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Landkreis Havelland (West) –<br />
Rathenow, Premnitz, Milower<br />
Land, Nennhausen<br />
Die Wurzeln des neonazistischen Milieus im westlichen<br />
Teil des Landkreises Havelland reichen bis an<br />
den Anfang der 1990er Jahre heran. Damals war dieses<br />
Gebiet als Kreis Rathenow eine eigenständige Verwaltungseinheit<br />
mit den drei Städten Rathenow, Premnitz<br />
und Rhinow. Vor allem in den beiden erstgenannten,<br />
industriell geprägten Orten entwickelten sich mit dem<br />
Niedergang der DDR und ihrem Beitritt zum Geltungsbereich<br />
des Grundgesetzes nationalistische, hooliganartige<br />
Jugendgruppen die durch Faschoskin-Outfit,<br />
durch das Verbreiten neonazistischer Propaganda und<br />
vor allem durch brutale Gewalt auffielen.<br />
Früh bezeichneten sie sich bereits als „Kameradschaft“,<br />
vom Charakter her waren sie aber eher gefestigte Jugendcliquen.<br />
Dennoch gab es bereits Querverbindungen<br />
zu inzwischen wegen NS-nähe verbotenen oder<br />
(selbst)aufgelösten Organisationen, wie der „Nationalistischen<br />
Front“ oder „Die Nationalen e.V.“ Ein Kontaktmann<br />
für diese Vereinigungen war in den 1990er<br />
Jahren Matthias Nickel aus Rathenow, der sich auch<br />
heute noch politisch, vor allem für die NPD, einbringt.<br />
Nachdem Mitte der 1990er Jahre die Aktivitäten des<br />
neonazistischen Milieus in Rathenow und Premnitz<br />
▸Abb. 1 Michel Müller<br />
▸Abb.6 Danny Grütte<br />
▸Abb. 2 Dieter Brose<br />
▸Abb.7 Tino Slopianka<br />
weitgehend daniederlagen, kam es am Ende des Jahrzehnts zu einer neuen Blütezeit<br />
neonazistischer Gruppierungen. Zulauf bekamen die Neonazis dabei nicht nur<br />
aus der Arbeiter_innenschicht, sondern auch massiv aus der unteren Mittelklasse.<br />
Diese Jungnazis nannten sich „Arische Kämpfer – White Power Rathenow“. Der<br />
heutige NPD Kreisverbandsvorsitzende Michel Müller gehörte beispielsweise zu<br />
dieser Gruppierung.<br />
Schnell hatten sie sich im Milieu etabliert und mit den „Alten Kämpfern“ vom Anfang<br />
der 1990er Jahre zusammengeschlossen. Spätestens im Jahr 2000 entstand<br />
dadurch die Kameradschaft „Hauptvolk“, die erste fest organisierte Kameradschaft<br />
in Rathenow und Premnitz, u.a. mit regelmäßigen Sitzungen und eigenem Kameradschaftsrundbrief.<br />
Dieser Vereinigung gehörten mindestens 60 Personen an.<br />
Daneben etablierte sich seit Anfang der 2000er Jahre eine Jugendgruppe, die sich<br />
zunächst „Jungsturm Rathenow“, später „Sturm 27“ bezeichnete und vom Charakter<br />
her ebenfalls als Kameradschaft zu bezeichnen ist.<br />
Sowohl die Mitglieder von „Hauptvolk“ als auch vom „Sturm 27“ fielen, bis auf<br />
wenige Teilnahmen an Neonaziaufmärschen in Berlin, Leipzig, Potsdam, Magdeburg,<br />
Dresden und Dessau, vor allem in Rathenow und Premnitz durch Gewalt- und<br />
Propagandadelikte auf. Insbesondere bei öffentlichen Veranstaltungen, wie Stadt-<br />
und Dorffesten, traten sie dominant auf und stellten ein erhebliches Drohpotential<br />
dar. Auch deshalb wurden „Hauptvolk“ und „Sturm 27“ im April 2005 durch das<br />
Brandenburger Innenministerium verboten.<br />
Das Verbot der Kameradschaften kam allerdings zu spät. Einige Monate zuvor hatte<br />
nämlich bereits die NPD einen Stützpunkt in Rathenow gegründet, der nach dem<br />
Vereinsverbot von „Hauptvolk“ und „Sturm 27“ schnell zu einem Stadtverband anwuchs.<br />
Immer mehr Kameradschaftsfunktionäre traten zudem bis Ende der 2000er<br />
diesem Verband bei und drängten in die entscheidenden Positionen, so dass die lokale<br />
NPD Sektion nichts anderes als eine modernisierte Ersatzstruktur von „Hauptvolk“<br />
und „Sturm 27“ ist. Folgende ehemalige Kameradschaftsmitglieder oder Sympathisierende<br />
traten in den letzten beiden Jahren, bei öffentlichen Veranstaltungen<br />
▸Abb. 3 Sabrina Burchardt<br />
▸Abb.8 Kay Uwe Brzezinski<br />
Westbrandenburg<br />
▸Abb. 4 Benjamin Kuhirt<br />
▸Abb.9 Andre Seltmann<br />
Freie Kräfte meets NPD<br />
▸Abb.5 Matthias Nickel<br />
▸Abb.10 Martin Krone<br />
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