fightback05
fightback05
fightback05
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
61<br />
▸Abb.6 Josef Graf ▸Abb.7 Julian Beyer ▸Abb.8 Marc Richter ▸Abb.9 Marco Oemus ▸Abb.10 Neonazi (Johannisthal)<br />
amten von niemandem die Personalien auf und zogen<br />
sich wieder zurück. Das ermunterte die Gäste offenbar<br />
zu mehr: Drei Neonazis (18, 23 und 31 aus Neuruppin,<br />
Hamburg sowie aus Rümpel in Schleswig-Holstein)<br />
attackierten einen Jugendlichen in der Brückenstraße,<br />
in dem sie einen „Linken“ erkannt haben wollen. Die<br />
Täter nahmen ihm das Basecap weg, schubsten, und<br />
schlugen ihm ins Gesicht. Der 23-Jährige flüchtete sich<br />
daraufhin in ein Bistro, deren Angestellte ihn verteidigten,<br />
bis die Polizei eintraf.<br />
Aber nicht nur der „Henker“ ist rechter Sammelpunkt.<br />
Kneipen wie das „Balla Balla“ (Spreestraße 1), „Zum<br />
Eisenbahner“ (Michael-Brückner-Str. 6), „Zur Haltestelle“<br />
(Brückenstraße 3) und „Zum Sturmeck“<br />
(Sterndamm 127, Johannisthal), werden aufgrund ihres<br />
unkritischen Umgangs mit Neonazi-Gästen von diesen<br />
gerne frequentiert – mit den entsprechenden Folgen:<br />
Als Ausweich-Kneipe – der „Henker“ hat montags<br />
immer geschlossen – dient das „Balla Balla“, in dem<br />
nicht nur Uwe Dreisch oder Marco Oemus regelmäßig<br />
verkehren, sondern auch Gremium-Neonazi Lars<br />
Burmeister. Nach einem Trinkabend am 28. November<br />
2011 zog Dreisch mit weiteren Rechten Naziparolen<br />
grölend durch den Kiez. Zuvor hatte Dreisch einen<br />
Mann aufgrund seiner Hautfarbe im Shopping-Center<br />
„Zentrum Schöneweide“ angepöbelt und bedroht.<br />
Kurz nach einer Antifa-Demo am 7. Juli 2012 durch<br />
Schöneweide sammelten sich in der „Haltestelle“<br />
mehrere Neonazis, unter ihnen der Berliner NPD-Chef<br />
Schmidtke, der zuvor noch vermummt von seinem<br />
Balkon die Teilnehmer_innen abfotografierte. Im Verlaufe<br />
des Abends attackierte Schmidtke auch einen<br />
Nachbarn mit Pfefferspray, da er ihn bedroht haben<br />
soll. Warum Schmidtke jedoch „zufällig“ einen Pfefferlöscher<br />
(Inhalt: 400ml Pfefferspray. Anwendung:<br />
Besprühung von Menschenmengen) unweit einer<br />
Antifa-Demo mit sich führte, dürfte vielmehr mit der<br />
Gewaltbereitschaft Schmidtkes gegen Antifaschist_<br />
innen als mit vermeintlicher „Selbstverteidigung“ zu<br />
erklären sein.<br />
Insgesamt waren die Sommermonate 2012 von massiven<br />
Einschüchterungsversuchen seitens der rechten<br />
Szene geprägt: Als sich Antifaschist_innen am 8. Juni<br />
2012 in Johannisthal trafen, um rechte Propaganda zu entfernen, sammelte sich<br />
rechtes Trinkerpublikum im „Sturmeck“ und pöbelte gegen die Anwesenden, darunter<br />
der Bezirksbürgermeister. Als am 12. August 2012 ein junger Erwachsener vor<br />
der Kneipe NPD-Sticker abkratze, griff ihn ein vermummter Neonazi an, zerrte ihn<br />
vom Rad und besprühte ihn mit Pfefferspray.<br />
