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Christina Kosbü - repOSitorium - Universität Osnabrück

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3.1.2 Der personale Gott<br />

Nach Spaemann können wir uns selbst nur als Freiheit und Selbstsein und damit als Existenz<br />

denken, wenn wir uns dem transzendenten Sinn öffnen. Dieser Sinn ist nach Spaemann auch<br />

der Grund unserer Freiheit. Indem wir uns selbst als nicht grundlos erlebten, könnten wir uns<br />

als freie Wesen erfahren. Allerdings müsse der Grund unserer Freiheit selbst ebenfalls als<br />

Freiheit gedacht werden, woraus Spaemann folgert, er müsse persönlich gedacht werden. Der<br />

Mensch verdanke seine Freiheit jemandem. Das Wort verdanken impliziere ein personhaftes<br />

Wesen, denn einen unpersönlichen Dank, wie sich ihn Jaspers vorstellte, kann Spaemann<br />

nicht denken. 87 Der Personenbegriff erscheint Spaemann jedoch zu eng, da er verendlichend<br />

sei und Gott somit nicht gerecht werde. Gott müsse „größer sein als das, was wir Person<br />

nennen“ 88 . Für dieses überpersönliche Denken Gottes gibt es seiner Meinung nach zwei<br />

Alternativen: Zum einen die Vorstellung einer spinozistischen Allnatur, wonach Gott zwar<br />

Bewusstsein, nicht aber Willen und Freiheit besitze. Diesem Wesen gegenüber sei Dank nicht<br />

möglich und da es selbst unfrei sei, könne es auch nicht der Grund der Freiheit sein,<br />

demzufolge auch der Mensch als Selbst kein freies Wesen sein könne. Zum anderen gebe es<br />

die Alternative, an der sich auch das Christentum orientiere, nämlich die Trinitätslehre. Hier<br />

würden Personalität und Freiheit Gottes ohne dessen Verendlichung gedacht und das<br />

Gegenüber der Person „in die Gottheit selbst hineingenommen“ 89 . Unter einem<br />

nichtpersonalen Gott kann sich Spaemann „gar nichts vorstellen“ 90 , weil seiner Meinung nach<br />

Glauben bedeutet, an einen Gott zu glauben, „der es gut meint“ 91 und dazu sei es notwendig,<br />

dass es sich um eine Person handelt, denn etwas anderes könne es nicht gut meinen. Vertrauen<br />

in Gott sei nur möglich, weil er Person sei. In diesen Kontext passt, dass Spaemann darauf<br />

hofft, nach dem Tod dem Schöpfer des Lebens zu begegnen. Auch sein Glauben an<br />

Jungfrauengeburt, tatsächliche Auferstehung Jesu sowie die Hölle im Sinne eines ewigen<br />

Verlorengehens, die der idea-Reporter Karsten Huhn als „Kinderglauben“ 92 bezeichnet, fügen<br />

sich in das Bild eines personalen Gottes. Zudem denkt er Gott als Wesen, das wie der Mensch<br />

über eine Innen- und eine Außenperspektive verfügt, da Gott selbst Wesen geschaffen habe,<br />

87<br />

Vgl. Spaemann, Die Idee eines philosophischen Glaubens (2009), S. 252.<br />

88<br />

ebd.<br />

89<br />

ebd.<br />

90<br />

http://www.dominik-klenk.de/wo-war-gott-in-japan-interview-mit-robert-spaemann-195, 7.5.2012.<br />

91<br />

ebd.<br />

92<br />

Vgl. http://www.kath.net/detail.php?id=26547, 27. 5. 2012.<br />

26

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