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▸Abb.6 Christian Kohnke ▸Abb.7 Christin Fubel ▸Abb. 8 Enrico Mann ▸Abb. 9 Freie Kräfte Bernau ▸Abb. 10 Gordon Ehling<br />
er den Straßenbefürworter_innen vor, sie würden den<br />
Rassismus „herbei halluzinieren“. Schröder betreibt<br />
einen Blog auf dem er unter der Rubrik „Blick nach<br />
Links“ Initiativen in der Region outen will. Alle seine<br />
Texte werden vom NPD Kreisverband eins zu eins übernommen,<br />
auch trat er als Gastredner für die Partei auf.<br />
Wohin solch Anti-Antifa-Arbeit führen kann, zeigen<br />
diverse Anti-Antifa-Aktionen von „Freien Kräften“<br />
und NPD, neben Schmiererein auch mehrere tätliche<br />
Übergriffe seit Mitte 2012. Die Täter waren Andreas<br />
Rokohl, Christian Kohnke („Anti Antifa Bernau“)<br />
aus Bernau sowie weitere Neonazis der NPD und einer<br />
Clique die sich „Barnimer Freundschaft“ nennt. Ziel<br />
war dabei mehrfach der links-alternative Jugendtreff<br />
„Dosto“. Dabei war auch Pascal Rosin, der früher bei<br />
der „Kameradschaft Märkisch Oder Barnim“ (KMOB)<br />
aktiv war und sich als „Anti-Antifa“-Aktivist unter dem<br />
Label „Mediendienst Brandenburg“ bekannt machte.<br />
Er ist ebenfalls im Kreisverband Barnim-Uckermark<br />
der NPD aktiv. Viele der Angreifenden sind seit Jahren<br />
in der lokalen Neonaziszene verankert und sind<br />
eng verbunden mit der Berliner Naziszene. Einige der<br />
Angreifer waren am 14. Mai 2011 bei einem Aufmarschversuch<br />
im Berliner Stadtteil Kreuzberg (siehe Seite<br />
12) beteiligt. Im August 2010 wurde „Anti-Antifa“ und<br />
„2bar5“ auf das „Dosto“, das Auto einer Angestellten<br />
sowie an mehrere Gebäude, u.a. ein weiterer Jugendclub,<br />
mit alternativem Publikum, gesprüht. Erst wenige<br />
Wochen zuvor hatten Unbekannte die Plakate der<br />
Bernauer Linkspartei zerstört. Im März 2011 wurde<br />
eine Scheibe der Jüdischen Gemeinde eingeworfen<br />
und Hakenkreuze am Briefkasten hinterlassen.<br />
Mode, Musik und Mehr – Rechte<br />
Subkultur im Barnim<br />
2009 gründeten mehrere NPD-Aktive den Tarnverein<br />
„Märkisches Familien- und Hilfswerk e.V.“: Ingo Pannier<br />
(ehm. im Landesvorstand NPD Brandenburg) Aileen<br />
Rokohl, Jenny Liedtke, Mike Sandow und Maik<br />
Hampel. Sitz war der Reiterhof der GDF-Aktivistin<br />
Jana Michaelis in Blumberg. In internen Mails pries Pannier den Reiterhof für „nationales<br />
Reiten“ an, bei dem nach „Weltanschauung und Reitkenntnissen“ getrennt<br />
werden solle. Seit einem breiten Outing in lokalen und überregionalen Medien sind<br />
keine Aktivitäten mehr zu verzeichnen. Auch die Internetseite des Tarnvereins führt<br />
mittlerweile zu Panniers Versicherungsunternehmen.<br />
Im Barnim gibt es ein regelrechtes „Versand-Imperium“. Der Joachimsthaler Neonazi<br />
Christian Banaskiewicz betreibt die Internetversände „Rockshop66“, „4Skins“<br />
