2011 Diplomarbeit_Wawra.pdf - ÖIN
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Ein wichtiger Indikator für die gesellschaftliche Partizipation und Positionierung von Jugendlichen ist<br />
die Ausprägung des Vertrauens in Institutionen. In der Vertrauenshierarchie liegt die Schule an erster<br />
Stelle vor der Polizei und den Gerichten. Menschenrechts- und Umweltschutzgruppen werden auch<br />
relativ hoch bewertet, unterdurchschnittlich jedoch ist die Bewertung der Regierung und des<br />
Parlaments, der großen Unternehmen, Kirchen und politischen Parteien. Vor allem bei den großen<br />
Unternehmen fällt ein Vertrauensverlust auf. Diese Entwicklung spiegelt die wirtschaftlichen<br />
Probleme und die damit einhergehenden Ängste der Jugendlichen wider. Die für Jugendliche<br />
typische Politikverdrossenheit paart sich inzwischen mit einer zunehmenden Verdrossenheit<br />
gegenüber dem Wirtschafts- und Finanzsektor. Trotz des seit 2002 wieder steigenden Interesses und<br />
des ebenfalls gewachsenen Vertrauens in die Demokratie, hat sich hieran nichts geändert. Das zeigt,<br />
dass es nicht ein allgemeines Desinteresse an Politik und Gesellschaft ist, das zur Verdrossenheit<br />
führt. Der Vertrauensverlust richtet sich vielmehr an Parteipolitik und damit an deren<br />
Repräsentanten, zu denen große Unternehmen und Banken inzwischen immer mehr gezählt werden.<br />
Interessant in diesem Zusammenhang ist, dass Bürgerinitiativen bei Jugendlichen als wenig attraktiv<br />
gelten bzw. ein sehr hoher Anteil angibt, mit dem Begriff Bürgerinitiative als Form von organisierter<br />
politischer Aktivität nichts anfangen zu können (vgl. Shell Jugendstudie 2010, 21, 141; vgl. Friesl et al.<br />
2008, 74).<br />
Trotz des nur mäßig ausgeprägten Interesses der Jugendlichen an Politik gibt es eine relativ hohe<br />
Zustimmung zu folgendem Statement: „Es gehört zum Leben dazu, sich dafür zu interessieren, was in<br />
der Gesellschaft vor sich geht“. 41% stimmen dieser Aussage voll zu und bilden damit den Kern der<br />
gesellschaftlich stark Interessierten ab. Dieser Befund des Interesses an der Gesellschaft sollte als<br />
Gegenstück zum mäßigen politischen Interesse der Jugendlichen gelesen werden. Es lässt sich<br />
vermuten, dass viele Jugendliche in einem weiten Sinne öffentliches Interesse bekunden, wenn das<br />
Wort politisch weggelassen wird. Dass dies dennoch politisches Interesse miteinschließt, zeigt sich<br />
bei der Kritik an gesellschaftlichen Missständen und der Bereitschaft etwas dagegen zu tun. Es kann<br />
also bei der pragmatischen Generation keineswegs von einer unpolitischen Generation gesprochen<br />
werden, denn Interesse und eine gewisse Wachsamkeit gegenüber gesellschaftlichen Missständen<br />
scheint vorhanden zu sein. Der Blick auf Politik, Arbeitswelt und Gesellschaft ist mit Skepsis<br />
durchsetzt und viele Jugendliche fühlen sich „sozial ohnmächtig“ gegenüber den Handlungen der<br />
Machtelite (vgl. Shell Jugendstudie 2010, 29; 216f). Daher erweitern viele ihr Netzwerk in die<br />
Zivilgesellschaft hinein, sodass Einstellung und Bereitschaft zum sozialen Engagement im Zeitverlauf<br />
wieder ansteigen. Es wurde den Jugendlichen eine Liste mit Bereichen vorgelegt mit der Bitte<br />
anzugeben, ob sie sich in diesen Bereichen „nie“, „gelegentlich“, oder „oft“ für soziale Zwecke oder<br />
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