Christina Kosbü - repOSitorium - Universität Osnabrück
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Steuerung natürlicher Ausleseprozesse erfolgt. Jedoch überschreite der Mensch auch hier eine<br />
Grenze, wenn es bei der Züchtung von Tieren nur noch um die Fleischmasse gehe und das<br />
Wohlbefinden des Tieres völlig in den Hintergrund trete. Dann werde die Basis eines<br />
symbiotischen Umgangs mit dem Lebendigen verlassen.<br />
Definition<br />
4.2 Präimplantationsdiagnostik (PID)<br />
4.2.1 Definition, rechtliche Regelung und ethische Aspekte<br />
Als Präimplantationsdiagnostik (PID) bezeichnet man ein Verfahren, das eine Diagnose an<br />
Embryonen ermöglicht, die durch künstliche Befruchtung mit Hilfe der In-Vitro-Fertilisation<br />
(IVF) oder der intrazytoplasmatischen Spermieninjektion (ICSI) gewonnen wurden. Dabei<br />
wird das Erbgut von ein bis zwei Zellen eines Embryos ca. drei Tage nach der Befruchtung<br />
während des 8-Zell-Stadiums (Blastomere) auf Mutationen oder Chromosomenanomalien<br />
untersucht, bevor der Embryo in die Gebärmutter übertragen wird. Es ist mit diesem<br />
Verfahren auch möglich, das Geschlecht des Kindes, eine bestimmte Behinderung oder die<br />
Eignung als Organ- oder Gewebespender für ein bereits lebendes, krankes Geschwisterkind<br />
festzustellen, was in einigen Ländern auch durchgeführt wird. Die Zellen des Embryos, die<br />
untersucht werden, sind zu diesem Zeitpunkt totipotent, d.h. aus ihnen könnten sich unter<br />
bestimmten Bedingungen je eigenständige Embryonen entwickeln. Die Zerstörung<br />
totipotenter Zellen wird ethisch und rechtlich als problematisch angesehen, weshalb<br />
vorgeschlagen wird, den Zeitpunkt der Untersuchung auf fünf oder sechs Tage nach der<br />
Befruchtung zu verlegen. Dann befinden sich die Zellen bereits im Blastozystenstadium, in<br />
dem sie nicht mehr totipotent, sondern nur noch pluripotent sind. Jedoch besteht in diesem<br />
Stadium aufgrund der engeren Zellverbindungen eine größere Verletzungsgefahr einzelner<br />
Zellen, durch deren Erbmaterial die Untersuchungsprobe verunreinigt werden könnte.<br />
Außerdem kommt es in diesem Stadium häufiger zur Zerstörung des Embryos als bei der<br />
Zellentnahme im Blastomerstadium. 278<br />
Die Techniken, die eine PID ermöglichen, wurden zwischen Ende der 80er und Anfang der<br />
90er Jahre vor allem in den USA, Großbritannien und Belgien entwickelt. Im Jahr 1995<br />
wurde das erste lebend geborene Kind nach einer PID dokumentiert. 2001 wurde erstmals<br />
278 Vgl. http://www.drze.de/im-blickpunkt/pid/, 7.7.2012.<br />
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