2011 Diplomarbeit_Wawra.pdf - ÖIN
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Kuckartz erscheint die Implementierung des „Sustainability-Leitbildes“ in den Köpfen der Menschen<br />
als machbar und wichtig. Leitbilder lassen die AkteurInnen in die gleiche Richtung blicken, adaptieren<br />
sie an zukünftige Kommunikationsprozesse und sind daher in der Lage, mobilisierende und<br />
aktivierende Funktionen zu entfalten, denn sie sprechen nicht nur den Verstand, sondern die ganze<br />
Persönlichkeit an (vgl. Barben/Dierkes/Marz 1993 zit. nach Kuckartz 1998, 91). An<br />
KommunikatorInnen im Bereich Nachhaltigkeit sind hohe Anforderungen gestellt, die über rein<br />
publizistische Fähigkeiten hinausgehen. Man muss der heutigen Medienkommunikation, dem<br />
Nutzerverhalten und zugleich auch dem Konzept der nachhaltigen Entwicklung gerecht werden.<br />
2.2.3 Zielgruppenspezifische Nachhaltigkeitskommunikation<br />
Unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten sind sowohl die gesellschaftliche Lebensweise als auch die<br />
Lebensstile in den hoch industrialisierten Ländern änderungsbedürftig. Die gesellschaftliche<br />
Entwicklung der Nachkriegszeit hat zu einer starken Individualisierung und Pluralisierung der<br />
Lebensformen, sowie zu einer Entkoppelung von objektiven Lebenslagen und subjektiven<br />
Bewusstseinsformen und Mentalitäten geführt (vgl. Reusswig 1994a, 49 zit. nach Kleinhückeltkotten<br />
2005, 76; Heiler et al. 2009, 30). Pluralisierung bezeichnet die Zunahme an Möglichkeiten, das eigene<br />
Leben zu gestalten. Mit der Öffnung des sozialen Raums als Folge des Wohlfahrtsstaates mit seinem<br />
hohen Niveau an Lebensstandard, sozialer Absicherung und Bildung, vervielfältigen sich die<br />
Lebensformen. Mit der Diversifizierung der Lebensstile 24 erfolgt zugleich eine Individualisierung<br />
sozialer Lagen als Tendenz der modernen Gesellschaft: „Die Entwicklung zu komplexeren<br />
Sozialstrukturen geht mit einer ständigen Vermehrung individueller Handlungsmöglichkeiten und<br />
hohen Individuierungschancen einher“ (Hörning/Michailow 1990, 508 zit. nach Kleinhückelkotten<br />
2005, 76). Entkoppelung meint, dass Alltagshandeln, Einstellungen und Werte als mehr oder weniger<br />
losgelöst bzw. „entkoppelt“ von der sozialen Lage betrachtet werden. Die objektiven Faktoren wie<br />
Beruf, Einkommen, Alter und Bildung geben dieser Ansicht nach immer weniger Auskunft über<br />
subjektive Faktoren wie Werte, Lebensziele und Konsum- oder Freizeitverhalten (vgl.<br />
Kleinhückelkotten 2005, 76). Herkömmliche Klassen- und Schichtmodelle eignen sich deshalb nicht<br />
mehr zur Interpretation sozialer Wirklichkeit bzw. zur Erklärung „soziokultureller Differenzierung“<br />
(Hradil 1990 zit. nach Heiler et al. 2009, 30) oder zur Definition von Zielgruppen. Deshalb haben<br />
Ansätze der Lebensstilforschung in den letzten Jahrzehnten immer mehr Einzug in die Debatte um<br />
nachhaltige Entwicklung gefunden, da sie bei der Analyse die sogenannten subjektiven Faktoren wie<br />
24<br />
„Lebensstile sind gruppenspezifische Formen der alltäglichen Lebensführung, -deutung und -symbolisierung<br />
von Individuen im Rahmen ökonomischer, politischer und sozialer Kontexte. In ihnen sind objektive<br />
Dimensionen sozialer Lagen mit der subjektiven Dimension von Mentalitäten und Wertvorstellungen<br />
verknüpft“ (Reusswig 1999, 53 zit. nach Heiler et al. 2009, 32).<br />
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