Christina Kosbü - repOSitorium - Universität Osnabrück
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nicht geoffenbart sein, wenn er der Vernunft unwiderleglich widerspricht. Auf diese Weise<br />
wird die Vernunft zum endgültigen Kriterium. 36 Leibniz hat sich mit mehreren Varianten von<br />
Gottesbeweisen beschäftigt, aber die Neuformulierung des kosmologischen Beweises ist von<br />
besonderer Bedeutung. 37 Der Beweis geht davon aus, dass es für alles, was existiert, einen<br />
zureichenden Grund geben muss. Etwas ist genau dann ein zureichender Grund für etwas<br />
anderes, wenn damit begründet werden kann, warum sich dieses andere so verhält, wie es sich<br />
verhält, und warum es sich nicht anders verhält als es sich verhält. Diesen Satz nennt Leibniz<br />
Satz vom zureichenden Grund. Sein Beweis ist wie folgt aufgebaut: 38<br />
(1) Es gibt wenigstens eine kontingente Sache.<br />
(2) Für alles, was es gibt, muss es einen zureichenden Grund dafür geben, warum es sich so verhält,<br />
wie es sich verhält, und warum es sich nicht anders verhält als so, wie es sich verhält.<br />
(3) Wenn es eine kontingente Sache gibt, dann existiert auch eine notwendige Substanz.<br />
(4) Also: Es existiert eine notwendige Substanz.<br />
Kant kritisiert an diesem Beweis, dass eigentlich nur auf eine letzte unabhängige Ursache<br />
geschlossen werden könne und bestreitet, dass man diese letzte Ursache notwendige Substanz<br />
nennen kann. Seiner Meinung nach ist die absolute Notwendigkeit ein Dasein rein aus<br />
Begriffen und eine Sache ist nur dann notwendig, wenn die Annahme, dass sie nicht existiert,<br />
aus begrifflichen Gründen falsch ist. Indem Leibniz annimmt, dass die Welt selbst kontingent<br />
ist, insofern als dass es unendlich viele andere mögliche Welten gibt, setzt er implizit Kants<br />
Interpretation voraus. Auf diese Weise wäre aber auch eine letzte unabhängige Ursache der<br />
Welt kontingent. Demnach kann Leibniz nicht die Existenz eines göttlichen Wesens zeigen,<br />
weil er auch nicht die Existenz einer notwendigen Sache beweisen kann. 39<br />
2.3 Kritik an den Gottesbeweisen<br />
2.3.1 Humes Kritik des teleologischen Beweises<br />
Hume greift Leibniz‘ Idee eines Gottes der Vernunft an. Er bezweifelt die Sicherheit von<br />
Vernunftschlüssen, indem er das Kausalitätsprinzip zu einem Wahrscheinlichkeitsurteil<br />
relativiert. Er kritisiert den Schluss von der Naturgesetzlichkeit auf einen vernünftigen<br />
Schöpfer, in dem Leibniz‘ Gott der Vernunft seine größte Stütze hatte. 40 In den Dialogen über<br />
36<br />
Vgl. Neuenschwander, Gott im neuzeitlichen Denken (1977), S. 124f.<br />
37<br />
Vgl. Bromand / Kreis, Gottesbeweise (2011), S. 120.<br />
38<br />
Vgl. a.a.O., S. 122.<br />
39<br />
Vgl. a.a.O., S. 123.<br />
40<br />
Vgl. Neuenschwander, Gott im neuzeitlichen Denken (1977), S. 143.<br />
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