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Christina Kosbü - repOSitorium - Universität Osnabrück

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2.2 Gottesbeweise in der frühen euzeit<br />

2.2.1 René Descartes‘ ontologischer und ideentheoretischer<br />

Beweis<br />

Descartes‘ ontologischer Beweis ist nach Bromand und Kreis in vielen Aspekten das Ideal<br />

eines klassischen ontologischen Gottesbeweises. Descartes verzichtet auf die Annahme, dass<br />

der Begriff Gott im Verstand des Toren existiert, sodass sein Beweis rein apriorisch ist. Er<br />

verwendet Existenz als Prädikat und geht davon aus, dass wir die Idee Gottes denken. Die<br />

Gottesidee könne dabei nur von Gott selbst hervorgerufen werden. 28 Seine Argumentation ist<br />

wie folgt aufgebaut: 29<br />

(1) Das erste und oberste Seiende (Gott) besitzt alle Vollkommenheiten.<br />

(2) Existenz ist eine Vollkommenheit.<br />

(3) Also: Das erste und oberste Seiende (Gott) existiert.<br />

Allerdings treten auch hier nach Bromand und Kreis wieder einige Probleme auf. Es werde<br />

eine Beschreibung bzw. ein Eigenname für Gott verwendet, da auf diese Weise nach<br />

führenden sprachphilosophischen Theorien die Existenz des bezeichneten Objekts immer mit<br />

vorausgesetzt sei. Der Beweis wäre dann zirkulär und ginge von einer Prämisse aus, die der<br />

Atheist beispielsweise von vornherein ablehnen würde. Auch sei die Gültigkeit der zweiten<br />

Prämisse vielfach bestritten worden. Außerdem folge die Konklusion nicht aus den<br />

Prämissen. 30<br />

Descartes‘ ideentheoretischer Beweis geht davon aus, dass es eine Idee Gottes im Menschen<br />

gibt. Diese Idee hat als objektive Realität unendliche Substanz. Jede Idee muss eine Ursache<br />

mit mindestens so viel formaler Realität haben, wie die Idee objektive Realität hat. Wenn es<br />

die Idee Gottes gibt, dann existiert eine Ursache, die die formale Realität einer unendlichen<br />

Substanz hat. Daraus folgt, dass etwas existiert, das die formale Realität einer unendlichen<br />

Substanz hat. Also existiert ein göttliches Wesen. Der Schluss ist gültig, aber das Kausal-<br />

prinzip, nach dem jede Idee eine Ursache mit mindestens so viel formaler Realität haben<br />

muss, wie die Idee objektive Realität hat, ist inakzeptabel. 31<br />

28 Vgl. Löw, Die neuen Gottesbeweise (1998), S. 76.<br />

29 Vgl. Bromand / Kreis, Gottesbeweise (2011), S. 102.<br />

30 Vgl. a.a.O., S. 105f.<br />

31 Vgl. a.a.O., S. 114.<br />

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