fightback05
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▸Abb.16 Ekkehard Weil ▸Abb.17 Oliver Parche ▸Abb.18 Daniel Weber ▸Abb.19 Manuel Marmillot<br />
ner militanten Neonazi-Gruppe gehörten auch der V-<br />
Mann Carsten Szcezepanski (Königs Wusterhausen),<br />
Ralf Luckow (Königs Wusterhausen), Guido Wollatz<br />
(Wildau), Christian Raitzig (Treptow/Mahlow),<br />
Marco Häusler (Königs Wusterhausen) und Ronny<br />
Müller (Kaulsdorf).<br />
Der „Kameradschaft Germania“ war wiederum neben<br />
Henryk Silwar und Olaf Denny Görsch auch der bis<br />
heute in der Neonaziszene aktive Lutz Giesen zuzurechnen.<br />
Giesen wurde im vergangenen Jahr verurteilt,<br />
weil er auf einem Neonaziaufmarsch in Berlin die<br />
Namen von über 20 Antifaschist_innen verlesen und<br />
ihnen mit Rache für einen Angriff auf eine Neonazi-<br />
Kneipe gedroht hatte, der zeitweise fälschlicherweise<br />
der linken Szene zugeschrieben worden war. Während<br />
schwere Anschläge mit Sprengstoff oder Handgranaten<br />
wie die auf das Grab Heinz Galinskis oder auf das<br />
Weißenseer Flüchtlingsheim eine Seltenheit darstellen,<br />
ziehen sich Brandanschläge auch mit Mordabsicht<br />
durch die Geschichte der Berliner Neonaziszene. So<br />
verübte der Neonazi Oliver Werner Ende 1992 einen<br />
Brandanschlag auf einen alternativen Jugendklub in<br />
Lichtenberg. Werner hatte damals enge Kontakte zu<br />
Kay Diesner, Marcus Bischoff und zum Neonazirocker<br />
Arnulf Priem. Anfang 1995 folgte ein weiterer<br />
Brandanschlag auf einen Treptower Jugendklub, diesmal<br />
durch Henryk Wurzel. Auch Wurzel hat nach<br />
seiner Haftzeit nicht aufgehört, sich als Neonazi zu<br />
betätigen. Nach seiner Zeit beim „Märkischen Heimatschutz“<br />
war er im Lichtenberger NPD-Verband aktiv.<br />
Während Wurzel in den letzten Jahren hin und wieder<br />
bei neonazistischen Aufmärschen zu sehen war,<br />
ist Oliver Werner im vergangenen Jahr aktiv in den<br />
Berliner Wahlkampf der NPD eingebunden gewesen 3 .<br />
Ebenfalls 1995 versuchten Neonazis, den Eine-Welt-<br />
Laden „Baobab“ im Prenzlauer Berg in Brand zu setzen.<br />
Anfang des neuen Jahrtausends kam es im Berliner<br />
Südosten zu einer weiteren Anschlagswelle. In<br />
der Silvesternacht 2000/2001 brannte die Garage<br />
des Treptower Jugendklubs „JuJo“. Im Juli desselben<br />
Jahres verübte der Treptower Neonazi Sebastian Dahl<br />
mit weiteren Neonazis einen nächtlichen Brandanschlag<br />
auf die Bühne das alternativen Festivals „me<br />
monde est a nous“ in Königs Wusterhausen. Nur durch<br />
Glück konnten sich die auf der Bühne schlafenden Antifaschist_innen<br />
retten. Zwei Wochen später griff Dahl<br />
zusammen mit weiteren Neonazis ein Roma-Camp in<br />
Königs Wusterhausen mit Brandsätzen an. Auch hier<br />
kam nur zufällig niemand zu Schaden.<br />
Dahl traf sich im Sommer des Jahres 2001 auch<br />
mehrmals wöchentlich mit Paul Stuart Barrington,<br />
Manuel Marmillot und Patrick Rößler in seiner<br />
Wohnung, bei der die Gruppe Sprengstoffanschläge<br />
auf türkische und jüdische Einrichtungen diskutierte<br />
und plante. Als der Polizei durch einen anonymen Hinweis die Planungen bekannt<br />
wurde, entschied sie, die Gruppe zu überwachen und observierte Dahls Wohnung.<br />
Allerdings konnte sie keine weiteren Erkenntnisse erlangen, da Dahl die Maßnahmen<br />
bemerkte. Zumindest bei Barrington wurden aber noch im Juni 2002 bei einer<br />
Hausdurchsuchung wegen der Internetseite „www.ss88.de“, diverse Bombenbauanleitungen<br />
