2011 Diplomarbeit_Wawra.pdf - ÖIN
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2.2.2.2 Exkurs: Wissen und Handeln in der Nachhaltigkeitskommunikation<br />
Im Folgenden wird der Zusammenhang zwischen Wissen und Handeln am Beispiel der<br />
Umweltbewusstseinsforschung dargestellt. Kommunikation über Nachhaltigkeit hat auch, aber nicht<br />
nur, mit der Vermittlung von Wissen zu tun. Jedoch kann nicht sicher festgestellt werden, ob das<br />
vermittelte Wissen auch zu den entsprechenden bzw. gewünschten Handlungen führt (vgl. Michelsen<br />
2007a, 35). Wer eine Botschaft oder Information vermitteln will, ist zunächst einmal gut beraten, sich<br />
ein Bild von den Wahrnehmungsweisen seiner KommunikationspartnerInnen zu machen. Die<br />
Vorstellung, Informationen würden sich mehr oder weniger automatisch in Wissen, Einstellungen<br />
und Verhalten umsetzen, ist durch verschiedene Studien widerlegt (vgl. Matthias/Homburg 2001;<br />
Huber 2001; vgl. de Haan/Kuckartz 1996 zit. nach Michelsen 2002, 39). Dies wird im Folgenden am<br />
Beispiel der Umweltbewusstseinsforschung kurz skizziert und in Bezug auf<br />
Nachhaltigkeitskommunikation dargestellt.<br />
Der Begriff des Umweltbewusstseins wird in der empirischen Sozialforschung in der Regel in drei<br />
Komponenten zerlegt: Umweltwissen, Umwelteinstellungen und Umweltverhalten.<br />
Problematisch ist, dass nicht immer zwischen der Handlungsbereitschaft von Personen und dem<br />
tatsächlichen Verhalten unterschieden wird. Die meisten Studien basieren auf selbstberichtetem<br />
Verhalten, wo nicht zuletzt aufgrund der sozialen Erwünschtheit oft tatsächliches Verhalten<br />
abgeändert zu Protokoll gegeben wird. Der Zusammenhang bzw. die Diskrepanz zwischen<br />
Umweltwissen und Umweltverhalten ist im Rahmen der Diskussion um das Konzept der<br />
Nachhaltigkeit von eminenter Bedeutung. Daher ist diese Differenz als besonders wichtig zu erachten<br />
und eine Ausdifferenzierung des Begriffs Umweltbewusstsein unbedingt notwendig (vgl. de<br />
Haan/Kuckartz 1996, 37). Die Definition orientiert sich an der Beschreibung von de Haan und<br />
Kuckartz ausführlichem Werk über den Forschungsstand zum Thema Umweltbewusstsein 17 . Unter<br />
Umweltwissen wird der Kenntnis- und Informationsstand einer Person über Natur, über Trends und<br />
Entwicklungen in ökologischen Aufmerksamkeitsfeldern, über Methoden, Denkmuster und<br />
Traditionen in Hinblick auf Umweltfragen verstanden (vgl. de Haan/Kuckartz 1996, 37). Unter<br />
Umwelteinstellungen werden Ängste, Empörung, Zorn, normative Orientierungen und<br />
Werthaltungen sowie Handlungsbereitschaften in Bezug auf die gegenwärtigen Umweltzustände<br />
subsumiert. Das Umweltverhalten meint schließlich, das tatsächliche Verhalten in Alltagssituationen.<br />
Wenn alle drei Komponenten gemeinsam gemeint sind, dann spricht man vom Umweltbewusstsein<br />
(vgl. de Haan/Kuckartz 1996, 37).<br />
17 De Haan, Gerhard/Kuckartz, Udo (1996) Umweltbewusstsein. Denken und Handeln in Umweltkrisen,<br />
Opladen: Westdeutscher Verlag.<br />
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