechtsextremismus/rechtsextremismus-nazi-terrorgruppe-koennte-<br />

mord-in-berlin-begangen-haben/6048906.html<br />

2 http://www.antifa-berlin.info/fight-back/fightback02.pdf<br />

3 Weiteres zu Oliver Werner: http://www.antifa.de/cms/content/view/1792/32/<br />

4 http://aib.nadir.org/index.php/archiv/91-mit-terrorgeldern-heim-ins-reich<br />

nur schlaglichtartig in die Öffentlichkeit gelangt, etwa nach Brandanschlägen oder<br />

gewalttätigen Demonstrationen, ist diese Gewalt für potentiell Betroffene omnipräsent.<br />

Alternative und Migrant_innen bekommen sie in Gegenden, die die Neonazis<br />

für sich beanspruchen, täglich zu spüren. Die NS-Ideologie, die auf die „Ausmerzung“<br />

politischer Gegner_innen angelegt ist, lebt in den Berliner Neonazis fort.<br />

Auch der Schritt zur terroristischen Organisierung wurde in den vergangenen zwei<br />

Jahrzehnten mehrere Mal in Erwägung gezogen. Die Brandanschläge, die Toten, die<br />

Anti-Antifa-Listen und die Straßengewalt sprechen eine deutliche Sprache.<br />

Bildung einer bewaffneten Gruppe<br />

Am 7. Juli 2012 war in Berlin Jan Gallasch von einer Razzia betroffen. Gallasch hatte<br />

in einer Brandenburger Pension im März 2012 den Berliner Neonazi und Kroatien<br />

Söldner Jörg Lange tot aufgefunden. Im Gepäck des Toten wurden scharfe Waffen<br />

gefunden. Die Ermittlungsbehörden werfen insgesamt fünf Neonazis einen Verstoß<br />

gegen das Waffengesetz sowie die Bildung einer bewaffneten Gruppe vor. Ermittelt<br />

wird u.a. gegen den ehemaligen NF-Funktionär Meinolf Schönborn und dessen<br />

Lebensgefährtin Brigitte Hell. Zu Schönborns Kameradenkreis zählt seit langem das<br />

ehemalige NF-Mitglied Gallasch aus Berlin. Gemeinsam wirkten die Neonazis zuletzt<br />

im Umfeld der Gruppe „Neue Ordnung“ („Ordo Mundi“), gemeinsam besuchten<br />

sie auch Treffen der „Artgemeinschaft - Germanische Glaubensgemeinschaft“, einer<br />

heidnisch-rassistischen Gruppierung unter langjähriger Führung von Jürgen Rieger.<br />

Die Mörder von Dieter Eich<br />

Am 24. Mai 2000 schlagen die jungen Neonazis Rene Rost (18), Matthias Kowalik<br />

(21), Andreas Ibsch (18) und Thomas Schwalm (17) den 60-jährigen Dieter Eich<br />

in seiner Wohnung zusammen, aus Angst, ihr Opfer könne sie wiedererkennen,<br />

erstechen sie den Bewusstlosen. Kurz darauf gehen die Vier zu Arnulf Priem. Er<br />

stellt seinem Vertrauten Kowalik, seinen Stammanwalt Aribert Streubel zur Seite.<br />

Streubel verteidigte bereits eine ganze Reihe von Neonazis bei deren Gewalttaten.<br />

Etwa Lars Burmeister (FAP), Enno Gehrmann (NF) oder den rassistischen Mordversuch<br />

von Carsten Szczepanski, Kai Müller und Anderen. Für das neonazistische<br />

„Förderwerk Mitteldeutsche Jugend“ (FMJ) trat er als Bevollmächtigter auf,<br />

für die DVU-Brandenburg 2008 als Mitarbeiter. Das „Deutsche Rechtsbüro“ (DRB)<br />

empfahl ihn als kompetenten Anwalt.<br />

Heute sind die vier Mörder von Dieter Eich alle mehr oder weniger unbehelligt und<br />

ohne Anzeichen einer Aufarbeitung an den Ort ihrer Tat zurückgegangen: Schwalm<br />

wohnt in Karow, Ibsch in der Bucher Walter-Friedrich-Straße – genau jener Straße<br />

in der er Eich ermordete – und auch Kowalik wohnt wieder in Buch. Letzterer hält<br />

nach wie vor persönlichen und freundschaftlichen Kontakt zu Arnulf Priem.<br />

▸Abb.20 Andreas Ibsch<br />

▸Abb.21 Thomas Schwalm

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!