und eine fünfseitige Adressliste jüdischer Einrichtungen gefunden. Heute<br />
betreibt Barrington in Berlin-Schöneweide den rechten Szenetreffpunkt „Zum Henker“<br />
in der Brückenstraße 14.<br />
In Treptow wurden in den Folgejahren Imbisse zum Ziel von nächtlichen, rassistisch-motivierten<br />
Brandanschlägen. Im Jahr 2008 begann eine neue Anschlagsserie<br />
in Berlin. Neuköllner Neonazis, unter ihnen Robert Hardege und Marcus Pohle,<br />
bewarfen zwei von Migrant_innen bewohnte Häuser mit Brandsätzen, die jedoch<br />
rechtzeitig gelöscht werden konnten. Im Verdacht stand damals auch der Neuköllner<br />
Julian Beyer, der mit den beiden eine Clique bildete, eine Beteiligung konnte ihm<br />
jedoch nicht gerichtsfest nachgewiesen werden.<br />
Im Zeitraum zwischen November 2005 und März 2009 betrieben die Berlin/Brandenburger<br />
Neonazis Daniel Weber aus Berlin, Oliver Parche aus Berlin, Thomas<br />
Berger (früher Zühlke) aus Bernau zusammen mit der V-Frau Sandra Franke, Jenny<br />
Bremer aus Kaarst bei Düsseldorf, Rene Rotter aus Kummerfeld und Frank Menk<br />
aus Kleve das neonazistische Online-Radio „European Brotherhood Radio“ (EBR),<br />
auf dem sie Rechtsrock-Musik und Nazi-Propaganda verbreiteten. Daniel Weber<br />
richtete auf der EBR-Homepage eine sog. „Sprengmeister“-Unterseite ein, auf der<br />
diverse Bombenbauanleitungen der Szene zur Verfügung gestellt wurden. Einzelne<br />
Anleitungen wurden zudem mit Erfahrungsberichten von Testsprengungen und<br />
Fotos davon ergänzt. Im Radioprogramm wurde mit Jingles dafür geworben. Alle<br />
Beteiligten wurden wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung und anderer Delikte<br />
verurteilt.<br />
Es folgten Brandanschläge auf den linken Szeneladen „M99“ in Kreuzberg (2010),<br />
die Wohnprojekte „Tommy-Weisbecker-Haus“ (Kreuzberg), Kastanie 85 (Prenzlauer<br />
Berg), Lottumstraße 10a (Mitte) und zwei Anschläge auf den Neuköllner Jugendklub<br />
der Falken „Anton-Schmaus-Haus“ (alle 2011). Auch für den Anschlag auf das Kreuzberger<br />
Georg-von-Rauch-Haus (Dezember 2011) könnten Neonazis als Täter_innen<br />
in Betracht kommen. Die Anschläge, die die Höhepunkte mehrerer Wellen von Bedrohungen<br />
und Beschädigungen an linken und alternativen Projekten darstellen,<br />
machen den Eindruck, als würden Berliner Neonazis um das Internetportal „NW-<br />
Berlin“ die von ihnen veröffentlichte Liste linker Locations und Hausprojekte abarbeiten.<br />
Zum „NW-Berlin“ gehören auch: Sebastian Dahl, der wegen mehrfachen<br />
versuchten Mordes verurteilte Oliver Oeltze und der unter anderem wegen Mordaufrufen<br />
im Internet und mehrfacher Körperverletzung verurteilte Neonazi Christian<br />
Bentz. Einige der Attacken haben auch die Handschrift des Johannisthaler Neonazis<br />
Julian Beyer, wenn neben eingeworfenen Scheiben auch die Briefkästen gesprengt<br />
werden.<br />
Gewalttaten und Haftzeiten stärken offensichtlich Position und Ansehen in der<br />
Szene – und so sind Dahl und Oeltze mittlerweile auch den Vandalen zuzuordnen.<br />
Die aktuelle Berliner Neonazi-Szene und die<br />
alten Kader<br />
Es ist keine Überraschung, dass Mord als politisches Mittel durch Berlins Neonaziszene<br />
einkalkuliert und propagiert wird. Die Berliner NPD ist seit über zehn Jahren<br />
in der Hand von NS-Fanatikern, die eng mit militanten Kameradschaften zusammenarbeiten<br />
und diese soweit wie möglich in die eigenen Aktionen mit einbindet.<br />
Mit Vorsitzenden wie dem Kroatien-Söldner Eckart Bräuniger, dem na-