Christina Kosbü - repOSitorium - Universität Osnabrück
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3.2.3 Zusammenfassung<br />
Sowohl Volker Gerhardt als auch Robert Spaemann sind der Auffassung, Gott müsse auf den<br />
Menschen bezogen sein, wenn er ihm etwas bedeuten soll. Gerhardt sieht dabei den Sinn als<br />
das Medium, in dem der Mensch das Göttliche versteht. In Bezug auf Gott könne sich der<br />
Mensch mit etwas vergleichen und sich messen und sich dadurch selbst näher bestimmen.<br />
Zudem nehme die Aussicht auf Dauer dem Menschen die Angst vor der Endlichkeit.<br />
Spaemann geht ebenfalls davon aus, dass die dringlichsten Fragen auf der Erde durch reines<br />
Wissen nicht beantwortet werden können und meint, der Mensch sei daher auf ein Jenseits der<br />
Tatsachen angewiesen. Ebenso wie Gerhardt davon ausgeht, dass im Bezug des Menschen auf<br />
Gott Grund und Ziel des Daseins erfahren werden, ist Spaemann der Ansicht, dass dem<br />
Menschen bereits hier auf der Erde etwas aufleuchten kann, das dem Leben einen Sinn gibt.<br />
Gerhardt und Spaemann erkennen in Gott den Sinnhorizont, in dem alle Menschen<br />
miteinander verbunden sind. Doch der gravierende Unterschied liegt darin, dass Spaemann<br />
Gott nur dann als Sinnstifter annehmen kann, wenn er ihn zugleich als Schöpfer des Lebens<br />
sieht. Hier ist Gerhardt anderer Auffassung, denn für ihn hat der Schöpfergedanke nicht<br />
dieselbe große Bedeutung. Sinn beruhe vielmehr auf einem Grund, in dem die Einheit des<br />
Selbst mit dem Ganzen der Welt verbunden sei.<br />
3.3 Der Glaube<br />
3.3.1 Glaube, Vernunft und Vertrauen<br />
Für Robert Spaemann ist der Glaube nicht einfach ein Ausdruck dafür, dass wir etwas nicht<br />
wissen und deshalb nur vermuten können, auch wenn er zugesteht, dass der Zweifel des<br />
Glaubens an sich selbst nie ausgeschlossen werden könne. 148 Mit Jaspers hält er es für eine<br />
freie Entscheidung des Menschen eine kognitive Beziehung zum Absoluten aufzubauen, die<br />
Jaspers Glauben nennt, und damit offen zu sein „für den Anruf des Unbedingten“ 149 . Die<br />
andere Möglichkeit sei es, rein auf die kognitive Beziehung zu innerweltlichen Gegenständen<br />
zu vertrauen und sie für das Fundament des Lebens zu halten; diese Möglichkeit bezeichnet<br />
ein reines Fürwahrhalten des Wissens in der Welt der Objekte. Zwar zeigt Spaemann hier<br />
beide Möglichkeiten auf, doch seine Präferenz liegt ganz eindeutig auf der transzendenten<br />
148 Vgl. Spaemann, Die Idee eines philosophischen Glaubens (2009), S. 249.<br />
149 a.a.O., S. 255.<br />
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