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Die NPD Brandenburg bereitet sich schon jetzt intensiv<br />
auf die kommenden Wahlkämpfe vor. Besonders aktiv<br />
ist dabei der KV Oderland. Dieser besteht aus einem<br />
breiten Spektrum von vermeintlich „bürgernahen“ PolitikerInnen<br />
bis zu Unterstützenden von rechter Gewalt.<br />
Wichtigster neonazistischer Akteur im Raum Fürstenwalde<br />
und Storkow sind lokale NPD-Strukturen. Seit<br />
mehreren Jahren verfolgt der NPD-Kreisverband Oderland<br />
eine Strategie der größtmöglichen „Bürgernähe“<br />
und erreichte so auf kommunaler Ebene teilweise zweistellige<br />
Wahlergebnisse. Im NPD-Landesverband nehmen<br />
sie wichtige Positionen ein und haben mit Klaus<br />
Beier einen alteingesessen NPD-Kader. Seit Jüngstem<br />
wird nun an dem Aufbau einer lokalen JN-Struktur<br />
gearbeitet.<br />
Seit 2003 sitzt die NPD Oderland mit zwei Mandaten<br />
im Kreistag des Landkreises Oder-Spree. Zusammen<br />
mit Klaus Kuhn von der DVU konnten sie so auch<br />
eine Fraktion bilden. Schon damals treibende Kraft:<br />
der Reichenwalder Klaus Beier. Zusammen mit Lars<br />
Beyer versuchte er im Beeskower Kreistag „seriöse,<br />
nationale Politik“ zu betreiben. Fünf Jahre später<br />
wurden NPD-Aktive wieder in den Kreistag gewählt.<br />
Neben Klaus Beier und Lars Beyer zog die Fürstenwalderin<br />
Manuela Kokott ein. Gerade in den Dörfern<br />
und Gemeinden im Umland von Storkow erreichte die<br />
NPD sogar zweistellige Wahlergebnisse, teilweise bis<br />
zu 23%. Ein weiterer Wahlbezirk mit einem hohen Anteil<br />
an NPD-Stimmen ist Fürstenwalde-Nord und in der<br />
angrenzenden Gemeinde Steinhöfel zu finden.<br />
Die vergangenen Wahlerfolge lassen einerseits darauf<br />
schließen, dass menschenverachtende Einstellungen<br />
in dieser Region weit verbreitet sind, andererseits die<br />
Protagonist_innen der NPD-Oderland keinesfalls als<br />
„die bösen Nazis“ gesehen werden. Dabei verfolgt die<br />
NPD-Clique um Klaus Beier immer den Ansatz möglichst<br />
„bürgernah“ aufzutreten. So können sie sich<br />
ungestört an dem alljährlich stattfinden „Rad-Scharmützel“,<br />
einer von vielen Menschen besuchten Fahrradtour<br />
um den Scharmützelsee, beteiligen. Die Frau<br />
von Klaus Beier, Nadine Müller, war als Pressewartin<br />
in der Freiwilligen Feuerwehr in Storkow aktiv. Auf<br />
Der NPD-Kreisverband Oderland<br />
Zwischen Bürgernähe und Radikalität<br />
Dorffesten präsentieren sie sich als interessierte PolitikerInnen, die sich noch um<br />
„das Wohl des Volkes“ kümmern. In der hauseigenen „Oderlandstimme“ versuchen<br />
sie verschiedenste lokale Themen wie Abwassergebühren oder CO2-Verpressung<br />
aufzugreifen. Außerdem schärfen die Neonazis ihr rassistisches und antisemitisches<br />
Profil bei den Themen Eurokrise, Asylpolitik und „Grenzkriminalität“. Desweiteren<br />
besitzen sie, auch durch die guten Kontakte in die die Landes- und Bundesebene,<br />
eine funktionierende Infrastuktur und ein nicht geringes Mobilisierungspotenzial.<br />
