fightback05
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tionalen Barden Jörg Hähnel, der die Ermordung<br />
Liebknechts und Luxemburgs als<br />
„historisch angemessen“ verteidigte oder Uwe Meenen,<br />
der im politischen Umfeld des „Reichsbürgers“ und<br />
Holocaustleugners Horst Mahler aktiv war, ist stets<br />
eine radikale Ausrichtung garantiert. Meenen soll<br />
nach Informationen des italienischen Geheimdienstes<br />
auch an einer Geldübergabe von 20.000€ an<br />
Neonazis in Südtirol mit NSU-Unterstützer Ralf Wohlleben,<br />
Norman Bordin und weiteren im März 2009<br />
beteiligt gewesen sein. Das Geld stammte vermutlich<br />
aus den NSU-Banküberfällen. 4<br />
Dass Mitglieder, wie die erwähnten Brandstifter Marcus<br />
Bischoff, Oliver Werner, Henryk Wurzel, Sebastian<br />
Dahl und Robert Hardege in der Berliner<br />
NPD ihre politische Heimat finden, passt gut zu diesem<br />
Bild. Die Berliner Neonazis, die nicht in der NPD<br />
organisiert sind, haben sich aufgrund vergangener<br />
Verbote für die Organisierung in losen Zusammenhängen<br />
um das Webportal „NW-Berlin“ entschieden<br />
und aus dieser Position heraus keine Skrupel, ihre<br />
nationalsozialistische Orientierung offen zu vertreten.<br />
In Lichtenberg und Treptow-Köpenick wird um<br />
Stützpunkte und Kneipen der Neonazis wieder vermehrt<br />
das Hakenkreuz gesprüht sowie die Parole „NS<br />
jetzt!“ oder „NS-Area“. In Hohenschönhausen und<br />
Treptow fand sich nach Bekanntwerden der NSU-<br />
Mordserie der Schriftzug „Gewalt ist nicht angeboren,<br />
Gewalt wird provoziert. Die NSU ist die Antwort auf<br />
diesen Dreck der hier passiert“ (sic!). Auf offene Sympathie<br />
stößt das Vorgehen des NSU auch in der Neonaziszene<br />
in Schöneweide. Dort, wo ein vom Berliner<br />
NPD-Vorsitzenden Sebastian Schmidtke betriebener<br />
Laden den Namen des Wehrmachts-Sprengstoffs „Hexogen“<br />
trägt, wurden inzwischen Neonazis mit „NSU“-<br />
Buttons gesehen. Der Schöneweider Neonazi Marco<br />
Oemus veröffentlichte nach Bekanntwerden des Bekennervideos<br />
des NSU, bei dem Elemente von „Paulchen<br />
Panther“-Serien verwendet wurden, auf seinem<br />
Jappy-Profil ein „Paul Panther“-Bild mit der Textzeile<br />
„Schöneweide ist unser Kiez“.<br />
Auf der Webseite von „NW-Berlin“ wurde politischen<br />
Gegner_innen ein „Strick um den Hals oder [eine]<br />
Kugel in den Bauch“ angedroht, auf Aufklebern wird<br />
Jugendlichen gedroht, ihnen „einzuheizen“, versehen<br />
mit Fotos von KZ-Verbrennungsöfen. Ergänzend dazu<br />
wurden Listen mit Fotos und Namen von politischen<br />
Gegner_innen und alternativen Hausprojekten veröffentlicht,<br />
verbunden mit der Forderung, aktiv zu werden.<br />
Vor der Brandanschlagsserie im Sommer 2011 war<br />
eine entsprechende Verteiler-Nachricht in der Berliner<br />
Neonazi-Szene verschickt worden: „Brecht den Terror<br />
der Roten! Linke Lokalitäten sind auf der Berliner Widerstandsseite<br />
zu finden“.<br />
Auch wenn die Brutalität der Berliner Neonaziszene,<br />
ihr Potenzial, Gewalt bis hin zum Mord anzuwenden<br />
1 http://www.tagesspiegel.de/politik/rechtsextremismus/rechtsextremismus-nazi-terrorgruppe-koennte-<br />
mord-in-berlin-begangen-haben/6048906.html<br />
