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digung des lokalen „Euthanasie“-Mahnmals, haben<br />
sich die Neonazis seitdem gänzlich auf Propaganda beschränkt.<br />
Mit Sprühschablonen und Eddings bringen<br />
sie vor allem rassistische Slogans und Hakenkreuze an.<br />
Am 5. September 2012 fanden nach einer erneuten Propagandawelle<br />
Hausdurchsuchungen bei einem 19-jährigen<br />
sowie einem 22-jährigen statt. Letzterer räumte<br />
die Verantwortlichkeit für die Sprühereien ein. Die<br />
Sprüche und Aufkleber dieser Touren sind inhaltlich<br />
beliebig, wie es ein Markenzeichen von Neonazis ist,<br />
die sich am Konzept der „Autonomen Nationalisten“<br />
orientieren.<br />
Weißensee – Thor Steinar und<br />
seine potentiellen Kunden<br />
Im Jahr 2011 eröffnete in der Berliner Allee 11 eine Filiale<br />
des rechten Labels „Thor Steinar“ mit dem Namen<br />
„Tönsberg“. Anders als bei dem Geschäft in Friedrichshain<br />
wurde eine Gegend gewählt, in der potentielle<br />
Kund_innen leben. Der Vermieter des Ladens kündigte<br />
nach antifaschistischem Druck an, den Laden<br />
noch fristgerecht bis 2015 weiterlaufen zu lassen, aber<br />
dann den Mietvertrag nicht zu verlängern. Schon die<br />
Eröffnung war von Protesten begleitet, weitere Kundgebungen<br />
und Aktionen folgten. So stehen nun auf<br />
dem nahe gelegenen Antonplatz Kleidercontainer, in<br />
denen „Thor Steinar“-Klamotten entsorgt werden können.<br />
Zudem wurde der Laden etliche Male von Antifas<br />
besprüht.<br />
Der Antonplatz ist – als zentraler Platz Weißensees –<br />
häufiger Tatort rassistischer Pöbeleien und Angriffe,<br />
da hier am späten Abend das rechte Publikum einiger<br />
in der Gegend befindlicher Kneipen mit potentiellen<br />
Opfern zusammen trifft. Auch am Weißen See lassen<br />
sich insbesondere im Sommer regelmäßig größere<br />
Gruppen alkoholisierter Männer aus dem BFC-Hool-<br />
und Neonazimilieu antreffen.<br />
Weißensee ist auch der Schauplatz mehrerer Bürgermobilisierungen.<br />
So tauchten im Jahr 2011 in der<br />
Falkenberger Straße Flugblätter gegen eine dort geplante<br />
Flüchtlingsunterbringung in Wohnhäusern<br />
auf. Es folgten Bürger_innenversammlungen in der<br />
FDP-nahen Kneipe „Zum Nudelholz“. Hier waren<br />
sich die Anwohner_innen, wie schon in der Mobilisierung<br />
gegen den Moscheebau in Heinersdorf, nicht zu<br />
schade, noch das dümmlichste rassistische Argument<br />
anzuführen, um die Geflüchteten aus dem eigenen<br />
Wohnkiez fernzuhalten. Ein ähnliches Szenario tat<br />
sich auf, als bekannt wurde, dass ein offenes Projekt<br />
für ehemalige Straftäter nach Weißensee ziehen soll.<br />
Obwohl betont wurde, dass es sich bei den dortigen<br />
▸Abb.26 Robert Lüdtke, Rick Hoeckberg<br />
Betreuten nicht um Sexualstraftäter handelte, wurde eine Hetze gegen „Kinderschänder“<br />
losgetreten und der Schutz der Kinder gefordert. Beide Mobilisierungen<br />
wurden von lokalen antirassistischen Initiativen und bezirklichen Akteuren frühzeitig<br />
thematisiert und problematisiert, so dass sie nicht zu einer Massenmobilisierung<br />
wie der in Heinersdorf anwuchsen.<br />
Aktionen von organisierten Neonazis in Weißensee beschränkten sich auf die kurze<br />
Phase, in der der Zusammenhang „FN Mitte“, vertreten durch Christian Schmidt<br />
und Stefan Liedtke mit Propaganda und Angriffen gegen die Jugendeinrichtung<br />
„Bunte Kuh“ auffielen (siehe Seite 55).<br />
Stände der NPD werden in Weißensee von deutlich mehr Neonazis betreut, als in<br />
anderen Ortsteilen, weil die NPD hier von antifaschistischer Gegenwehr ausgeht.<br />
Am 23. Juli 2011 wurden am Antonplatz zwei Antifaschist_innen von Ordnern eines<br />
NPD-Standes angegriffen.<br />
Fazit<br />
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es in Pankow weiterhin ein großes Potenzial<br />
von Neonazis gibt, das derzeit aber nicht fest in aktiven Strukturen eingebunden<br />
ist. So existiert aktuell in Pankow keine Neonazistruktur, die in der Lage ist,<br />
eine Wirkungsmacht auf der Straße auszuüben. Pankow, Weißensee und auch Teile<br />
Prenzlauer Bergs – der Wohnsitz des NPD-KV2-Vorsitzenden Richard Miosga – sind<br />
weiterhin beliebter Rückzugsraum für Neonazis.<br />
Das zeigt sich jedoch nur in vereinzelten Propaganda-Aktionen und rassistischen<br />
Übergriffen an den Verkehrsknotenpunkten des Bezirks.<br />
▸Abb.20 Patrick Fehre<br />
▸Abb.23 Wolfram Nahrath<br />
▸Abb.27 Vivien Mahltzahn<br />
▸Abb.21 Lars Knüpfer<br />
▸Abb.24 Robert Kurz<br />
▸Abb.28 Michael Zielisch<br />
▸Abb.22 Richard Miosga<br />
▸Abb.25 Stephan Liedtke<br />
▸Abb.29 Maurice Gericke