2011 Diplomarbeit_Wawra.pdf - ÖIN
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2 Forschungsstand<br />
2.1 Herausforderung Nachhaltigkeit<br />
„The real challenge of sustainability is to reframe the challenge“<br />
(Norgaard 1994, 23 zit. nach Brand 1997, 9).<br />
2.1.1 Was heißt nachhaltige Entwicklung?<br />
Der deutsche Begriff nachhaltige Entwicklung als eine mögliche Übersetzung von sustainable<br />
development hat seine Geburtsstunde in der Forstwirtschaft des 18. Jahrhunderts. Ursprünglich<br />
bedeutete das Wort, den Wäldern nur so viel Holz zu entnehmen, wie im selben Zeitraum auch<br />
wieder nachwachsen kann (vgl. Amelung et al. 2008, 5). Diese Idee, die heute unter dem Begriff<br />
nachhaltige Entwicklung eine Renaissance erlebt, vermochte lange Zeit nicht über den engeren<br />
fortwirtschaftlichen Bereich auszustrahlen. Wirtschaftswachstum und Versprechen der Moderne, wie<br />
Bürgerrechte und Wohlstand für alle ließen dieses Prinzip verblassen und die ökologischen<br />
Schattenseiten des Wachstums wurden erst in den siebziger Jahren einer breiten Öffentlichkeit<br />
bewusst. Zentraler Meilenstein war der 1972 veröffentlichte Bericht des „Club of Rome“ 2 über die<br />
Studie „Grenzen des Wachstums“. Angesichts wachsender Probleme, wie zum Beispiel die<br />
Ungleichheit zwischen Nord und Süd, globale Armut oder die Nicht-Einhaltung der Menschenrechte,<br />
wurde dort die Notwendigkeit eines alternativen Entwicklungsmodells angesprochen und dargelegt,<br />
dass die Übertragung des westlichen Lebensstils auf die gesamte Weltbevölkerung die natürlichen<br />
Lebensgrundlagen gefährdet (vgl. Amelung et al. 2008, 6). 1987 ist es schließlich der Verdienst der<br />
„Weltkommission für Umwelt und Entwicklung“ diese Idee auf eine globale Ebene zur Diskussion<br />
gestellt zu haben (vgl. Minsch et al. 1996, 21f). Aus dem nach der Ministerpräsidentin von Norwegen 3<br />
benannten Brundtland Bericht mit dem Titel „Unsere gemeinsame Zukunft“ der „Weltkommission für<br />
Umwelt und Entwicklung“ entstammt auch die inzwischen weltweit verwendete Definition von<br />
Nachhaltigkeit: „Nachhaltige Entwicklung 4 ist eine Entwicklung, die die Bedürfnisse der Gegenwart<br />
befriedigt, ohne zu riskieren, dass künftige Generationen ihre eigenen Bedürfnisse nicht befriedigen<br />
können“ (Hauff 1987, 46). Der Brundtland Bericht war Grundlage für die UN-Konferenz in Rio de<br />
2<br />
Der Club of Rome (auf Initiative von Aurelio Peccei gegründet) ist ein informeller Zusammenschluss von<br />
WissenschaftlerInnen, PolitikerInnen und WirtschaftsführerInnen aus zahlreichen Ländern mit Sitz in Paris. Ziel<br />
ist die Erforschung der Menschheitsprobleme, vor allem der wirtschaftlichen, politischen, ökologischen,<br />
sozialen und demografischen Situation der Menschheit. Viele Berichte des Club of Rome, so wie auch „Die<br />
Grenzen des Wachstums“ fanden ein weltweites Echo (Das Große Weltlexikon 2007, Bd. 3, 542).<br />
3<br />
Gro Harlem Brundtland, norwegische Politikerin, war Vorsitzende der UN-Kommission für Umwelt und<br />
Entwicklung und veröffentlichte in dieser Funktion 1987 den Bericht „Our common future“ (Das Große<br />
Weltlexikon 2007, Bd. 3, 191).<br />
4<br />
Im Brundtland Bericht wird oft der Begriff „dauerhafte Entwicklung“ verwendet. Ich werde in dieser Arbeit die<br />
Begriffe nachhaltige, dauerhafte oder zukunftsfähige Entwicklung und den Begriff Nachhaltigkeit synonym<br />
verwenden.<br />
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