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Potsdam<br />

Die Aktivitäten der Potsdamer Neonaziszene zeichneten<br />

sich in den letzten drei Jahren vor allem durch<br />

Propaganda im Straßenbild (Aufkleber, Sprühereien,<br />

Plakate) und Fackelaufmärsche aus. In den Jahren<br />

2010 und 2011 waren es noch drei aktive Gruppen – die<br />

„Alternative Jugend Potsdam“ (AJP), die NPD und die<br />

„Freien Kräfte Potsdam“ – 2012 war einzig die „FKP“ als<br />

Neonazi-Struktur präsent.<br />

Das Jahr 2010 war vor allem geprägt durch häufige Demonstrationsteilnahme<br />

der Potsdamer Neonazis, ein<br />

hohes Potential an Propagandaaktivitäten und die<br />

Etablierung der NPD als Ortsverband mit ihren monatlichen<br />

Stammtischen. Außerdem fanden mehrere<br />

Vernetzungstreffen statt, die beispielsweise Kontakte<br />

nach Ostprignitz-Ruppin (Neuruppin) durchaus intensivierten.<br />

Im Mai 2011 wurde der Ortsverband der NPD in Potsdam<br />

durch den Austritt des einzigen (NPD-)Stadtverordneten<br />

Marcel Guse enorm geschwächt.<br />

Der Potsdamer Stadtteil Waldstadt stellt einen Schwerpunkt<br />

neonazistischer Aktivitäten dar: Fackelaufmärsche,<br />

Angriffe und Propaganda in Form von Plakaten,<br />

Stickern oder Kreidemalereien. Wenig verwunderlich,<br />

denn dieser Bezirk ist auch der Wohnort von einigen<br />

aktiven Neonazis wie Patrick Danz, Gabor Grett und<br />

den Helmstedt- Brüdern Marko, Dennis und Christian.<br />

Auch wenn sich 2012 die Labels minimiert haben, ist<br />

die Potsdamer Neonaziszene sehr wohl in der Lage intern<br />

zu Aktionen wie den Fackelaufmärschen, zuletzt<br />

am 20.09.2012, zu mobilisieren oder überraschend in<br />

der Nähe einer antifaschistischen Demonstration in<br />

Potsdam-Grube im März 2012 aufzutauchen und eine<br />

„Eilversammlung“ anzumelden.<br />

„Freie Kräfte Potsdam“ als<br />

Hauptakteur und „Infoportal<br />

Potsdam“ als Sprachrohr<br />

Anfang des Jahres 2008 ging das „Infoportal Potsdam“,<br />

die heutige Website der „FKP“ online. Bis zum Sep-<br />

tember 2009 war auch die Mailadresse der am 9. November 2008 gegründeten JN-<br />

Potsdam als Kontaktadresse angegeben. Seit dem ist nur noch die E-Mail-Adresse<br />

der „FK Potsdam“ zu finden. Das verdeutlicht wie stark sich der Personenkreis um<br />

JN und „FKP“ überschneidet oder gar gleicht. Seit Ende 2008 etablierte sich die<br />

Gruppierung „FKP“ als Neonazi-Struktur, die bis heute als einzige aktive Gruppe<br />

mit ihrem Namen in der Öffentlichkeit agiert.<br />

Über die Gründung der JN-Potsdam berichtete u.a. das „Freie Netz Leipzig“, und<br />

verdeutlichte damit erneut die gute Vernetzung nach Potsdam. (siehe Fight Back 04)<br />

Mittlerweile lässt sich annehmen, dass der JN-Vorsitzende Maik Eminger, Bruder<br />

des NSU-Unterstützers André Eminger, ausschlaggebend für diesen Kontakt war.<br />

Maik Eminger<br />

Trotz seines JN-Vorsitzes hielt sich Maik Eminger im Hintergrund der Potsdamer<br />

Neonaziszene. Engere Verknüpfungen mit Potsdamer Neonazis zeigten sich jedoch<br />

2007, als die „FKP“ unter dem Motto „Meinungsfreiheit für Maik E.“ zu einer Kundgebung<br />

vor dem Neuruppiner Landgericht mobilisierten – Sebastian Glaser, Mirko<br />

Kubeler, Tom Singer, Tino Wilhelm und Jens Zimmer waren anwesend. Unterstützt<br />

wurden diese durch die Anwesenheit von Aktiven der „Freien Kräfte Leipzig“,<br />

Istvan Repaczki und Tommy Naumann.<br />

2008 stand Maik Eminger erneut vor Gericht – diesmal mit Sebastian Glaser mit<br />

der Anklage, 2007 Rudolf Heß-Plakate verklebt zu haben.<br />

Maik Eminger und Marcel Guse unterhielten nicht nur telefonischen Kontakt. Das<br />

belegt die Auswertung von Guses Handydaten. Beide besuchten gemeinsam mit<br />

„FKP“ – Aktiven Thomas Pecht, Carsten Schicke, Mirko Kubeler eine Bürgerversammlung<br />

am 16.Februar 2009 im Potsdamer Stadtteil Schlaatz, die über einen<br />

geplanten Umzug des Asylsuchendenheim diskutierten, und „beobachteten“ diese.<br />

Sein Bruder André Eminger wurde am 24. November 2012 im Zusammenhang mit<br />

den Ermittlungen gegen den „Nationalsozialistischer Untergrund“ (NSU) auf Maik<br />

Emingers Grundstück in Grabow (Mühlenfließ) festgenommen.<br />

„Infoportal Potsdam“<br />

Auf der Internetseite „Infoportal Potsdam“ erscheinen kontinuierlich antisemitische<br />

und rassistische Artikel zu den üblichen neonazistischenThemen.<br />

Das „Infoportal Potsdam“ fungiert vor allem als Sprachrohr der „FKP“. Hier sind<br />

immer wieder Berichte über Aktionen, wie z.B. Demonstrationen, Vernetzungstreffen<br />

(getarnt als Fußballturniere) oder gemeinsame „Ausflüge“ mit der „AJP“,<br />

nachlesbar und teilweise mit Bildern, Videos und Audiomitschnitten unterlegt.<br />

Die Aktionen der „FKP“ sind vor allem geschichtsrevisionistisch orientiert. So überklebten<br />

sie 2011 und 2012 Potsdamer Straßenschilder mit der Aufschrift „Rudolf-<br />

Heß-Strasse“ und dokumentierten diese auf ihrer Internetpräsenz. Im Oktober 2011<br />

zeigten sie sich auf Bildern bei einer „Gedenkaktion“ an das ehemalige Waffen-SS-<br />

▸Abb. 1 Tom Singer ▸Abb. 2 Dennis Helmstedt ▸Abb. 3 Christian Helmstedt ▸Abb.4 Marco Helmstedt ▸Abb.5 Maik Eminger<br />

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