und „FightBack24“; dazu gehört auch seit 2011 der „Nationale Medienversand“ von<br />
Gordon Reinholz. Darüber hinaus ist er verantwortlich für den „CB-Textilvertrieb“<br />
in Joachimsthal. Reinholz und Banaskiewicz waren Führungskader des „Märkischen<br />
Heimatschutzes“ (MHS). Reinholz, politischer Ziehsohn des NPD-Aktivisten<br />
Frank Schwerdt, war von Anfang der 1990er bis Mitte der 2000er Jahre maßgeblich<br />
prägend für die Entwicklung der Kameradschaftsszene im Nordosten Brandenburgs.<br />
Sein Laden in der Freienwalder Straße 80a in Eberswalde stand mehrfach<br />
vor dem Aus. Das Imperium um Banaskiewicz und Reinholz bekommt in der Region<br />
Konkurrenz von Rene „Rudi“ Herrmann. Auch er war aktiv im „Märkischen<br />
Heimatschutz“. Bereits 1992 sorgte er für Aufruhr, als er beim Prozess gegen die<br />
Mörder von Amadeu Antonio in Eberswalde mit SA-ähnlicher Kleidung im Gerichtssaal<br />
auftauchte. Er betrieb bis 2001 in Eberswalde den Naziladen „Ragnaröck“, auch<br />
der Mailorder-Versand „Freiheitswille“ stammt aus dieser Zeit. Heute betreibt er den<br />
Internetversand „Zentralversand“. Herrmann, ist zeitweise Administrator der Internetseite<br />
des Kreisverbandes der NPD, betreibt verschiedene Internetprojekte wie „In<br />
Aktion“, „Besseres Brandenburg“ oder „Märkische Aktionsfront“, was jedoch alles<br />
Scheininternetseiten ohne Aktivitäten sind. Auch Christin Fubel aus Eberswalde<br />
gehört zum engeren Umfeld von Herrmann.<br />
Möglichkeiten ihre Ware an die Kundschaft zu bringen bietet nicht nur das Internet,<br />
sondern auch diverse Neonazi-Konzerte. Davon gibt es im Barnim genug, was<br />
in erster Linie an der Person Klaus Mann liegt. Sein Grundstück in Finowfurt<br />
(Gemeinde Schorfheide) ist seit Jahren Veranstaltungsort für Rechtsrock-Konzerte,<br />
darunter das jährliche „NPD-Sommerfest“ (bis 2010 noch „DVU-Sommerfest“) und<br />
den ebenfalls jährlich stattfindende „Preußentag“ der Brandenburger NPD. Konzerte<br />
mit rechten Bands gab es in den vergangenen Jahren außerdem im „Alten<br />
Dorfkrug“ in der Dorfstraße 4 im Bernauer Ortsteil Schönow, darunter Konzerte der<br />
Band „Kategorie C/ Hungrige Wölfe“, sowie ein NPD- Landesparteitag und „Reichsgründungsfeiern“.<br />
Auch sollte dort ein Liederabend des „Netzradio Germania“ für<br />
den Neonazi Michael Müller stattfinden.<br />
Die Neonaziband „Preußenfront“ um Kai Hasselmann aus Schönow, stammt aus<br />
Bernau und erfährt von der lokalen Szene Unterstützung in Form von eigenen Pullovern<br />
und T-Shirts (Abb. 21). 2010 trat die Band beim „Preußentag“ auf. Sänger<br />
Hasselmann war bereits für die NPD und DVU sowie für das „Nationale Bündnis<br />
Preußen“ aktiv. Proben soll die Band auf dem Gelände des ehemaligen Asylbewerberheims<br />
in Biesenthal welches die NPD für Veranstaltungen nutzte (Abb.24).<br />
▸Abb.11 Gordon Reinholz ▸Abb.12 Neonazi aus Bernau ▸Abb.13 Mandy Heidenwolf ▸Abb. 14 Pascal Rosin ▸Abb.15 „Preußenfront“ Gitarrist