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„NW-Berlin“ ist das berlinweit aktivste und einflussreichste<br />

Neonazi-Netzwerk von „Autonomen Nationalisten“<br />

(AN). Zentrale Akteure sind der Schöneweider<br />

Sebastian Schmidtke, der Neuköllner Sebastian<br />

Thom und der Lichtenberger Björn Wild. Alle drei sind<br />

zugleich Funktionäre der Berliner NPD, Schmidtke<br />

ist sogar Landesvorsitzender.<br />

Nach den Verboten der Kameradschaften „Kameradschaft<br />

Tor“ („KS Tor“) und „Berliner Alternative Süd-<br />

Ost“ („BASO“) 2005 und der damit verbundenen<br />

Repression kam es zu personellen Umstrukturierungen<br />

in der Berliner Neonaziszene. Da sich nach und<br />

nach einige Aktive der verbotenen Strukturen aus der<br />

politischen Betätigung zurückzogen oder Haftstrafen<br />

antraten, wurde das damalige unorganisierte Neonazi-<br />

Umfeld zunehmend in die Aktivitäten eingebunden. In<br />

den Jahren nach dem Verbot war eine hohe Fluktuation<br />

meist junger Neonazis zu beobachten, von denen<br />

einige bis heute aktiv sind. Die berlinweite Vernetzung,<br />

die schon zu Zeiten der „KS Tor“ bestand, wurde<br />

durch „NW-Berlin“ weiter intensiviert. Vor allem die<br />

aktionsorientierten Neonazis in Pankow und Neukölln<br />

wurden in das Projekt integriert. In diesen Bezirken<br />

sind die NPD-Verbände nahezu deckungsgleich mit<br />

den lokalen Aktiven der „Autonomen Nationalisten“.<br />

Auch die 2009 gegründete Kameradschaft „Freie Nationalisten<br />

Berlin-Mitte“ um Steve Hennig, Stefan<br />

Liedtke und Christian Schmidt, die in den Jahren<br />

2009 und 2010 eine hohe Frequenz an Propaganda-<br />

Aktionen und Übergriffen an den Tag legte, wurde<br />

anschließend zu Teilen in das „NW-Berlin“-Netzwerk<br />

integriert. Die Hellersdorfer und Marzahner Neona-<br />

Das Neonazi-Netzwerk „NW-Berlin“<br />

„Strick um den Hals oder Kugel in den Bauch“<br />

zis haben seit jeher eine enge Anbindung an die Lichtenberger Neonazis. Aus den<br />

Reihen der Hellersdorfer Neonazis rekrutiert sich die Neonazi-Graffiti-Crew „NSBA“<br />

(siehe Seite 12). Selbst Teile der konkurrierenden – und inzwischen verbotenen –<br />

Kameradschaft „Frontbann 24“ stehen nun in Kontakt mit „NW-Berlin“ und lassen<br />

sich, wie z.B. ihr ehemaliger Anführer Uwe Dreisch, strukturell einbinden – er fuhr<br />

den Lautsprecherwagen bei dem Aufmarschversuch am 14. Mai 2011 in Kreuzberg.<br />

Seit vielen Jahren führt „NW-Berlin“ Kampagnen, Aktionen und Veranstaltungen in<br />

Berlin durch. So organisierte das Netzwerk in den Jahren 2005 bis 2011 mindestens<br />

20 Aufmärsche – die meisten angemeldet von Sebastian Schmidtke. Dazu kommen<br />

zahlreiche Kundgebungen, Infostände und anderweitige Versammlungen sowie<br />

Störaktionen bei Veranstaltungen politischer Gegner_innen. Ein großer Teil der<br />

Aufmärsche wurde unter der Hand organisiert und mobilisiert. Jeder Aufmarsch von<br />

„NW-Berlin“ wurde zudem von einem Tross an Neonazi-Fotograf_innen – unter ihnen<br />

die Lichtenberger Christian Bentz, Björn Wild, David Gudra und Stephan Alex,<br />

die Neuköllner Patrick Weiss und Robert Hardege und der Pankower Thomas<br />

Zeise – begleitet. Teile der Fotos wurden später für die Berichte auf der Internetseite<br />

durch „NW-Berlin“ verwendet, vor allem die Fotos von Gegendemonstrant_innen<br />

landeten in internen Anti-Antifa-Archiven. Die Zahl der Teilnehmenden an Versammlungen<br />

schwankt dabei von 20 Personen, z.B. bei einem Spontan-Aufmarsch<br />

durchs Brandenburger Tor am 21. August 2005, bis hin zu 800 Personen, z.B. beim<br />

Aufmarsch „Vom nationalen Widerstand zum nationalen Angriff“ am 10. Oktober<br />

2009. Es lässt sich ein konstantes Berliner Mobilisierungspotential von „NW-Berlin“<br />

von selten mehr als 100 Neonazis feststellen. In die Aufmarschleitung band<br />

Schmidtke bei verschiedenen Aufmärschen langjährige „NW-Berlin“-Aktive ein, so<br />

z.B. Björn Wild, Patrick Weiß, Sebastian Glaser und Marcel Rockel. Verantwortlich<br />

für die Transparente ist u.a. der Hellersdorfer Matthias Hirsch. Ordneraufgaben<br />

am Rande der Aufmärsche übernehmen vor allem Aktivisten der verbotenen „KS Tor“<br />

und „BASO“, wie Bengt Bolle oder Marko Metzkow. Regelmäßiger Fahnenträger<br />

bei Aufmärschen aus dem „NW-Berlin“-Spektrum ist Lars Niendorf.<br />

Längerfristig geplante Aufmärsche und Kampagnen wie der Aufmarsch am 1. Mai<br />

2010 und die Kampagne für ein „nationales Jugendzentrum“, aber auch regelmäßig<br />

stattfindende Termine, wie die Todestage von Horst Wessel und Rudolf Heß,<br />

▸Abb.1 Sebastian Schmidtke ▸Abb.2 Sebastian Thom ▸Abb.3 Björn Wild<br />

▸Abb.4 v.l.n.r.: Christian Bentz, Oliver Oeltze, Patrick Weiß

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