2011 Diplomarbeit_Wawra.pdf - ÖIN
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verantwortlich sind 71 (vgl. Shell Jugendstudie 2006, 179). Diese Einschätzungen lassen vermuten,<br />
dass aus Sicht der Jugendlichen jede/r Einzelne in den Industrieländern gefordert ist, seinen<br />
Lebensstil in Hinsicht auf klimaverträglicheres Verhalten zu ändern. Umgekehrt verhält es sich im<br />
Bereich Soziales, wo Schuld zum Teil radikal individualisiert wird (z.B. „wer will, der kann auch“) (vgl.<br />
Riepl et al. 2009, 29f). Trotzdem sehen die Jugendlichen hier (auch ca. 70%) vorrangig die Politik in<br />
der Verantwortung. Der Bereich Ökonomie nimmt bzgl. der Schuldzuweisung quasi eine<br />
Zwischenposition ein: einerseits steht der/die Einzelne Problemen wie der Finanzkrise hilflos<br />
gegenüber, andererseits tragen individuelle Konsummuster auch aus der Perspektive der<br />
Jugendlichen zu Nachhaltigkeit bei. Hier zeigt sich vor allem die Kontextbedingtheit des eigenen<br />
Handelns besonders stark 72 . Die Verantwortung für das Lösen von Problemen im Bereich Wirtschaft<br />
sehen die Jugendlichen (60%) vorrangig in der Wirtschaft selbst. Die Wirtschaft sehen auch 59%<br />
mitverantwortlich für die Lösung ökologischer Probleme, nur ein Fünftel allerdings für soziale Fragen<br />
(vgl. Riepl et al. 2009, 29ff; 64ff; 74). Die Jugendlichen betonen auch die Wichtigkeit des<br />
Zusammenspiels von verschiedenen AkteurInnen. So soll die Politik der Wirtschaft entsprechende<br />
Vorgaben machen oder die Wirtschaft individuelles Handeln erleichtern. Das Beispiel der<br />
„ökosensibilisierten“ Jugendlichen in einer Studie von Unecke und Klöckner zeigt, dass das<br />
Empfinden eigener Verantwortung bei gleichzeitiger Verpflichtung von Politik und Wirtschaft kein<br />
Widerspruch sein muss. Basierend auf einem tieferen Verständnis von Problemzusammenhängen<br />
stellen sich jene der eigenen Verantwortung, sowie sie auch AkteurInnen aus Politik, Wissenschaft<br />
und Wirtschaft in die Pflicht nehmen (vgl. Unecke/Klöckner 2002 zit. nach Riepl et al. 2009, 74).<br />
Trotz der angesprochenen Hilflosigkeit und der Befürchtung, dass Einzelne nichts ändern können gibt<br />
es immer wieder Befunde, die zeigen, dass trotzdem sehr viele Jugendliche individuelles Engagement<br />
als etwas sehen, das Sinn macht und eine Auswirkung auf die Welt hat. Nur 31% stimmen der<br />
Aussage zu, dass man gegen das was die Mächtigen in Arbeitswelt und Gesellschaft wollen, am Ende<br />
doch nichts tun kann (vgl. Shell Jugendstudie 2010, 215). Die individuelle Verantwortung für<br />
Lösungen beschäftigt die Jugendlichen insofern am meisten, als es hier um den eigenen<br />
Handlungsspielraum geht. Auch Zubke konstatiert, dass das Verantwortungsgefühl einen sinnvollen<br />
Anknüpfungspunkt für die Nachhaltigkeitskommunikation darstellt, um gezielt diejenigen<br />
Jugendlichen anzusprechen, die sich durch ein geringes Maß an Umwelthandeln auszeichnen (vgl.<br />
Zubke 2006, 168).<br />
71<br />
Wurde bereits in Punkt 2.4.1.1 erwähnt.<br />
72<br />
Viele würden gerne nachhaltig handeln, können aber nicht. Gründe: nicht ausreichend finanzielle Mittel,<br />
Abhängigkeit von den Eltern, kein Einfluss auf das Konsumverhalten des Haushalts usw. (vgl. Riepl et al. 2009,<br />
31).<br />
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