Zahlreiche Infostände, Kundgebungen, Verteilaktionen und Demonstrationen führten<br />
sie in den letzten Jahren im Raum Storkow und Fürstenwalde durch. Vereinzelt<br />
gab es solche Aktivitäten auch in Frankfurt (Oder), Eisenhüttenstadt und Beeskow,<br />
wo sie aber selbst keine eigenen Strukturen besitzen. Hervorzuheben sind zwei<br />
Demonstrationsversuche, die Neonazis aus dem Umfeld der NPD-Oderland 2012 in<br />
Frankfurt (Oder) organisierten. Von Misserfolg gekrönt, konnten die Aufmärsche im<br />
März und November aufgrund antifaschistischer Proteste nicht wie geplant stattfinden.<br />
Bezeichnend war die frühzeitige Abreise Berliner Neonazis im November, nachdem<br />
sie vergeblich vier Stunden auf den Weiterzug ihrer Demonstration warteten.<br />
Der 46-jährige Klaus Beier ist die zentrale Figur des NPD-Kreisverbandes. Er ist<br />
neben seiner Funktion als Kreisvorsitzender auch als NPD-Landesvorsitzender aktiv.<br />
Auch in die Bundesebene besitzt er gute Kontakte: so war er bis 2011 als Bundespressesprecher<br />
tätig, verlor aber mit dem Abgang von Udo Voigt seinen Posten, und ist<br />
nur noch Beisitzer im aktuellen Bundesvorstand. Der aus Franken stammende Beier<br />
startete seine NPD-Karriere bei der JN und war im Landes- sowie im Bundesvorstand<br />
aktiv. Außerdem gehörter er Anfang der 90er Jahre zu den Mitunterzeichnern eines<br />
sogenannten „Deutschen Freundeskreis“, der mit rassistischen und antisemitischen<br />
Forderungen zu einer „Faschistischen Aktionswoche“ vom 25. bis 30. November 1991<br />
im Landkreis Aschaffenburg mobilisierte. In der Erklärung wird in NS-Rhetorik zur<br />
„faschistischen Revolution“ aufgerufen. Gefordert wird im Sinne des nationalsozialistischen<br />
Euthanasie-Programms die „Sterilisierung von Aidskranken, Homosexuellen<br />
und Krüppeln“. Darüber hinaus beziehen sich die Verfasser positiv auf die<br />
Pogrome von Hoyerswerda und Greifswald und rufen somit zu rassistischem Mord<br />
auf. Neben Klaus Beier steht insbesondere Manuela Kokott in der Öffentlichkeit.<br />
Die 1968 in Halberstadt geborene Steuerberaterin, tätig bei der Scharf und Richter<br />
GbR in Storkow, wohnt in Fürstenwalde und sitzt seit 2008 im Kreistag. Mittlerweile<br />
nutzt sie ihr erlerntes Fachwissen auch als Schatzmeisterin des Kreis- und Landesverbandes.<br />
Sie ist somit auch im Landesvorstand vertreten. Neben dem Verfassen<br />
von Berichten und öffentlichen Auftritten fällt sie, genauso wie ihr Lebensgefährte<br />
Frank Odoy, durch ihre Nähe zu Neonazis aus dem Spektrum der Autonomen Nationalisten<br />
auf. Außerdem ist sie bedeutend mitverantwortlich für die Organisation des<br />
sogenannten „Preußentages“, dem alljährlich stattfindenden geschichtsrevisionistischen<br />
Großevent des NPD-Landesverbandes. Frank Odoy ist im Kreisverband für<br />
den „Bereich Organisation“zuständig. Er ist auf nahezu allen Veranstaltungen vertreten,<br />
auf denen Mitglieder des Kreisverbandes auftauchen, und war 2010 Delegier-<br />
▸Abb.1 Andreas Kavalir ▸Abb.2 Frank Maar ▸Abb.3 Florian Stein ▸Abb.4 Frank Odoy ▸Abb.5 Klaus Beier