2 http://www.antifa-berlin.info/fight-back/fightback02.pdf<br />
3 Weiteres zu Oliver Werner: http://www.antifa.de/cms/content/view/1792/32/<br />
4 http://aib.nadir.org/index.php/archiv/91-mit-terrorgeldern-heim-ins-reich<br />
nur schlaglichtartig in die Öffentlichkeit gelangt, etwa nach Brandanschlägen oder<br />
gewalttätigen Demonstrationen, ist diese Gewalt für potentiell Betroffene omnipräsent.<br />
Alternative und Migrant_innen bekommen sie in Gegenden, die die Neonazis<br />
für sich beanspruchen, täglich zu spüren. Die NS-Ideologie, die auf die „Ausmerzung“<br />
politischer Gegner_innen angelegt ist, lebt in den Berliner Neonazis fort.<br />
Auch der Schritt zur terroristischen Organisierung wurde in den vergangenen zwei<br />
Jahrzehnten mehrere Mal in Erwägung gezogen. Die Brandanschläge, die Toten, die<br />
Anti-Antifa-Listen und die Straßengewalt sprechen eine deutliche Sprache.<br />
Bildung einer bewaffneten Gruppe<br />
Am 7. Juli 2012 war in Berlin Jan Gallasch von einer Razzia betroffen. Gallasch hatte<br />
in einer Brandenburger Pension im März 2012 den Berliner Neonazi und Kroatien<br />
Söldner Jörg Lange tot aufgefunden. Im Gepäck des Toten wurden scharfe Waffen<br />
gefunden. Die Ermittlungsbehörden werfen insgesamt fünf Neonazis einen Verstoß<br />
gegen das Waffengesetz sowie die Bildung einer bewaffneten Gruppe vor. Ermittelt<br />
wird u.a. gegen den ehemaligen NF-Funktionär Meinolf Schönborn und dessen<br />
Lebensgefährtin Brigitte Hell. Zu Schönborns Kameradenkreis zählt seit langem das<br />
ehemalige NF-Mitglied Gallasch aus Berlin. Gemeinsam wirkten die Neonazis zuletzt<br />
im Umfeld der Gruppe „Neue Ordnung“ („Ordo Mundi“), gemeinsam besuchten<br />
sie auch Treffen der „Artgemeinschaft - Germanische Glaubensgemeinschaft“, einer<br />
heidnisch-rassistischen Gruppierung unter langjähriger Führung von Jürgen Rieger.<br />
Die Mörder von Dieter Eich<br />
Am 24. Mai 2000 schlagen die jungen Neonazis Rene Rost (18), Matthias Kowalik<br />
(21), Andreas Ibsch (18) und Thomas Schwalm (17) den 60-jährigen Dieter Eich<br />
in seiner Wohnung zusammen, aus Angst, ihr Opfer könne sie wiedererkennen,<br />
erstechen sie den Bewusstlosen. Kurz darauf gehen die Vier zu Arnulf Priem. Er<br />
stellt seinem Vertrauten Kowalik, seinen Stammanwalt Aribert Streubel zur Seite.<br />
Streubel verteidigte bereits eine ganze Reihe von Neonazis bei deren Gewalttaten.<br />
Etwa Lars Burmeister (FAP), Enno Gehrmann (NF) oder den rassistischen Mordversuch<br />
von Carsten Szczepanski, Kai Müller und Anderen. Für das neonazistische<br />
„Förderwerk Mitteldeutsche Jugend“ (FMJ) trat er als Bevollmächtigter auf,<br />
für die DVU-Brandenburg 2008 als Mitarbeiter. Das „Deutsche Rechtsbüro“ (DRB)<br />
empfahl ihn als kompetenten Anwalt.<br />
Heute sind die vier Mörder von Dieter Eich alle mehr oder weniger unbehelligt und<br />
ohne Anzeichen einer Aufarbeitung an den Ort ihrer Tat zurückgegangen: Schwalm<br />
wohnt in Karow, Ibsch in der Bucher Walter-Friedrich-Straße – genau jener Straße<br />
in der er Eich ermordete – und auch Kowalik wohnt wieder in Buch. Letzterer hält<br />
nach wie vor persönlichen und freundschaftlichen Kontakt zu Arnulf Priem.<br />
▸Abb.20 Andreas Ibsch<br />
▸Abb.21 Thomas Schwalm