Christina Kosbü - repOSitorium - Universität Osnabrück
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Unbedingten. Als absolute Notwendigkeit bezeichnet Kant nur „ein Dasein aus bloßen<br />
Begriffen“ 64 und genau dieser Ausgangspunkt, von dem der ontologische Beweis ausgeht,<br />
sollte im kosmologischen Argument vermieden werden, stattdessen sollte es allein von den<br />
Erfahrungen ausgehen. Die „angebliche“ 65 Erfahrung findet Kant hier nun „ganz müßig“ 66<br />
und geht davon aus, dass man durch die Erfahrung allenfalls auf den Begriff der absoluten<br />
Notwendigkeit kommen kann, nicht jedoch auf ein absolut notwendiges Wesen. Wenn das<br />
Unbedingte nicht als nicht nichtexistierend gedacht werden könne, könne es eben auch als<br />
nichtexistierend gedacht werden, wodurch sich die Frage nach dem Grund des Universums<br />
verschiebe. Dass das Unbedingte nicht als nichtexistierend gedacht werden kann, könne<br />
jedoch nur der ontologische Beweis sicherstellen und dieser wurde von Kant bereits<br />
entkräftet.<br />
Auch das teleologische Argument wird von Kant widerlegt. Er nennt es in der Kritik der<br />
reinen Vernunft den physikotheologischen Beweis. 67 Diesen fasst er wie folgt zusammen 68 :<br />
(1) Es gibt in der Welt deutliche Anzeichen für eine Anordnung nach einer bestimmten Absicht.<br />
(2) Da den Dingen der Welt diese zweckmäßige Anordnung fremd ist, muss die Ordnung durch ein<br />
anordnendes vernünftiges Prinzip angelegt worden sein.<br />
(3) Also existiert mindestens eine erhabene und weise Ursache, die als Intelligenz die Ursache der Welt<br />
sein muss.<br />
(4) Diese Einheit lässt sich aus der Einheit der wechselseitigen Beziehung der Teile der Welt schließen.<br />
Nach Kant kann aus diesem Beweis jedoch höchstens auf einen „W e l t b a u m e i s t e r“ 69 ,<br />
nicht aber auf einen Schöpfer, dessen Idee alles unterworfen ist, geschlossen werden. Im<br />
Beweis wird von der Ordnung und Zweckmäßigkeit der Welt, die Kant als zufällige<br />
Einrichtung sieht, auf das Dasein einer Ursache geschlossen. Der Begriff dieser Ursache<br />
müsse aber ein Wesen bezeichnen, das alle Vollkommenheit besitzt. Die Bestimmung des<br />
Wesens, dessen Existenz im teleologischen Argument bewiesen werden soll, ist nach Kant<br />
jedoch zu dürftig, um als Beweis für ein göttliches Wesen gelten zu können. Der Schritt zur<br />
absoluten Totalität sei „durch den empirischen Weg ganz und gar unmöglich“ 70 . Folglich<br />
müsse sich der Beweis doch wieder auf den ontologischen stützen, was aber vermieden<br />
werden sollte. Genau dies werde nun aber auch im physikotheologischen Beweis getan, wenn<br />
64 Kant, Kritik der reinen Vernunft II (1995), S. 539.<br />
65 ebd.<br />
66 ebd.<br />
67 Vgl. a.a.O., S. 548.<br />
68 Vgl. a.a.O., S. 552.<br />
69 a.a.O., S. 553.<br />
70 a.a.O., S. 554.<br />
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