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▸Abb.16 Scharatow, FKTF-<br />
Aktivist<br />
▸Abb.17 Michael Scharatow ▸Abb.18 Mario Conrad<br />
ungewollt zu Aufmerksamkeit gelangt, als er Vertreter_innen<br />
der Stadt attackierte, die Stolpersteine vor<br />
seinem Haus verlegen wollten. Schon vorher war sein<br />
Geschäft Szenetreffpunkt, indem sich lokale Neonazigrößen,<br />
unter anderen Horst Mahler, trafen. Das<br />
führte auch zu zunehmenden Aktivitäten in der Stadt:<br />
Eine Gedenkveranstaltung für die Opfer des Holocaust<br />
wurde am 17. Dezember 2008 durch Neonazis (Michael<br />
Skupin, Marty Gansekow, Daniel Teich, Lisa Geppert,<br />
Christoph Schack, Markus Neubauer, Kay<br />
Neubauer) gestört. Allerdings geriet Link innerhalb<br />
der Szene unter Druck. Auf einem seiner Computer<br />
wurde „kinderpornographisches Material“ gefunden.<br />
Offenbar deswegen brachte sich Link im November<br />
2009 mit Tabletten selbst um. Hinzu kamen internen<br />
Differenzen zwischen dem Zossener Zusammenhang<br />
um Teich und Schack und den restlichen FKTF Mitgliedern,<br />
weil zeitgleich zur Eröffnung des „Hauses der<br />
Demokratie“ in Zossen auch ein Aufmarsch in Königs<br />
Wusterhausen der örtlichen Freien Kräfte stattfand.<br />
Während Teich einen Aufmarsch mit seinen örtlichen<br />
rechten Jugendlichen in Zossen durchführte, blieben<br />
bekannte Mitglieder der Aktion fern. Zudem fixierten<br />
sich die örtlichen Neonazis immer mehr auf die Bürgerinitiative:<br />
Mitglieder der Bürgerinitiative erhielten<br />
Morddrohungen, es gab Farbanschläge auf das „Haus<br />
der Demokratie“, es wurde immer wieder versucht die<br />
Holocaust Gedenkveranstaltung in Zossen zu stören<br />
und in der Stadt eingesetzte Stolpersteine wurden<br />
mehrmals geschändet. Den Höhepunkt ihrer Aktionen<br />
gegen politische Gegner_innen markierte der Brandanschlag<br />
auf das „Haus der Demokratie“. Dieses brannte<br />
in der Nacht von 22. zum 23. Januar 2010 komplett nieder,<br />
nachdem der damals 16-jährige Zossener Neonazi<br />
Daniel Strielke den Brand legte. Zudem wurde die<br />
Daueraustellung „jüdisches Leben in Zossen“, sowie<br />
die Wanderausstellung zur Residenzpflicht für Flüchtlinge<br />
„Invisible Borders“ zerstört. Daniel Teich wurde<br />
später wegen vieler dieser Aktionen und der Anstiftung<br />
zu dem Brandanschlag zu einer Haftsrafe von<br />
drei Jahren und acht Monaten verurteilt. Er ist noch<br />
vor Haftantritt mit Freundin und Kind verzogen und<br />
befindet sich momentan in der JVA Dresden. Ein Skan-<br />
dal war der Umgang der Bürgermeisterin der Stadt Zossen, Michaela Schreiber, mit<br />
dem Vorfall. Sie gab der Bürgerinitative eine Mitschuld an der Tat, da sie durch ihre<br />
antifaschistische Grundhaltung die lokalen Neonazis erst provoziert hätten. Kurz<br />
nach dem Brandanschlag fand auf dem Marktplatz eine Holocaust Gedenkveranstaltung<br />
am 27. Januar statt. 30 Neonazis versammelten sich in unmittelbarer Nähe der<br />
Kundgebung und störten diese durch „Lüge, Lüge“-Rufe, außerdem zeigten sie den<br />
Hitlergruß. Mit dabei waren Christoph Schack, Daniel Teich, Tony Möhrke (Ludwigsfelde)<br />
und der Berliner Julian Beyer, der gute Verbindungen nach Zossen hält.<br />
Die anwesenden Polizeibeamten ahndeten die Holocaustleugnungen der Neonazis<br />
nicht. Obwohl die gesamten Geschehnisse von der Polizei gefilmt wurden, konnte<br />
im Nachhinein kein Videomaterial bei den zuständigen Behörden ausfindig gemacht<br />
werden. Der Brandanschlag hatte jedoch ein gesteigertes Medieninteresse für Zossen<br />
und den Landkreis sowie der örtlichen rechten Strukturen zur Folge. Immer lauter<br />
wurden Forderungen nach einem Verbot der Freien Kräfte.<br />
FKTF Verbot<br />
Im April 2011 wollte der Staat nach dem Brandanschlag auf das „Haus der Demokratie“<br />
Entschlossenheit demonstrieren, verbot die Freien Kräfte Teltow-Fläming<br />
und durchsuchte medienwirksam 19 Wohnungen von Mitgliedern der Gruppe in<br />
Brandenburg und eine in Berlin (Michael Skupin wohnte mittlerweile in Lankwitz)<br />
und beschlagnahmte umfangreiches Beweismaterial, darunter Hakenkreuz-Fahnen,<br />
Waffen wie Messer, Schlagringe und -stöcke, einen Sprengsatz, Aufkleber, Computer<br />
und die Vereinskasse mit rund 700€. Auch ein Mitgliederverzeichnis der FKTF wurde<br />
gefunden. Der Schlag der Behörden traf die Neonazis, obwohl er nicht überraschend<br />
kam und es von ihnen auch Vorbereitungen zur Umgehung gab, erheblich. Bewusst<br />
wurde das Label FKTF schon seit einiger Zeit nicht mehr verwendet. Der Szene gelang<br />
der Umstieg auf alternative Strukturen nach dem Verbot jedoch nur bedingt.<br />
Zudem war der im April 2010 neugegründete NPD-Ortsverband TF zu unattraktiv<br />
für jugendliche Neonazis. Einige Aktive zogen sich zurück, auch aus privaten bzw.<br />
familiären Gründen, es kam zu einem Rückgang an Aktionen und gewalttätigen<br />
Übergriffen.<br />
Übergang zur NPD/JN<br />
▸Abb.19 Marty Gansekow (links), Michael Skupin (mitte)<br />
Die verbliebenen aktiven Neonazis agieren nun im Landkreis teilweise unter dem<br />
Mantel der NPD als sog. Ortsverband Teltow-Fläming, bzw. JN. Kaum verwunderlich,<br />
so unterstützen sich NPD und FKTF bei ihren Aktionen gegenseitig und teilten sich<br />
das NPD-Postfach erst in Königs Wusterhausen und später in Zossen. Der Kreisverband<br />
Dahmeland (Landkreis Teltow-Fläming und Dahme-Spreewald), dem der OV<br />
TF zugeordnet ist, hatte 2010 24 zahlende Mitglieder. Vorsitzender der NPD TF war<br />
zunächst Ronny Kempe. Einer der führenden Köpfe der FKTF, Dennis Härtel, ist<br />
heute im KV verantwortlich für Organisation und war zur Landesdelegiertenkonfe-<br />
▸Abb.20 Michael Skupin ▸Abb.21 Olaf Ernst und Marcel Königsberger ▸Abb.22 Tobias Markgraf ▸Abb.23 Alex Griese