Christina Kosbü - repOSitorium - Universität Osnabrück
Christina Kosbü - repOSitorium - Universität Osnabrück
Christina Kosbü - repOSitorium - Universität Osnabrück
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
alles zutreffen, aber sie sagen nichts darüber aus, ob hinter der Aussage auch eine Wahrheit<br />
im üblichen Wortsinne verbirgt. Aus diesem Grund ist der Schluss, den Descartes zieht,<br />
indem er aus der Aussage Jedes göttliche Wesen existiert auf Es gibt ein göttliches Wesen<br />
schließt, ein Fehlschluss. Wäre dies gültig, könnte man nach Bromand die „Nichtleerheit<br />
jedes Begriffs“ 50 zeigen.<br />
Außerdem kann noch ein weiteres Argument Kants gegen den ontologischen Gottesbeweis<br />
angeführt werden, das sich ebenfalls in der Kritik der reinen Vernunft unter dem Kapitel Von<br />
der Unmöglichkeit eines ontologischen Beweises vom Dasein Gottes findet. Kant geht dabei<br />
vom Merkmal der Unbedingheit aus, mit dessen Hilfe in der rationalistischen Metaphysik<br />
versucht wurde, den Gottesbegriff zu definieren. 51 Gott wird dabei als absolut vollkommenes,<br />
absolut notwendiges oder absolut höchstes Wesen angesehen. Diesbezüglich äußert sich Kant<br />
kritisch. Seiner Meinung nach bedeutet das Kriterium der Unbedingtheit nicht zwangsläufig,<br />
dass es wirklich etwas geben muss, auf das sich der Begriff bezieht bzw. ob wir uns dabei<br />
wirklich etwas denken oder nicht. Kant schreibt einem Begriff zwei Eigenschaften zu: zum<br />
einen die logische Form und zum anderen den Gegenstand, auf den sich der Begriff bezieht.<br />
Hat ein Begriff keinen zugewiesenen Gegenstand, so bezeichnet er ihn als leer. Dies sei beim<br />
Gottesbegriff der Fall. Alle Begriffe beziehen sich nach Kant auf empirische Anschauungen,<br />
ohne die die Begriffe keine objektive Gültigkeit hätten. Anschauungen werden in der Erfah-<br />
rung gesucht, die Möglichkeit dazu ist aber schon a priori gegeben. Beispielsweise findet sich<br />
der Begriff der Größe als Überordnung in der Mathematik, der dann anhand konkreter Zahlen<br />
anschaulich wird. 52 Diese a priori enthaltenen Anschauungen sind auch in leeren Begriffen<br />
enthalten, sodass jene nicht vollständig leer sind. Das ist für Kant das Kernelement zur<br />
rationalen Deutung des Gottesbegriffs. Ein Begriff ist dann leer, wenn man das, was in ihm<br />
gedacht wird, nicht direkt oder indirekt anschauen kann. Unter indirektem Anschauen versteht<br />
er beispielsweise das Wirken von physikalischen Kräften, was selbst zwar nicht direkt<br />
gesehen werden kann, aber deren Wirkungen erfahrbar sind. Für einige nichtempirische<br />
Begriffe wie Seele, Welt oder Gott könne der Nachweis der Nichtleerheit nicht geführt<br />
werden, da das, was man mit ihnen denkt, weder direkt noch indirekt anschauen kann. 53<br />
Besonders relevant war für Kant der rationalistische Gottesbegriff eines höchst realen<br />
Wesens. Er ist abhängig vom Begriff der Totalität aller möglichen Bestimmungen bzw.<br />
Prädikate. Ziel des Vorhabens ist es, die Gegenstände unserer Wirklichkeit vollständig<br />
50 Bromand / Kreis, Gottesbeweise (2011), S. 205.<br />
51 Vgl. Kant, Kritik der reinen Vernunft II (1995), S. 529.<br />
52 Vgl. Bromand / Kreis, Gottesbeweise (2011), S. 257f.<br />
53 Vgl. a.a.O., S. 212.<br />
18