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▸Abb.6 Stefanie Piehl ▸Abb.7 Christian Schmidt ▸Abb.8 Marco Metzkow ▸Abb.9 NW-Aktivist ▸Abb.10 Daniel Meinel<br />

sowie die bundesweiten Aufmärsche in Bad Nenndorf<br />

und Dortmund wurden von den Lichtenberger<br />

Neonazis nur noch dürftig mitgestaltet. In dem Park<br />

gegenüber des „NW-Berlin“-Stützpunkts Lückstraße<br />

58 wurden im Zusammenhang mit dem Neonaziaufmarsch<br />

in Dresden mehrere lebensgroße Puppen abgelegt<br />

und die dortigen Findlinge mit Namen bombardierter<br />

Städte besprüht. Der Großteil der Aktionen fand<br />

in anderen Bezirken statt.<br />

Lückstraße 58<br />

Seit dem 1. März 2011 nutzen die Lichtenberger Neonazis<br />

das Ladegeschäft in der Lückstraße 58. Gemietet<br />

wurde es durch den Vorsitzenden des Neonazi-Tarnvereins<br />

„Sozial engagiert in Berlin e.V.“ Sebastian<br />

Thom. Seitdem finden in den Räumen regelmäßig<br />

Treffen, Veranstaltungen und Feiern statt. Der sächsische<br />

NPD-Abgeordnete Arne Schimmer hielt hier am<br />

9. Dezember 2011 einen Vortrag zur Euro-Krise. Etwa<br />

50 sächsische Neonazis führten zusammen mit Sebastian<br />

Schmidtke am 22. Oktober 2011 eine Tour durch<br />

Berlin durch, deren Abschluss in der Lückstraße 58<br />

gefeiert wurde. Am 20. April 2012 feierten die Neonazis<br />

am Hitler-Geburtstag eine Solidaritätsfeier. Der 1.<br />

Jahrestag der Anmietung des Geschäfts wurde am 1.<br />

März 2012 von den Lichtenberger Neonazis gefeiert.<br />

Am 7. September 2012 wurde eine weitere Feier dort<br />

aufgelöst, weil sich Anwohner_innen über „Sieg Heil“-<br />

Rufe beschwert hatten. Am folgenden Tag hielten sich<br />

während einer Antifa-Kundgebung mindestens vier<br />

Neonazis – unter ihnen David Gudra, Stephan Alex<br />

und Roland Scholz – in den Räumen auf und versuchten<br />

von dort die Antifaschist_innen zu fotografieren.<br />

Die Neonazis Björn Wild, Sebastian Zehlecke, Oliver<br />

Oeltze, David Gudra und Stephan Alex wurden<br />

schon mehrere Male als Kundschafter im Umfeld des<br />

Ladens gesehen. Christian Bentz und Stefanie Piehl<br />

übernahmen Schutzaufgaben, während in den Räumen<br />

Veranstaltungen stattfanden.<br />

Anschläge und Gewalt<br />

Als im August 2012 die Kameradschaft „NW Dortmund“ verboten wurde, griffen<br />

Lichtenberger Neonazis das lokale SPD-Büro mit Farbflaschen an.<br />

Das Büro der Lichtenberger Linkspartei war bereits mehrere Male in der Vergangenheit<br />

angegriffen und beschädigt worden, unter anderem nach dem Verbot der<br />

„Hilfsorganisation nationaler Gefangener“.<br />

Rückzugsgefechte im Stammgebiet<br />

Noch immer haftet dem Weitlingkiez der Ruf an, ein Zentrum der Berliner Neonaziszene<br />

zu sein. Und tatsächlich wohnt ein Großteil der oben genannten Neonazis hier<br />

und mehr als 70% aller Aktivitäten des gesamten Bezirks – größtenteils Propagandadelikte<br />

– finden hier statt. Der Bahnhof Lichtenberg ist regelmäßig Vortreffpukt bei<br />

Neonazidemonstrationen. Trotz alledem gelingt es den Neonazis auch hier immer<br />

weniger, die Gegend mit Straßengewalt und Propaganda zu dominieren. Aufkleber,<br />

Plakate und Schriftzüge – die immer noch im Wochentakt in der Gegend angebracht<br />

werden – werden von Antifaschist_innen und Anwohner_innen meist innerhalb<br />

eines Tages entfernt. Auch der „NW-Berlin“-Stützpunkt in der Lückstraße 58 wurde<br />

von Anfang an von Protesten begleitet. Das Straßenbild im Kiez wird mehr und mehr<br />

von alternativen Anwohner_innen, Migrant_innen aber auch von langjährigen Anwohner_innen<br />

dominiert, die sich offen gegen die Neonazis stellen. Nicht umsonst<br />

schrieb die NPD über einen Infostand in der Weitlingstraße: „Die Weitlingstraße<br />

kann man als gemischt bezeichnen: Große Zustimmung und scharfe, oft unflätig<br />

artikulierte Reaktionen wechseln sich hier ab.“ Bei der letzten Bezirkswahl verlor<br />

auch hier die NPD rund ein Drittel ihrer Stimmen.<br />

NPD, PRO und Freiheit<br />

Die NPD verfügt in Lichtenberg immer noch über einen größeren und aktiven Verband.<br />

Manuela und Dietmar Tönhardt sowie Cornelia Berger halten die Neonazis<br />

mit ihrem Aktionismus bei Laune. So werden die regelmäßigen Info-Stände<br />

im Prerower Platz, im Tierpark, in der Volkrad- und der Weitlingstraße von André<br />

Groth, Jan-Michael Keller, Danny Matschke und David Gudra betreut. Manuela<br />

Tönhardt und Cornelia Berger, die für die Partei in der BVV sitzen, werden meist<br />

von eben diesen Neonazis begleitet.<br />

Nachdem bei der letzten Bezirkswahl 2011 der Stimmenanteil für die NPD auf 3,7%<br />

schrumpfte (2006 waren es noch 5,9%), wird die NPD nur noch von zwei Verordneten<br />

vertreten. Berger ersetzte Jörg Hähnel, der sich nun auf seine Aktivitäten<br />

für die Bundes-NPD und die Schweriner NPD-Fraktion konzentriert. Aus der BVV-<br />

Arbeit scheint die Luft raus zu sein. Die Anträge der NPD werden routiniert von<br />

den restlichen Parteien abgelehnt. Der NPD gelingt es nicht, eigene Akzente zu<br />

setzen. So wird der Ton der monatlichen Berichte Tönhardts immer aggressiver und<br />

▸Abb.11 Lars Wünsche ▸Abb.12 links: Ronny Schrader, rechts: Gesine Hennrich ▸Abb.13 Lichtenberger NPDler ▸Abb.14 Henryk Wurzel

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