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Christina Kosbü - repOSitorium - Universität Osnabrück

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Existenz Gottes einleuchte. Das Problem bestehe darin, dass die Spur Gottes nicht unabhängig<br />

vom Menschen, vom Entdecker dieser Spur, existiert. Gott jedoch, so betont Spaemann,<br />

existiert vollkommen unabhängig davon, ob wir ihn erkennen oder nicht. Seiner Meinung<br />

nach kann sich der Mensch nur selbst „durchstreichen“ 123 , wenn er Gott nicht erkennen will,<br />

denn mit Gott verschwinde auch die Wahrheitsfähigkeit des Menschen. Diese stehe in<br />

direktem Zusammenhang mit Gott, da für Spaemann Wahrheitsfähigkeit als Schöpfung zu<br />

verstehen ist. Für das Selbstverständnis des Menschen sei der Gedanke tödlich, durch und<br />

durch Natur zu sein. Es sei denn, die Natur sei wiederum von Gott geschaffen und damit auch<br />

der Mensch ein gewolltes Werk Gottes. Unser Glaube an die Vernunft ist für Spaemann mit<br />

dem Glauben an Gott eng verknüpft. Allerdings räumt er ein, es sei nicht möglich, auf dem<br />

Wege des bloßen Denkens zum wirklichen Gott zu kommen. 124 Wenn es Gott nicht gebe,<br />

könne es auch keine Wahrheit geben, sondern nur verschiedene Perspektiven der Menschen,<br />

die alle ihre Berechtigung hätten. Es wäre eine Frage der Macht, welche Perspektive sich<br />

durchsetzte. Mit dem Glauben an Gott könne Gott als die Wahrheit betrachtet werden. 125<br />

Auch Volker Gerhardt geht davon aus, dass im Gebrauch der Vernunft „die Gegenwart des<br />

Absoluten“ 126 liegt. Der Zugang zu Gott erfolge durch das Bewusstsein des Menschen, sein<br />

Erleben oder wie er es in Bezug auf Schleiermacher ausdrückt, ein Gefühl. 127 Mit dieser<br />

Ansicht steht er Spaemanns Rede von der Spur Gottes, die im Menschen sichtbar werde, nahe,<br />

denn ohne das Bewusstsein des Menschen könnte Gott auf der Erde gar nicht gedacht werden.<br />

Zudem stimmt Gerhardt Spaemanns These zu, dass sich der Mensch ohne Gott eigentlich<br />

selbst durchstreichen müsse, wenn er davon ausgeht, dass der Mensch auf Gott nicht<br />

verzichten könne, „solange wir noch an den Sinn unseres eigenen Handelns glauben“ 128 . Gott<br />

als das Ganze gedacht erscheint hier – kongruent zu Spaemanns Gedanken – als das, was<br />

allen Vorgängen auf der Erde Sinn verleiht.<br />

3.1.5 Zusammenfassung<br />

Sowohl Robert Spaemann als auch Volker Gerhardt denken Gott als das Ganze der<br />

Wirklichkeit, als das Absolute und Unbedingte. Beide gehen davon aus, dass der Mensch das<br />

123<br />

Spaemann, Rationalität und Gottesglaube (2005), S. 9.<br />

124<br />

Vgl. http://www.zenit.org/article-12176?l=german, 7.5.2012.<br />

125<br />

Vgl. ebd.<br />

126<br />

Gerhardt, Selbstbestimmung (1999), S. 422.<br />

127<br />

Vgl. Gerhardt, Die Individualität des Glaubens (2012), S. 293.<br />

128 a.a.O., S. 314.<br />

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