2011 Diplomarbeit_Wawra.pdf - ÖIN
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Schlagwörter, die den öffentlichen Diskurs lange beherrschen, und die damit prominenter und für die<br />
Jugendlichen greifbarer sind (vgl. Riepl et al. 2009, 25).<br />
Bei der repräsentativen Befragung der Studie zu „Chancen und Grenzen eines nachhaltigen<br />
Lebensstils bei jungen Menschen in Österreich“ vom ÖIJ (vgl. Riepl et al. 2009) wurden folgende drei<br />
Themen von den Jugendlichen subjektiv als besonders wichtig und dringlich erachtet: (1) der Umgang<br />
mit natürlichen Reserven wie Wasser, (2) die gerechte Entlohnung von Arbeit und (3) die<br />
Gleichstellung von Männern und Frauen. Interessant ist, dass dabei jede der drei Säulen von<br />
Nachhaltigkeit (ökologische, ökonomische und soziale Säule) angesprochen und thematisiert wird,<br />
auch wenn der Bereich Umwelt dominiert. Bei der Beurteilung der Wichtigkeit und Dringlichkeit<br />
ausgewählter Themen zeigt sich, dass für die Jugendlichen die Behandlung von Umweltfragen<br />
besonders relevant erscheint. Der Bereich Umwelt wird als Basis für alles andere und<br />
die Erhaltung der Umwelt als zentrale Lebensgrundlage betrachtet. Nach dem Motto „Man sägt nicht<br />
an dem Ast, auf dem man sitzt“ ist für Jugendliche die Lösung der Probleme im Bereich Umwelt die<br />
primäre Aufgabe, vor der die Gesellschaft heute steht. Natur und Umwelt spielen auch eine große<br />
Rolle in den Zukunftsvorstellungen und die Angst vor Umweltzerstörung steht vor der Angst vor Krieg<br />
oder persönlicher Krankheit (vgl. Unterbrunner 1991 zit. nach Haan/Kuckartz 1996, 163). Die<br />
besondere Notwendigkeit der „Rettung der Umwelt“ ergibt sich aufgrund der Einsicht ihrer<br />
Endlichkeit. Im Gegensatz zu den anderen beiden Dimensionen wird diese nicht als prinzipiell offen<br />
und sich selbst erneuernd gedacht, sondern kann „verbraucht“ werden und damit zu einem späteren<br />
Zeitpunkt nicht mehr zur Verfügung stehen. Die Zerstörung der Umwelt bedeutet somit für die<br />
Jugendlichen das Ende der Welt. Daraus ergibt sich vielleicht die bereits beschriebene Sorge über die<br />
gesellschaftliche Entwicklung und Zukunft (siehe Kapitel 2.3.3) (vgl. Riepl et al. 2009, 26; 57; 73).<br />
Auch in der Umweltbewusstseinsforschung kommt den Jugendlichen eine besondere Bedeutung zu,<br />
weil sie durch ihren Status als Nicht-Berufstätige einen klaren Blick auf Umweltprobleme haben<br />
müssten, der nicht durch berufliche Interessenlagen getrübt ist. So beschäftigen sich auch De Haan<br />
und Kuckartz mit einer differenzierten Betrachtung des Umweltbewusstseins nach den<br />
Lebensformen 65 ihrer Träger und kommen zu dem Schluss, dass Kinder und Jugendliche stark von<br />
Umweltängsten betroffen sind und viele Untersuchungen unisono eine hohe Sensibilität für<br />
Umweltprobleme bescheinigen (vgl. de Haan/Kuckartz 1996, 162). Im Grad an Betroffenheit und im<br />
Ausmaß von Ängsten, die mit Umweltproblemen verbunden sind, differieren sie von den<br />
Erwachsenen. „Die Resultate aller Studien verweisen darauf, dass SchülerInnen sich sehr stark von<br />
65 Unter Lebensform wird hier vor allem der Haushaltskontext und die Teilnahme am Erwerbsleben verstanden<br />
(vgl. de Haan/Kuckartz 1996, 129).<br />
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