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Christina Kosbü - repOSitorium - Universität Osnabrück

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3.2.2 Sinn als Einbindung des Tuns in einen Zusammenhang<br />

Sinn definiert Gerhardt als „Ausdruck der Einbindung unseres Tuns in einen Zusammen-<br />

hang“ 136 , wodurch etwas Bedeutsames auf der einen Seite individualisiert und damit zugleich<br />

auf der anderen Seite universalisiert werde. Diesen Gedanken erklärt Gerhardt am Beispiel<br />

eines Vortrags: Die Rede des Vortragenden sei individuell und das Erleben des Vortrags für<br />

den Zuhörer ein individuelles Ereignis. Jedoch seien alle im Sinne des gesprochenen Satzes<br />

miteinander verbunden, weil davon ausgegangen werden könne, dass der Satz für alle<br />

verständlich ist. Das Verstehen vollziehe sich zwar individuell, jedoch nur sofern der Sinn<br />

eine universelle Reichweite habe. Auf diese Weise seien Individualität und Universalität mit-<br />

einander verschränkt. 137 Außerdem fügt Gerhardt hinzu, dass sogar unser Wissen letztlich auf<br />

dem Glauben beruhe, das Wissen sei wirklich verständlich und treffe die Sache, womit wir<br />

letztlich „auf eine mögliche Übereinstimmung zwischen Ich und Welt“ 138 setzten. Dies<br />

könnten wir nur im Vertrauen auf einen Sinn, in dem sich alles ins universelle Ganze füge.<br />

Dass es diesen Sinnhorizont, wie Gerhardt ihn nennt, geben muss, ist für ihn klar, denn dieser<br />

sei die Bedingung dafür, dass der Mensch überhaupt etwas verstehe, was offensichtlich der<br />

Fall sei. Aus diesem Grund hält Gerhardt es auch für „unsinnig“ 139 die Existenz des Sinn-<br />

horizontes, den es ja definitiv gibt, beweisen zu wollen. Diesen tragenden Sinn des Ganzen<br />

nennt Gerhardt Gott. Im Gottesbegriff werde versucht, das unverständliche Ganze<br />

verständlich zu machen und das Sein werde in die Perspektive eines Sinns gerückt. 140 Löse<br />

sich der Mensch von Gott, dann blieben Welt und Mensch unvollständig. 141 Im Glauben<br />

jedoch halte der Mensch daran fest, dass der Sinn des Lebens seinen Grund im Ganzen habe.<br />

Dies könne man nicht wissen, sondern lediglich glauben. Jedoch ist nach Gerhardt der alles<br />

tragende Grund nur solange geeignet selbiger zu sein, wie es eben nicht möglich ist, ihn zu<br />

beweisen und damit zu einer Tatsache zu degradieren. 142 Solange wir an den Sinn unseres<br />

Handelns glaubten, könnten wir jedoch auch nicht auf Gott verzichten. Da der Mensch aber<br />

auf den Sinn seines Handelns angewiesen sei, sei es wichtig, dem Dasein einen „jeden Begriff<br />

übersteigenden Sinn“ zu geben. Je unbegreiflicher die Welt für den Menschen werde und je<br />

fragwürdiger es werde, sie mit einem Grund und Ziel zu verknüpfen, desto dringlicher sei<br />

136<br />

Gerhardt, Gott als Sinn des Daseins (2009), in: http://www.christ-in-dergegenwart.de/aktuell/artikel_angebote_detail?k_beitrag=1979752,<br />

28.6.2012.<br />

137<br />

Vgl. ebd.<br />

138<br />

ebd.<br />

139<br />

ebd.<br />

140<br />

Vgl. Gerhardt, Exemplarisches Denken (2009), S. 75.<br />

141<br />

Vgl. a.a.O., S. 32.<br />

142<br />

Vgl. Gerhardt, Die Individualität des Glaubens (2012), S. 312.<br />

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