Christina Kosbü - repOSitorium - Universität Osnabrück
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2.2.2 Spinozas ontologischer Beweis<br />
Spinozas Gottesbeweis ist eine Variante des ontologischen Beweises von Descartes. Spinoza<br />
setzt Gott mit der Natur gleich und geht folgerichtig vom Pantheismus aus. Dadurch wird er<br />
zum Gegenpol gegen alle, die Gott und Natur radikal trennen. 32 Er geht davon aus, dass es<br />
genau einen Gegenstand gibt, der unter den Begriff Substanz fällt, und der der Grund dafür<br />
ist, dass es überhaupt etwas gibt. Gott und Substanz werden dabei gleichgesetzt. Dadurch<br />
entfällt der Gedanke an einen Willen Gottes ebenso wie alles Personhafte. Gott steht der Welt<br />
folglich nicht als Schöpfer gegenüber, sondern er ist das Diesseits selbst. Als Natur im Sinne<br />
der natura naturans ist Gott jedoch auch schaffend tätig. 33 In seinem Beweis geht Spinoza von<br />
der Annahme aus, Gott existiere nicht. Folgendermaßen baut er seine Argumentation auf: 34<br />
(1) Gott existiert nicht.<br />
(2) Zur Natur Gottes gehört nicht notwendig das Existieren.<br />
(3) Gott ist die Substanz, die aus unendlichen Attributen besteht, von denen jedes ein ewiges und<br />
unendliches Wesen ausdrückt.<br />
(4) Zur Natur der Substanz gehört notwendig das Existieren.<br />
(5) Also: Zur Natur Gottes gehört notwendig das Existieren.<br />
(6) Also: Gott existiert.<br />
Die Schlussfolgerung in (5) leitet sich aus den Prämissen (3) und (4) her, steht aber im Wider-<br />
spruch zu (2). Nach Bromand und Kreis scheint Spinoza seine Prämissen auf der Annahme<br />
aufzubauen, dass alles, was unter den Begriff der Substanz fällt, notwendigerweise auch<br />
existieren muss. Weil jedes göttliche Wesen Substanz habe, existiere es folglich auch. Die<br />
Substanz falle unter den Begriff der Ursache ihrer selbst und alles, was darunter falle, müsse<br />
notwendig existieren. 35 Spinoza will die Konklusion allein aus den begrifflichen Wahrheiten<br />
der vorher in seiner Ethik definierten Begriffe Gott, Substanz und Ursache ihrer selbst her-<br />
leiten. Daraus lässt sich aber nicht die Konklusion herleiten, dass Gott existiert.<br />
2.2.3 Leibniz‘ kosmologischer und ontologischer Beweis<br />
Leibniz geht davon aus, dass sich der Gott der Offenbarung als Gott der Vernunft erweist. Er<br />
erkennt den Gott des Evangeliums als Gott der Vernunft. Seiner Meinung nach kann ein Satz<br />
32<br />
Vgl. Neuenschwander, Gott im neuzeitlichen Denken (1977), S. 53.<br />
33<br />
Vgl. a.a.O., S. 55f.<br />
34<br />
Vgl. Bromand / Kreis, Gottesbeweise (2011), S. 116.<br />
35 Vgl. a.a.O., S. 117.<br />
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