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91<br />

Eine neue Dimension innerhalb der neonazistischen<br />

Bewegung nahmen die „Spreelichter“ ein. Gezielt<br />

versuchten diese unorganisierte Neonazis aus Südbrandenburg<br />

anzusprechen und für ihre Zwecke zu<br />

instrumentalisieren, somit machten sie sich auch speziell<br />

durch ihre „Werde Unsterblich“-Kampagne bundesweit<br />

einen Namen. Sie wurden schnell zu einem<br />

„Elite-Netzwerk“ innerhalb der Neonazi-Szene, was zu<br />

einem Verbot der Vereinigung durch das Innenministerium<br />

geführt hat.<br />

Die Personen aus dem inneren Kreis der „Spreelichter“<br />

rekrutierten sich zunächst aus Lübben und Lübbenau,<br />

aus dem Anhang des geschlossenen „Bunker<br />

88“. Später wurde die sog. „Widerstandsbewegung in<br />

Südbrandenburg“ ausgeweitet, so fanden sich weitere<br />

Ortsgruppen in Vetschau (vetschaufenster.info),<br />

Cottbus (cb-infos.net), Senftenberg (sfb-infos.nw.am),<br />

Spremberg (spremblog.info) und vereinzelt in Finsterwalde<br />

zusammen.<br />

Durch ihre Aktionen gelang es den „Spreelichtern“<br />

sich bewusst von bisher dagewesenen Kameradschaften<br />

und rechten Parteien abzugrenzen. Mit dem<br />

Leitspruch „Die Demokraten bringen uns den Volkstod“<br />

wurde versucht an eine „deutsche Identität“ zu<br />

appellieren, allgegenwärtige Themen wie die Abwanderung<br />

aus den Kleinstädten taktisch anzusprechen,<br />

um leichte Anknüpfungspunkte in der Bevölkerung<br />

zu gewinnen. Ohne dabei inhaltlich Kompromisse einzugehen,<br />

so ging es stets um die „rassische Einheit“,<br />

das Bekenntnis zum „Nationalsozialismus“ und den<br />

Kampf gegen die „BRD“.<br />

Dies war teilweise erfolgreich, Aufkleber mit dem<br />

Spruch „Wir sind keine Demokraten. Na und?“ sind in<br />

nahezu jedem Ort in Südbrandenburg zu sehen. Ein<br />

wichtiger Faktor für die flächendeckende Verteilung<br />

der Propaganda-Materialien war die hohe Popularität<br />

und die Anzahl der Sympathisierenden im Gebilde der<br />

„Spreelichter“.<br />

Die ersten nennenswerten Aktionen der Spreelichter<br />

fanden im Frühjahr 2009 statt. Beim Karnevalsumzug<br />

in Schlepzig im Spreewald setzten sich mehrere als<br />

Sensenmänner verkleidete Neonazis, u.a. Jonas Wies-<br />

„Die Spreelichter“<br />

„Widerstandsbewegung in Südbrandenburg“<br />

ner, an die Spitze des Umzuges und zeigten ein Transparent mit der Aufschrift „Die<br />

Demokraten bringen uns den Volkstod“. Bei einer weiteren Aktion wurde erneut<br />

ein Transparent mit diesem Spruch verwendet, ca. 15 Personen standen auf einer<br />

Autobahnbrücke an der A13 und präsentierten dieses. Videos dieser Auftritte sind<br />

auch weiterhin im Internet zu finden.<br />

Die große Verbreitung der „Spreelichter“ ist vor allem auf ihre Internetpräsenz<br />

www.spreelichter.info zurück zu führen. Mit konstanter Aktualität, höherem Maß<br />

an Professionalität bei der Produktion von Videos, Jingels und Print-Medien wurde<br />

es zu einem Vorzeigebeispiel neonazistischer Netzaktivität. So verbreitete sich die<br />

„Werde Unsterblich“ Kampagne aufgrund der martialisch inszenierten nächtlichen<br />

Fackelmärsche mit der Masken-Show in den sächsischen Städten Stolpen oder auch<br />

Bautzen rasant. Die Videos dieser unangemeldeten Aufmärsche durch leere Innenstädte<br />

erwecken den Anschein einer Massenbewegung, und einer rechten Erlebniswelt.<br />

Sehr bald fanden sich Nachahmende auf das ganze Bundesgebiet verteilt.<br />

Bemerkenswert dabei ist, wie das Netzwerk mehrmals mehrere Hundert Neonazis<br />

konspirativ mobilisieren konnten, was eine starke Vernetzung und unzugängliche<br />

Kommunikationswege vermuten lässt.<br />

Die zentrale Figur der „Spreelichter“ ist der Lübbenauer Marcel Forstmeier (bekannt<br />

auch unter dem Pseudonym „NationalSozi“ auf dem Neonazi-Forum thiazi<br />

.net), er steht hinter dem Vorgehen der „Widerstandsbewegung in Südbrandenburg“.<br />

In seinem engeren Kreis scharrt er Nachwuchs-Kader aus dem Spreewald um sich.<br />

So zum Beispiel die Lübbener Patrick Bierwagen, Julian Thugut, Florian Reichel,<br />

Steven Mergans, die Brüder Jonas und Gregor Wiesner sowie Patrick Jahn, Stefan<br />

Hannuschke, Steven Baatz und Jens Heidenreich.<br />

Dieser Personenkreis gemeinsam mit Neonazis der weiteren Aktionsgruppen aus<br />

Südbrandenburg wuden immer wieder auf Demonstrationen gesichtet, so unter<br />

anderem am 1. Mai 2009 in Freiberg, „Antikriegstagen“ in Dortmund oder bei den<br />

Trauermärschen in Magdeburg und Dresden. Vor dem Aufkommen der „Spreelichter“<br />

waren Teile dieser Personengruppe auch schon in der 2006 selbst aufgelösten<br />

„Gesinnungsgemeinschaft Süd-Ost Brandenburg“ (GGSOBB) oder an dem rechten<br />

Berichterstattungs-Portal „Jugend Offensive“ beteiligt. Dem harten Kern der „Spreelichter“<br />

standen für ihre Treffen, Vorbereitungen für Demonstrationen oder Aktionen<br />

eine Reihe von angemieteten Garagen und Immobilien in Lübben (Nordstadt)<br />

und Lübbenau zur Verfügung. In Cottbus fungierte der Neonazi-Laden „The devils<br />

right hand store“ als Begegnungsort.<br />

Wichtige Figuren der Spreelichter wie Forstmeier und der Cottbuser Neonazi und<br />

Kickboxer Markus Walzuck (siehe Seite 95) waren auch am Überfall auf eine antifaschistische<br />

Party im „Fragezeichen e.V.“ in Cottbus 2005 beteiligt, welcher auch<br />

mediale Aufmerksamkeit erregte. Die Verbindungen zwischen aktiven Neonazis und<br />

der Kampfsportszene sind kein Geheimnis mehr. Mitglieder der „Spreelichter“ sind<br />

in Kickboxvereinen aktiv, so wurden die Bestrebungen geweckt lokale Wehrsport-<br />

Gruppen zu gründen.<br />

▸Abb.1 Christopher Greb ▸Abb.2 Christopher Magoltz ▸Abb.3 Christopher Trawny ▸Abb.4 Florian Reichel ▸Abb.5 Gregor Wiesner

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