Johannisthal<br />
Ein gehäuftes Aufkommen von Neonazi-Propaganda lässt sich in letzter Zeit in Johannisthal<br />
feststellen. So werden nicht nur flächendeckend NPD-Plakate sowie<br />
hunderte Aufkleber verklebt, sondern auch, wie in der Nacht zum 14. August 2012,<br />
rechte Parolen und Symbole wie Hakenkreuze und SS-Runen an Bushaltestellen,<br />
Bäume, Kleidercontainer und Fahrzeuge gesprüht. Als zwei Linke am 29. Mai 2012<br />
NPD-Aufkleber im Kiez entfernten, attackierte Julian Beyer, zusammen mit anderen,<br />
die beiden. Er bedrohte sie und warf eine Flasche nach den Flüchtenden. Bei<br />
dem bereits erwähnten Putzspaziergang am 8. Juni tauchte Julian Beyer erneut auf,<br />
diesmal mit Christian Stein und einem weiteren Neonazi. Die drei pöbelten die<br />
Teilnehmer_innen an und vermummten sich. Beyer sammelte Steine auf, konnte<br />
jedoch von den Anwesenden vertrieben werden.<br />
Als aufgrund der weiterhin anhalten massiven Plakatierung, für die unter anderem<br />
Beyer verantwortlich ist, erneut ein Kiezspaziergang geplant war, wurden in<br />
der Nacht zum 1. August die Scheiben eines aktiven Jusos und Mitorganisatoren in<br />
Johannisthal eingeworfen sowie sein Briefkasten gesprengt. Wenige Tage danach<br />
gab es einen Anschlag mit identischem Vorgehen auf einen Bezirksverordneten<br />
der Linken, der ebenfalls zivilgesellschaftlich aktiv ist. Zeitgleich zum zweiten Anschlag<br />
in Adlershof wurden in Oberschöneweide die Scheiben des Juso-Parteibüros<br />
eingeschlagen.<br />
Das spezifische Vorgehen bei den Anschlägen auf die Privatwohnungen engt den<br />
Täterkreis ein. Bekannt ist es aus dem NPD-Wahlkampf 2011 in Neukölln. Als eine<br />
Frau NPD-Verteilern untersagte, Propaganda in ihren Briefkasten zu stecken, wird<br />
sie angepöbelt und bedroht. Mitte November 2011 werden ihr dann die Scheiben<br />
eingeworfen und der Briefkasten gesprengt. Damals war in Neukölln Julian Beyer<br />
für die NPD im Wahlkampf aktiv. Er kandidierte sogar auf der Bezirksliste. Schon<br />
zu Wahlkampfzeiten war Julian Beyer in Johannisthal (Sterndamm 232) gemeldet,<br />
kandidierte aber noch in seinem früheren Heimatbezirk. Nach der Wahl ist Johannisthal<br />
für ihn zum Tätigkeitsschwerpunkt geworden, wie an Schmierereien und<br />
Aufklebern unschwer festzustellen ist. Und mit ihm zog die Aktionsform um. Die<br />
Familie in der Hufeisensiedlung ist dennoch weiterhin Ziel von Attacken.<br />
Aber auch in anderer Hinsicht scheint Johannisthal wieder attraktiver für Neonazis<br />
zu werden. Am 15. April 2012 fand auf dem Gelände des ehemaligen Flughafen Johannisthal<br />
ein „NW-Berlin“-Fußballturnier statt, an dem sich ca. 40 Personen beteiligten<br />
(Björn Wild, Christian Bentz, David Gudra, Sebastian Zehlecke, Daniel<br />
Meinel, Patrick Weiß, Sebastian Thom etc.).<br />
▸Abb.11 Nina Avemann ▸Abb.12 Neonazi-Aktivist ▸Abb.13 Neonazi-Aktivist ▸Abb.14 Marco Oemus<br />
▸Abb.15 Neonazi-Aktivistin