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▸Abb.10 Michaela Zanker ▸Abb.11 Sascha Pohl ▸Abb.12 Robert Scheffler<br />
▸Abb.13 Viktoria Seidler<br />
▸Abb.14 Vivien Schulz<br />
allem eine Anzahl junger Neonazis, darunter Viktoria<br />
Seidler, Ingo Reimann, Christian Schmidt (ehemals<br />
„FN-Mitte“), Philip Nitsche, Oliver Niedrich, Daniel<br />
Luck und Paul Metzner. Meenen, der vor der Wahl<br />
in der Nähe seiner Wohnung in Pankow verprügelt<br />
wurde, suchte sich wenig später einen neuen Wohnsitz.<br />
Viktoria Seidler ist zusammen mit ihrem Bruder<br />
Wilhelm Seidler schon seit 2007 in der Pankower<br />
Neonaziszene aktiv. Reimann war Anfang 2006 an<br />
einem versuchten Angriff auf eine Gedenkkundgebung<br />
beteiligt. Bei den Wahlen zur Bezirksverordnetenversammlung<br />
im September 2011 scheiterten sowohl die<br />
NPD als auch die rechtspopulistischen Parteien an der<br />
3-Prozent-Hürde.<br />
Auf keiner der seither stattgefundenen Neonazi-Veranstaltungen<br />
in Berlin waren mehr als zwei Pankower<br />
Neonazis anwesend. Aus dem Vorstand der Berliner<br />
NPD, der noch vor wenigen Jahren Pankow-dominiert<br />
war, sind im Februar 2012 alle KV 8-Vertreter_innen<br />
– so z.B. Michaela Zanker und Sandor Makai — ausgeschieden.<br />
Die Erklärungsversuche für diesen Rückzug sind vielfältig.<br />
Zum einem haben die KV8-Vorstandsmitglieder<br />
Patrick Fehre und Ilja Gräser sowie der Anti-Antifa<br />
Thomas Gläser die Stadt verlassen. Gräser erklärte<br />
sogar öffentlich seinen Austritt aus der Partei, pflegt<br />
aber weiterhin Kontakt zu aktiven Neonazis. Noch 2010<br />
fungierte Gräser als Ansprechpartner für das Sommerfest<br />
des inzwischen aufgelösten völkischen Vereins<br />
„Tanzkreis Spree-Athen e.V.“. An dem Fest hatten<br />
neben Vertretern des völkischen „Freibundes“ auch<br />
Aktive der NPD, „Gemeinschaft Deutscher Frauen“<br />
(GDF) sowie der verbotenen „Heimattreuen Deutschen<br />
Jugend“ (HDJ) teilgenommen. Gräser lebt heute mit<br />
seiner Frau auf einem Hof der völkisch-rassistischen<br />
„Neo-Artamanenbewegung“ in Mecklenburg-Vorpommern.<br />
Weitere frühere Akteure der Pankower Neonaziszene,<br />
wie Andy Fischer, Diego Pfeiffer und Paul Schneider<br />
haben inzwischen eine Familie gegründet und kümmern<br />
sich mehr um private Belange. Auch scheinen<br />
einige Neonazis die Organisierung in Ultra- und Fan-<br />
gruppen und die Auseinandersetzungen bei Fußballspielen der politischen Organisierung<br />
inzwischen vorzuziehen. So sind ehemals aktive Pankower Neonazis wie<br />
Michael Weiss, Patrick Kukulies, Julian Pick, Robert Lüdtke und Lars Knüpfer<br />
gelegentlich bei Spielen des BFC Dynamo anzutreffen.<br />
Lediglich einzelne Neonazis, wie z.B. Vivien Schulz, Thomas Zeise und Hagen<br />
Labahn – letzterer früher aktiv in der verbotenen Kameradschaft „Frontbann 24“<br />
– scheinen noch aktiv Neonazi-Arbeit in Pankow zu betreiben. Zeise betätigt sich<br />
inzwischen als Fotograf für das Neonazi-Netzwerk „NW-Berlin“. Nur noch selten<br />
kommt es zu Plakatier- oder Sprühaktionen in Pankow und wenn, dann beschränken<br />
sie sich meist auf das Umfeld der Dietzgenstraße im Ortsteil Niederschönhausen.<br />
Der Konflikt um die Moschee in Heinersdorf ist völlig zum Erliegen gekommen. Vereinzelt<br />
werden noch Restbestände des NPD-Aufklebers gegen die Moschee geklebt<br />
und NPD-Stände in Heinersdorf abgehalten. Die Protestbewegung von damals hat<br />
sich nur zu geringen Teilen in den neuen Parteistrukturen des ehemaligen Pankower<br />
CDUlers und Protagonisten der rassistischen Organisation IPAHB René Stadtkewitz,<br />
der Partei „Die Freiheit“, wiedergefunden. Dennoch konnte „Die Freiheit“, wenn<br />
auch auf sehr geringem Niveau, in Heinersdorf einen höheren Wähler_innenanteil<br />
verzeichnen als im Rest der Stadt.<br />
Buch und Karow –<br />
Neonaziaktionen fernab der City<br />
Fernab der Berliner Neonazistrukturen versuchen immer wieder Cliquen in den<br />
Plattenbaugebieten nördlich von Berlin mit Propaganda und Angriffen in die Öffentlichkeit<br />
zu treten. Nur selten verirrt sich die Pankower NPD an die äußeren Bezirksgrenzen,<br />
um dort Propaganda zu verteilen oder Infostände abzuhalten. Die<br />
Neonazi-Cliquen agieren so meist unabhängig von der Berliner Neonazi-Szene<br />
und verüben in ihrem Wohnumfeld Übergriffe. Am 29. September 2007 griff eine<br />
Gruppe Karower Jugendlicher an einer Tankstelle zwei Griechen an und verletzte<br />
diese bei der anschließenden Prügelei erheblich. Eine Angreiferin trat während<br />
der Auseinandersetzung gegen den Kopf eines am Boden liegenden Griechen und<br />
brüllte „Scheiß Ausländer“, weitere Beteiligte riefen „Sieg Heil“ und zeigten den<br />
„Hitlergruß“. Die Hauptakteure Steven „Lessi“ Leske, Marcel „Marschall“ Friese,<br />
Maurice Gericke, Max Titze, Vivien Mahltzahn, Carsten Piterek und Michael<br />
Zielisch wurden im Januar 2011, über drei Jahre nach der Tat, zu geringen Strafen,<br />
mehrheitlich Geldzahlungen und Sozialstunden, verurteilt. Nico Hoffmann, der als<br />
Verursacher des Angriffs benannt wurde, konnte noch nicht angeklagt werden, weil<br />
er sich im Ausland befindet. Steven Leske ließ sich von dem bekannten Nazianwalt<br />
Wolfram Nahrath verteidigen.<br />
In Buch hat sich im Jahr 2012 eine Neonazigruppe unter dem Namen „A.G. Buch“<br />
zusammengeschlossen. Starteten die Aktivitäten der Bucher Neonazis mit einem<br />
Angriff auf den Dönerladenbesitzer am Bahnhof im Mai 2012 und einer Beschä-<br />
▸Abb.15 Julian Pick ▸Abb.16 Patrick Kukulies ▸Abb.17 Ingo Reimann<br />
▸Abb.18 Thomas Gläser ▸Abb.19 Daniel Schiefer