Christina Kosbü - repOSitorium - Universität Osnabrück
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werden. Das Licht des Projektors könnte die Schöpfung (Einschalten des Lichts) und dessen<br />
Erhaltung (Andauern des Lichtscheins) darstellen. Innerhalb dieser Schöpfung kann der<br />
Mensch wirken. Der Gebotswille Gottes steht dabei für die ethische Dimension des Handelns.<br />
Gott gibt letztlich durch den Geschichtswillen dem Verlauf der Welt aber die Richtung. Unter<br />
Berücksichtigung von Spaemanns Gottesbeweis (vgl. Kap. 3.4.1) steht nach dem Untergang<br />
der Welt (Ausschalten des Lichts) alles im absoluten Bewusstsein, in dem alles aufgehoben<br />
ist.<br />
Volker Gerhardt sieht Gott gerade nicht als Schöpfer des Lebens. Er geht davon aus, dass wir<br />
alles, was es gibt, als Natur ansehen müssen, wobei er zwei verschiedene Möglichkeiten<br />
unterscheidet. Einerseits könne man Gott innerhalb der Natur verorten als denjenigen, durch<br />
den die Natur entstanden ist, als das Absolute und als von allem unabhängige Bedingung von<br />
allem. Andererseits gebe es die Idee, die Bedingungen der Natur in der Natur selbst zu<br />
belassen, aber die darin wirkende schöpferische Kraft als göttlich zu bezeichnen. Dann sei<br />
Gott entweder eine bestimmte Kraft der Natur oder falle ganz mit der Natur zusammen, wie<br />
Spinoza es mit seiner Formel Deus sive natura ausgedrückt habe. 103 Dieser Gedanke der<br />
Allnatur, den Spaemann ablehnt, scheint Gerhardt ebenfalls nicht zu überzeugen, er stimmt<br />
ihm jedenfalls nicht eindeutig zu, sondern führt stattdessen lediglich an, dass sich hier die<br />
Gelehrten nicht einig seien. Weiter legt er dar, dass Gott das Einzige sei, das man „ohne<br />
Widerspruch in ein Jenseits der atur versetzen kann“ 104 . Somit sei er das einzige Wesen, das<br />
als absolut und von der Natur unabhängig gedacht werden könne, was mit Spaemanns<br />
Auffassung übereinstimmt. Jedoch zweifelt Gerhardt daran, inwieweit ein derartiges Wesen in<br />
seiner Stellung Einfluss auf die Welt nehmen kann. In jedem Fall könne es als „Garant der<br />
Überwindung aller endlichen Gegensätze“ 105 gesehen und insofern als Sinnhorizont des<br />
Ganzen betrachtet werden. Mit diesem Gedanken knüpft Gerhardt an Nikolaus Cusanus an,<br />
der Gott als das Nicht-Andere bezeichnet, in dem alle Gegensätze zusammenfallen. 106<br />
Den Vorteil des oben skizzierten Gottesbegriffs sieht Gerhardt darin, dass sich der Mensch<br />
innerhalb der Natur auf alles beziehen könne, was ihm zugänglich ist, ohne Angst zu haben,<br />
Gott möglicherweise zu entmachten oder zu leugnen. Außerdem sei es für den Menschen<br />
wichtig, sich vom Naturgegebenen abheben zu können. Menschen hätten den Wunsch,<br />
zwischen Unabänderlichem und dem eigenen Einfluss unterscheiden zu können, denn davon<br />
103<br />
Vgl. Gerhardt, Die Stellung des Menschen in der Natur, in: Gerhardt / Schulte, Faszination Leben (2010), S.<br />
165f.<br />
104<br />
a.a.O., S. 166.<br />
105<br />
ebd.<br />
106<br />
Vgl. Neuenschwander, Gott im neuzeitlichen Denken (1977), S. 24.<br />
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