Christina Kosbü - repOSitorium - Universität Osnabrück
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eigene Aktivität und der soziale Raum, durch den der Mensch zu Selbstbewusstsein gelange,<br />
„das ihn als humanes Wesen kennzeichnet“ 305 . Das Menschliche entsteht nach Gerhardt erst<br />
durch die Kultur, die in der Entfaltung der menschlichen Eigenleistung liegt. Die Kultur setze<br />
die Natur mit ihren Mitteln fort. Er fügt jedoch an, dass es hier um die Gattung Mensch gehe,<br />
die viele verschiedene Fähigkeiten umfasst, die verschiedene Entwicklungsphasen und<br />
Lebenslagen mit einschließt, sodass auch ein ohnmächtiger, kranker oder behinderter Mensch<br />
Teil der Gattung bleibe. 306 Das Potentialitätsargument entkräftet er, indem er anführt, dass<br />
theoretisch auch ein Baum auf dem Weg in die Papierfabrik bereits als Buch bezeichnet<br />
werden könne, aber der Mensch doch in der Lage sei, hier zu unterscheiden. 307 Letztlich sei<br />
die Personalität das entscheidende Kriterium des Menschen. Alle Menschen sind nach<br />
Gerhardt Personen und genießen daher den Schutz, „der [ihnen] moralisch und juridisch<br />
zusteht“ 308 .<br />
Das Embryonenschutzgesetz und die PID<br />
Das Embryonenschutzgesetz ist für Gerhardt ein „verhängnisvolle[r] Urteilsspruch“ 309 , der<br />
die Untersuchung an embryonalen Zellen blockiert. Zwar seien die Inhalte an sich „richtig<br />
und wichtig“ 310 , jedoch verhinderten sie durch die Festlegung des personalen Lebensbeginns<br />
auf den Moment der Verschmelzung zwischen Ei- und Samenzelle die Forschung auch gegen<br />
Experimente, die mit einem Eingriff in die Keimbahn des Menschen nichts zu tun hätten.<br />
Sogar die Heilung von Krankheiten werde durch dieses Urteil verhindert. Dass es dennoch auf<br />
Dauer zur Zulassung der PID kommen wird, ist für Gerhardt klar. Wenn die Gesellschaft die<br />
In-Vitro-Fertilisation (IVF) erlaube und sogar auf Krankenschein möglich mache, könne sie<br />
nicht anders, als auch die Diagnosen zuzulassen, die so früh wie möglich Auskunft über den<br />
Erfolg der Behandlung geben. Er hält es für konsequent, der Frau sofort die Möglichkeit zu<br />
geben, sich einen gesunden Embryo einpflanzen zu lassen, anstatt die PID zu verbieten, die<br />
Frau erst schwanger werden zu lassen, damit sie dann nach einigen Wochen Schwangerschaft<br />
und einer pränatalen Diagnose doch abtreibe. Allein schon aus Kostengründen werde die<br />
Gesellschaft dem auch zustimmen. Diese Zukunftsprognose meint er geben zu können, weil<br />
sie die logische Konsequenz dessen sei, dass derzeit bereits pränatale Diagnosen und der<br />
Schwangerschaftsabbruch erlaubt bzw. straffrei seien. Solange die IVF erlaubt sei, gebe es<br />
305<br />
Gerhardt, Der Mensch wird geboren (2001), S. 29.<br />
306<br />
Vgl. a.a.O., S. 34.<br />
307<br />
Vgl. a.a.O., S. 30f.<br />
308<br />
a.a.O., S. 34.<br />
309<br />
Gerhardt, Biopolitik unter Generalverdacht, in: Ders., Die angeborene Würde des Menschen (2004), S. 43.<br />
310<br />
Gerhardt, Der Mensch wird geboren (2001), S. 71.<br />
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